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Eden

Titel: Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Mochinski
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Das haben wir alle, und dann taucht dieser Kerl auf und verarscht sie?«
    »Du darfst nicht vergessen, dass er ihnen erzählt, was sie hören wollen . Du hast doch gesehen, wie Camille und Sal diesen Mist geschluckt haben.«
    »Ja, aber so was brauchen sie nicht zu hören.«
    »Wer bist du? Graham? Markowski? Wer entscheidet das?«
    »Aber Mann, das ist doch … doch … herabwürdigend! Das ist falsch , Mann. Auf so vielen Ebenen falsch. Ich will sagen, diese Leute, wir alle. Wir haben Menschen verloren, Buddy. Wir haben Menschen auf übelste Weise verloren.«
    »Du brauchst mir nichts über Verlust zu erzählen, Harris.«
    »Das versuche ich gar nicht. Ich weiß. Ich kann nur nicht … Ich … Herrgott, was habe ich mir gedacht?«
    »Harris, Mann, hör zu. Ich halte auch nichts von dem Gesülze, das der Bursche ablässt, aber du musst ihn einfach ignorieren. Okay? Geh ihm einfach aus dem Weg.«
    Harris saß eine Weile schweigend da.
    »Hab ich ihn verletzt?«
    Buddy grinste. »Nichts, was nicht wieder verheilt. Seine Nase hast du anständig zerbeult. Wenn ich nicht dazwischengegangen wäre, hättest du ihn womöglich noch schlimmer zugerichtet.«
    »Mann, ich hoffe, ich habe ihn nicht zu übel verletzt«, sagte Harris und war ehrlich betroffen.
    »Bleib’ne Weile hier sitzen und kühl ab, Harris. Dann geh ich nachsehen, wie viel Schaden wir angerichtet haben.«
    »Wir?«
    »Wir sind Partner, oder?«
    »Absolut.«
    »Na, ich brauch einen Partner, der einen kühlen Kopf bewahrt und klar denken kann, Harris. Der Tag wird kommen, an dem wir uns um Graham und seine Bande kümmern müssen, oder sie kümmern sich um uns, und der Tag ist nicht mehr fern.«
    »Meinst du, so weit kommt es?«
    »Wäre nicht das erste Mal. Es wird passieren.«
    »Es wird Tote geben, oder?«
    »Es gibt immer Tote, Harris. Das ist unvermeidbar. Die Frage ist nur, wer und wie viele.«
    »Also, wir werden es nicht sein.«
    »Genau so sehe ich das auch.«

23
     
    Er war kurz nach siebzehn Uhr zu Hause. Harris war in Hillcrest geblieben, bis alle Busse abgefahren waren. Einer der Fahrer war durchgedreht und nicht zur Arbeit erschienen, so dass ein Ersatzfahrer besorgt werden musste. Das hatte alles um etwa eine halbe Stunde verzögert. Sobald die meisten Schüler fort waren, hatte Harris die Lehrer entlassen. Er wusste, sie wollten alle heim zu ihren Familien. Er wartete mit den letzten Kindern auf den verspäteten Bus.
    Gus Cupolo, der Englischlehrer, hatte sich kurz nach der Versammlung in der Cafeteria abgesetzt. Einerseits nahm es Harris dem Mann übel, dass er sich fortgeschlichen hatte, aber andererseits verstand er ihn auch. Er würde später mit ihm darüber reden.
    Weder mit dem Handy noch mit irgendeinem der Telefone im Gebäude bekam er eine Verbindung. Die Netze waren alle überlastet. Aber er musste seine Frau anrufen. Hören, dass es ihr gutging. Dass die Nationalgarde die Situation in der Innenstadt unter Kontrolle hatte, wo sie arbeitete. Dass es in ihrem Gebäude sicher war. Immerhin war sie bei einer großen Anwaltskanzlei mit eigenem Sicherheitsdienst angestellt. Vielleicht war sie ja schon auf dem Weg nach Hause.
    Als der letzte Schulbus abfuhr, schloss Harris die Eingangstür hinter sich ab und ging zügig zu seinem Lexus auf dem Schulparkplatz. Als junger Mann waren ihm Autos ziemlich gleichgültig gewesen, im Unterschied zu seinen Freunden, aber mit zunehmendem Alter und einem angenehmen Mittelschichtleben hatte er irgendwann darauf geachtet, was die Leute fuhren. Der Lexus galt immer noch als Luxusklassewagen. Raquel und er hatten sich dafür entschieden, als immer deutlicher wurde, dass ihre Ehe kinderlos bleiben würde.
    Ohne Kinder mussten sie kein Geld für Unigebühren zurücklegen, also was sprach dagegen, sich etwas zu leisten?
    Seit ein paar Monaten überlegten sie, vielleicht ein Kind zu adoptieren. Freunde von ihnen hatten ein süßes kleines Mädchen aus Russland adoptiert. Er kannte eine Menge weißer Paare, die Kinder aus Europa adoptiert hatten, weil sie Wert auf die Hautfarbe legten und hier in Amerika kein weißes Kind bekamen.
    Harris war die Hautfarbe egal. Er arbeitete lange genug im Schulwesen, um zu wissen, dass es Gutes und Schlechtes in allen Schattierungen gab. Das erlebte er bei den Kindern und genauso bei Erwachsenen. Wenn ein Kind in einem Zuhause groß wurde, in dem man Wert auf Bildung legte und es von der Straße fernhielt, dann entwickelte es sich in aller Regel später ganz anders als eines,

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