Eden
zurück ins Haus geschafft. Die Kinder waren in der Schule gewesen, Maggy auf der Arbeit und er unterwegs, als zwei Tage zuvor die ersten Meldungen über den Ausbruch kamen.
Heute versteckten sie sich in ihrem Haus. Türen und Fenster waren mit Brettern vernagelt. Leere Milchkanister hatten sie mit Wasser gefüllt, genau wie die Badewannen. Er wusste, irgendwann würde die Wasserversorgung zusammenbrechen, und es sah nicht so aus, als ob sie in nächster Zeit Gelegenheit haben würden, Milch zu holen.
Im Radio gab es nichts Neues. Als der Nachrichtensender den Prediger und den alten Mann interviewt hatten, die sich lang und breit darüber ausließen, weshalb die Linken, die Homosexuellen, die Feministinnen und ihresgleichen an all dem schuld waren, hatte er umgeschaltet und nach einem Musiksender gesucht, aber auf allen Kanälen wurde geredet, und trotzdem wusste niemand eine Antwort.
Maggy war mit Billy und Sarah unten in der Küche und versuchte, die Kinder mit einem Brettspiel abzulenken, während sie es sich anhörte.
William saß oben im Flur am einzigen nicht vernagelten Fenster. Für alle Fälle lagen mehrere Bretter, ein Hammer und Nägel bereit.
Bis jetzt hatte man sie in Ruhe gelassen. Niemand hatte versucht, in ihr Haus einzudringen.
William hatte sie auf der Straße gehört. Zuerst Autos, die teilweise mit quietschenden Reifen um die Ecke bogen. Das Rumpeln von Militärfahrzeugen. Dann Fußgänger. Viele brüllten etwas. Schließlich Stille, unterbrochen nur von einem gelegentlichen unirdischen Heulen, einem nicht ganz menschlichen Klang.
Letzte Nacht hatte er einen gedämpften Knall gehört, wie von einem Unfall, irgendwo in der Nähe, aber von seiner Position aus konnte er nichts sehen.
Er hörte gelegentlich Radio. Dadurch hatte er eine Vorstellung von dem, was dort draußen vor sich ging. Er wusste von diesen Kreaturen, diesen Zombies, und was sie seiner Familie antun würden, sollte es ihnen gelingen, ins Haus zu kommen.
Erst vor ein paar Stunden hatte er seine Tochter Janis vor einem gerettet. Sie lag jetzt in ihrem Zimmer und erholte sich. Die Tür war nur wenige Schritte von seinem Stuhl entfernt, aus dem er durch das Fenster auf den Hinterhof blickte.
Er hatte die 9mm-Glock des Polizisten. Will konnte damit umgehen, auch wenn ihm die Waffe nicht behagte. Sie lag neben dem Stuhl auf dem Boden.
An die Pistole war er gekommen, als er für seine Familie Vorräte hatte holen wollen. William war aus dem Haus gegangen und zum Milchladen gefahren, der geöffnet, aber verlassen war. Dann waren die Dinge aus dem Ruder gelaufen.
Er hatte seinen Wagen ein ganzes Stück vom Haus entfernt stehen lassen, weil die Straße vor ihm nach einem Zusammenstoß zwischen einem braunen UPS-Lieferwagen, einem Geländewagen und einem Motorrad in Flammen stand. Während Will sich das Ganze aus einem halben Block Entfernung ansah, kam ein Streifenwagen vorbei. Das Fahrzeug hielt an, und zwei Polizisten stiegen mit gezückter Waffe aus.
Ein Cop ging um die brennenden Wracks herum und verschwand hinter den Flammen und dem Qualm aus Wills Blickfeld.
Will stieg aus und ging rufend und winkend auf den anderen Polizisten zu.
»Wer sind Sie?«, brüllte der Beamte. Er wirkte ganz und gar nicht so stark und selbstbewusst, wie es sich für einen Polizisten gehörte. So, wie sie aussahen, wenn sie einen mit blinkenden Dachlichtern auf der Straße anhielten.
»Mein Name ist William Richardson. Ich wohne in der Nähe.«
»Was machen Sie auf der Straße? Mein Gott, Mann, wissen Sie denn nicht, dass Ausgangssperre herrscht? Ich hätte sie erschießen können!«
Hinter den Unfallwagen ertönten Schüsse, dann liefen drei Menschen – alle eindeutig tot – um die Flammen und stürzten auf Will und den Polizeibeamten zu. William lief zurück zum Wagen und verriegelte die Türen. Dann duckte er sich hinters Armaturenbrett.
Viermal hörte er die Glock aufbellen, dann sprang etwas aufs Heck seines Wagens, über das Dach und über die Motorhaube. Weitere Schüsse, vielleicht ein Dutzend. Dann Stille.
Als Will es wagte, einen Blick durch die Windschutzscheibe zu werfen, sah alles friedlich aus, und er wagte sich zurück ins Freie.
Der Polizist kniete auf der Straße und bemühte sich ungeschickt, die Waffe nachzuladen. Die drei Untoten lagen um ihn herum, ein vierter kaum mehr als einen Meter vor Williams Oldsmobile.
Will ging zu dem Beamten und sah, dass er verletzt war. Kreidebleich. Das Uniformhemd triefte vor
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