Eden
Blut.
»Alles in Ordnung, Officer?«
Der Cop zerrte den Schlitten seiner Waffe zurück, schaute zu Will hoch und versuchte, etwas zu sagen, aber es kam nur ein Blutschwall aus seinem Mund und ergoss sich über sein Hemd.
Der Beamte fiel nach vorne, fing sich aber mit einer Hand ab, weigerte sich, zu Boden zu gehen. Das Knistern der brennenden Fahrzeuge und das gespenstische Stöhnen kamen immer näher.
Will trat näher. Hinter dem Polizisten loderten noch immer die Flammen, und von seinem Kollegen war nichts zu sehen.
Nach allem, was er im Radio und Fernsehen gehört und gesehen hatte, zögerte Will nicht länger. Er zog dem Mann die Pistole aus der Hand. Der Polizist lebte noch, aber er war verletzt und konnte nicht mehr sprechen. In seinen Augen lag ein flehentlicher Ausdruck, und als Will ihm die Glock abgenommen hatte, griff er nach Wills Hemd. Es war ein stummer Hilferuf, aber seine blutnasse Hand rutschte vom Ärmelstoff ab, und diesmal brach er auf dem Asphalt zusammen. Doch er lebte noch.
Keuchend lag er da, wirkte besiegt und verloren.
»Es tut mir leid, Officer. Es tut mir wirklich leid.«
Will stand auf, und vier oder fünf von ihnen kamen die Straße herab, schlurften langsam, aber unaufhaltsam auf ihn zu.
Der Polizist krallte sich an Williams Schuh fest und gurgelte etwas Unverständliches.
»Es tut mir wirklich leid«, sagte Will, dann rannte er zwischen zwei Häusern davon und ließ den verwundeten Cop auf der Straße liegen. Und die Vorräte im Auto.
Er bahnte sich über die Hinterhöfe den Weg zurück nach Hause. Kletterte über Zäune. Verletzte sich an einem davon. Mied die Straßen und die Kreaturen dort.
Heute saß er an seinem Fenster und sah auf den Hinterhof. Von hier aus hatte er einen recht guten Überblick über sein Grundstück, den Bretterzaun darum herum und die Rückwand des Hauses gegenüber. Er konnte auch zwischen dem Haus gegenüber und den beiden Häusern links und rechts davon auf die Straße sehen. Den ganzen Morgen saß er schon hier, und einmal hatte er auf der Straße eine der Bestien in Sicht wanken sehen, nicht wissend, dass sie beobachtet wurde.
Er hatte die Kreatur sogar erkannt. Jim Harrison. Wohnte drei Häuser weiter. Oder hatte zumindest dort gewohnt.
Jim war in Sicht gestolpert und wieder verschwunden.
Seither war nicht viel passiert.
In der Ferne stieg Rauch auf, und Will machte sich Sorgen, ob ein Feuer möglicherweise von den Nachbarhäusern auf seines überspringen konnte, wie bei den Waldbränden in Kalifornien.
Die Eichhörnchen, die regelmäßig sein Vogelhaus plünderten, saßen in ihrem Baum. Er hatte kein frisches Vogelfutter ausgelegt und auch nicht vor, es noch zu tun.
Ein Mann lief auf Wills Hof.
»Himmel.«
Der Mann schien unverletzt. Er war kein Zombie. Aber er wirkte gehetzt, und er hatte einen schweren Revolver in der Hand, mit dem er in die Richtung zielte, aus der er gekommen war. Er trug einen Rucksack, so ähnlich wie der von Janis.
Will überlegte. Er hoffte, dass der Kerl wieder verschwand. Er war auf den Hinterhof gerannt, ganz offensichtlich wurde er verfolgt. Falls das so war, konnten die Kreaturen nicht weit sein, und das Letzte, was Will gebrauchen konnte, waren Zombies, die um sein Haus strichen, während Maggy, Billy und Sarah in der Küche würfelten und Janis sich erholte.
Ja, mit etwas Glück würde der Kerl genauso schnell wieder verschwinden, wie er aufgetaucht war.
Aber das tat er nicht.
Der Mann stand vornübergebeugt, die Hände und den schweren Revolver auf die Knie gestützt, und kam zu Atem. Er ging hinüber zum Bretterzaun, der Wills Hof von dem des Hauses gegenüber trennte, und lugte auf Zehenspitzen hinüber. Er schien zu überlegen, wie es weitergehen sollte.
In diesem Moment drehte er sich um und blickte genau zu Will an seinem Fenster herauf.
»Himmel«, stieß Will ein zweites Mal aus und duckte sich. Seine Hand griff nach der Waffe, ohne dass er hätte sagen können, warum. Er hatte nicht vor, den Mann zu erschießen, solange es sich vermeiden ließ.
Der Mann auf dem Hof war klug genug, nicht zu rufen. Das hätte möglicherweise alle auf der Straße lauernden Untoten alarmiert.
Will wartete ein paar Minuten, nahm sich zusammen und hoffte, dass der Kerl vernünftig war und das Weite suchte. Das hätte er getan, wenn er in einem fremden Hinterhof gestanden und der Besitzer ihn bewusst ignoriert hätte. Vielleicht hatte der Mann ihn ja auch gar nicht gesehen. Als er sich wieder hochwagte, war
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