Eden Inc.
wirkte es in diesem Konglomerat von holländischen Giebeln nicht fehl am Platze. Die intensiven Farbtöne des glänzenden Marmors passten prächtig zur Kulisse mit Eichen und Platanen. Über ihm segelten lärmende Wasservögel dahin.
Die Empfangshalle war mit drei Frauen besetzt. Lash ging auf die erste zu und reichte ihr seine Karte. »Dr. Lash; ich möchte Dr. Goodkind sprechen.«
»Einen Moment, bitte.« Die Frau warf einen Blick auf den Monitor, der ihren Arbeitsplatz einnahm, hob einen manikürten Finger ans Ohr und lauschte einer unsichtbaren Kopfhörerstimme. Dann schaute sie zu ihm auf. »Wenn Sie bitte so lange Platz nehmen wollen? Er kommt Sie gleich abholen.«
Lash hatte sich kaum in einen der Chrom-Leder-Sessel gesetzt, als er Roger Goodkind auch schon heranpreschen sah.
Er hatte seit ihrer letzten Begegnung ein paar Pfund zugelegt, und der Haaransatz an seinen Schläfen war dramatisch zurückgewichen. Aber auf seinem Gesicht lag noch immer das listige Schmunzeln, und sein galoppierender Gang hatte sich seit ihrer Studentenzeit nicht verändert.
»Chris!« Goodkind packte Lashs Hand. »Pünktlich wie immer.«
»Ist reine Versagensangst, durch Überpünktlichkeit getarnt.«
Der Biochemiker lachte. »Wenn deine Diagnose doch nur so einfach wäre.« Er geleitete Lash zum Aufzug. »Kann es wirklich wahr sein, dass ich in einer Woche gleich zweimal von dir höre? Wie komme ich zu dieser Ehre?«
»Ich würde lieber sagen, dass ich nur mal so vorbeischaue«, erwiderte Lash, als die Aufzugtür sich öffnete. »Aber Tatsache ist, dass ich deine Hilfe brauche.«
Goodkind nickte. »Aber gern.«
Goodkinds Abteilung war größer, als Lash erwartet hatte.
Sie wies zwar die üblichen Labortische und chemischen Gerätschaften auf, aber auch tiefe Ledersessel, einen hübschen Schreibtisch, Bücherregale voller Zeitschriften und einen atemberaubenden Blick auf den Fluss. Lash stieß einen anerkennenden Pfiff aus.
»Der Laden meint es gut mit mir«, sagte Goodkind mit einem Kichern. Seit ihrer letzten Begegnung hatte er sich eine neue Allüre zugelegt: Er fuhr mit den Fingern durch sein schütteres Haar, packte eine Strähne und zupfte daran, als wolle er sie zum Wachsen anregen.
»Den Eindruck hab ich auch.«
»Setz dich hin. Willst du ’n Wässerchen oder so was?«
Lash ließ sich in einem Ledersessel nieder. »Danke, nein.«
Goodkind nahm ihm gegenüber Platz. »Was ist also los?«
»Weißt du noch, weswegen ich dich letzte Woche angerufen habe?«
»Klar. Du hast mir jede Menge verrückte Fragen über den Selbstmord eines absolut glücklichen Ehepaars gestellt.«
»Ja. Ich arbeite an einem Fall, Roger ... An einem Fall, über den ich dir nicht mehr erzählen kann. Ich kann mich doch darauf verlassen, dass die Sache unter uns bleibt?«
»Um was geht’s, Chris? Eine FBI-Angelegenheit?«
»Sozusagen.« Lash sah, dass Goodkind große Augen machte.
Wenn er glaubte, dass das FBI damit zu tun hatte, war er wahrscheinlich eher zur Mitarbeit bereit.
Goodkind veränderte seine Position. »Ich werde tun, was ich kann.«
»Du hast doch eine Menge mit Toxikologie zu tun, nicht wahr? Mit den Nebenwirkungen von Medikamenten, Wechselwirkungen und solchen Sachen.«
»In dieser Hinsicht bin ich zwar kein Experte, aber du hast Recht: In gewisser Weise haben wir hier alle mit Toxikologie zu tun.«
»Dann erzähl mir mal was. Welche Schritte muss ein Biochemiker vollziehen, wenn er ein neues Medikament entwickelt?«
Goodkind fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Meinst du von Anfang an?« Er pausierte und zupfte an einer Locke.
»Historisch gesehen war die Entwicklung von Medikamenten immer eine Art Glücksspiel. Man durchleuchtet Moleküle und Verbindungen und sucht nach einem >Treffer<, nach etwas, das auf den Menschen zuträglich wirkt. Natürlich kann man heute mit chemischer Berechnung Reaktionsauswirkungen simulieren, die...«
»Nein, die Anfänge eines solchen Verfahrens meine ich nicht. Nehmen wir mal an, das Medikament ist schon entwickelt - oder etwas, von dem man glaubt, es könnte eins sein. Wie sieht dann der nächste Schritt aus?«
Goodkind dachte kurz nach. »Tja, man macht eine Stabilitätsprüfung. Kriegt raus, welche Form der Verabreichung die beste ist: als Tablette, Kapsel oder in Form einer Lösung.
Dann setzt man das Medikamentenmolekül verschiedenen Bedingungen aus - relativer Feuchtigkeit, UV-Licht, Sauerstoff, Hitze -, damit man sicher ist, dass es nicht degeneriert und in
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