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Eden

Titel: Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Mochinski
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vergessen.
    Er mochte den Mann nicht besonders, aber Harris lauschte jedem seiner Worte. Der Vizepräsident pflegte seine Pressekonferenzen frei zu halten, ohne vorgefertigten Text, aber heute stand er vor der Fahne am Rednerpult und hatte ein Bündel Seiten in der Hand. Der Regierungssprecher kündigte ihn an, dann setzte der Vize die Brille auf und las.
    »Meine Damen und Herren, liebe Mitbürger, Männer, Frauen und Kinder dieser großartigen Republik. Die Ereignisse des heutigen Tages und dieser Minuten, in denen ich hier zu Ihnen spreche, haben bei manchen …« Bla, bla, bla . Harris wartete auf irgendetwas Handfestes, einen Hinweis auf Raquels Schicksal. »… Die Streitkräfte der Vereinigten Staaten befinden sich im Einsatz, um den Aufruhr einzudämmen, und wir sind zuversichtlich, dass spätestens in zwölf Stunden die Ordnung wiederhergestellt …«
    Daffy winselte und starrte Harris mit großen Augen an.
    »… Außerdem bitte ich alle Bürger, in ihren Häusern zu bleiben und Fenster und Türen zu verriegeln. Für diejenigen unter ihnen, denen es derzeit nicht möglich ist, nach Hause zurückzukehren, sind zeitweilige Aufnahmestationen, die Nahrung, Unterkunft und Erste Hilfe anbieten, in allen …«
    Am unteren Bildschirmrand listete ein Schriftband die Anlaufstationen auf.
    »… Versuchen Sie vor allem nicht, selbst gegen diese Bedrohung vorzugehen. Die Männer und Frauen unserer Streitkräfte sind die besten der Welt, und Sie haben mein Versprechen, dass wir die Gefahr in wenigen Stunden ausgeräumt haben werden.«
    Das war das Ende der Rede, und der Vizepräsident drehte sich zur Tür, aber die Reporter wurden unruhig, und jemand rief: »Mister Vizepräsident, Mister Vizepräsident!«
    »Der Vizepräsident beantwortet keine Fragen«, erklärte einer seiner Mitarbeiter außer Sicht der Kamera.
    »Nein, nein, Jim, ist schon gut. Ich übernehme das. Ich werde ein paar Fragen beantworten.« Der Vize schaute auf die Uhr, als sei auf aufdringliche Reporterfragen zu antworten, das Letzte, was er gerade tun wollte. »Aber dann muss ich gehen.«
    Harris fragte sich, wohin der Mann so dringend musste. Selbstgefälliger Mistkerl.
    »Ja, Peter.« Der Vizepräsident deutete auf einen Journalisten.
    »Äh, Paul, Sir«, sagte ein Reporter außerhalb des Bildes. »Mister Vizepräsident, stimmt es, dass einige Aufrührer auf den Straßen Menschen fressen ?«
    Der Vize schüttelte abfällig den Kopf und wedelte mit der Hand, um den Gedanken von sich zu weisen. »Hören Sie, in schwierigen Zeiten wie diesen verbreiten sich erfundene Geschichten – erfundene Geschichten, haben Sie verstanden? Hirngespinste. Die Leute schmücken aus, was sie sehen, sie schnappen etwas auf, und wenn sie es jemandem weitererzählen, wird etwas ganz anderes daraus. Wirklich, Kannibalismus? Ich glaube nicht, dass wir Kannibalismus …«
    »Mister Vizepräsident«, unterbrach ein anderer Reporter, und auf der Stirn des Vizepräsidenten trat eine Ader hervor. »Wir haben Bilder einer Gruppe von Aufrührern, die ihre Opfer fressen.«
    »Hören Sie.« Der Vizepräsident klang jetzt verärgert. »In jeder Situation ungeheurer Belastung greifen Einzelne zu extremen Maßnahmen. Aber Kannibalismus? Ich wäre nicht überrascht, wenn ein paar Fanatiker sich dazu hinreißen lassen, Gott allein weiß, aus welchen Beweggründen. Vermutlich, um Angst und Schrecken zu säen. Und genau das dürfen wir nicht zulassen. Wir müssen standhaft bleiben und diesem Angriff auf unsere Freiheit entschlossen entgegentreten.«
    »Wem, Mister Vizepräsident?«
    »Wem?« Er schaute die Frau, die die Frage gestellt hatte, an, als wäre sie geistig zurückgeblieben.
    »Ja, wem dürfen wir nicht gestatten, Angst und Schrecken zu säen? Wer greift unsere Freiheit an?«
    »Ich bin nicht befugt, Ihnen diese Information hier und jetzt zukommen zu lassen.« Der Vize sah auf die Uhr. »Aber glauben Sie mir eines, wir dürfen die Feinde Amerikas, die Feinde der Freiheit, nicht unterschätzen.«
    »Sind Sie nicht befugt, Mister Vizepräsident, oder haben Sie schlicht keine Ahnung?«, fragte jemand anderes.
    Der Vizepräsident lief rot an, bedeckte ein Mikro mit der Hand, zog sie wieder weg.
    »Für wen arbeiten Sie? Welchen Sender?«
    »Z Magazine.«
    »Hm, Z Magazine.« Der Vize nickte einem seiner Mitarbeiter zu, der sich eine Notiz machte.
    »Mister Präsident«, versprach sich jemand, und ein Kichern ging durch den Raum. Selbst der Vizepräsident lächelte.
    »Bitte, Fran«,

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