Eden Inc.
beobachtete sie beim Hinausgehen. Obwohl er wirklich neugierig war, was sein Vorschlag erbringen würde, war er im Moment doch mehr daran interessiert, sich dem Bildschirm zu widmen, ohne dass ihm dabei jemand über die Schulter sah. Er machte mit dem Scrollen der Namen weiter.
Es dauerte länger, als er angenommen hatte, und es war fast halb zwölf, als er den Anfang der Auflistung erreichte. Lash ließ sich enttäuscht zurückplumpsen. Aber es wäre natürlich zu schön gewesen, den Namen, auf den er hoffte, so einfach zu finden. Vielleicht war es ja eine verrückte Idee. Die Vorstellung, noch eine ellenlange Namensliste durchzublättern, schreckte ihn ab. Doch andererseits hatte er eine Menge erreicht: Er konnte auch die Wilners noch eben prüfen. Für den Fall des Falles.
Lash drückte die Funktionstaste, die Tara ihm gezeigt hatte.
Sofort baute sich der Bildschirm neu auf und stellte die Avatare in numerischer Reihenfolge dar.
BEGINN DER ANFRAGE
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000.000.000
000.448.401
000.448.916
000.448.954
000.449.010
000.449.029
000.449.174
000.449.204
000.449.248
000.449.286
Lash setzte sich kerzengerade hin. Was hatte die erste Zahl, die mit den neun Nullen, zu bedeuten? Er betätigte erneut die Funktionstaste, aber es gab keinen entsprechenden Namen für den Identitätscode: Das Feld blieb leer.
Lash zuckte die Achseln, griff nach dem Blatt, das Tara auf dem Tisch hatte liegen lassen, und gab John Wilners Code – 000.491.003 - in das Anfragefeld ein.
Als der Bildschirm sich neu aufbaute, stand die 000.000.000 noch immer am Kopf der Auflistung. Und auch diesmal war kein Name mit der Zahl assoziiert.
Lash kratzte sich am Kopf. Was war das? Eine Anfangsmarkierung?
Noch ein Test. Er stand auf, umrundete rasch den Schreibtisch und kramte in den darauf verstreuten Papieren, bis er einen Bogen mit Kevin Connellys Identitätscode fand. Er kehrte an den Computer zurück, gab den Code ein und schaute sich die neue Zahlenreihe an.
»Gütiger Gott«, keuchte er.
Die Tür ging auf. Tara trat ein. Sie schleppte eine Menge Papiere. »Ich hab willkürlich nach einem Dutzend Namen gegriffen«, sagte sie. »Ich dachte, die Bewertungen müssten reichen, um ...«
Lash fiel ihr ins Wort: »Kommen Sie bitte her!«
Tara legte die Akten auf dem Tisch ab und kam an den Monitor.
Lash schaute sie an. Er machte sich nun nicht mehr die Mühe, seine Aufregung zu verbergen. »Ich möchte, dass Sie noch eine Liste erstellen. Zeigen Sie mir, wer jetzt im Tank ist.«
Tara runzelte die Stirn. »Was geht hier vor? Was machen Sie da?«
» Bitte, Tara. Machen Sie’s einfach.«
Sie schaute ihn kurz und konzentriert an. Dann beugte sie sich über die Tastatur und startete eine neue Anfrage.
Der Bildschirm leerte sich. Lash betrachtete ihn aufgeregt. Er nickte vor sich hin, als bestätige sich sein privater Verdacht.
Dann schaltete er urplötzlich den Strom ab. Der Bildschirm wurde schwarz.
»Was soll das, verdammt?«, fragte Tara.
Lash antwortete nicht. Er griff zum Telefon, klemmte es sich unters Kinn und wählte eine Nummer.
»Geben Sie mir bitte Captain Tsosie«, sagte er und wartete einen Moment. »Joe? Hier ist Chris Lash. Joe, steht das Haus der Thorpes technisch noch immer unter Polizeibewachung?
Gott sei Dank. Hör zu, ich möchte, dass du sofort einen Außenagenten dort rüberschickst. Hast du noch meine Handynummer? Gib sie dem Mann. Er soll mich anrufen, sobald er auf dem Grundstück ist. Ja, es ist wichtig. Danke.«
Er stellte das Telefon hin und schaute Tara an. »Ich muss was erledigen. Ich kann es im Moment nicht erklären. Ich bin bald wieder da.«
Er griff sich seinen Mantel und begab sich zur Tür. Dann drehte er sich um. Tara saß noch immer am Schreibtisch und schaute ihn an. Sie hatte einen merkwürdigen Ausdruck im Gesicht.
»Klemmen Sie sich hinter den Arzt«, sagte Lash. »Dr. Moffet.
Verstanden?«
Tara nickte. Lash wandte sich um, riss die Tür auf und war weg.
37
In der stillen Galerie hoch über der Madison Avenue erwachte ein Laserdrucker zum Leben: zuerst das Schnurren eines Ventilators, dann das grüne Blinken eines Lichts. Der Motor tuckerte kurz, dann glitt ein einzelnes Blatt Papier ins Ausgabefach.
Richard Silver, der in der Mitte des Raumes an einem Holztischchen saß, schaute bei dem Geräusch auf. Über seinen Schultern hing ein Frotteehandtuch. Er hatte fast zwanzig Stunden lang durchgearbeitet und den Pseudocode eines umfangreichen neuen Programms skizziert
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