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Eden Inc.

Eden Inc.

Titel: Eden Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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wenn Sie mitspielen, Sir«, sagte der Wachmann.
    Lash wurde vage bewusst, dass Tara aus der Nische gehuscht war und nun hinter Mauchly stand.
    Einige Sekunden vergingen. Sie kamen Lash wie eine Ewigkeit vor. Er schaute sich in dem Lokal um. Einige Gesichter schauten in seine Richtung und beobachteten ihn mit sanfter Neugier. Er musterte die ihn umzingelnden Wachmänner.
    Dann nickte er und stand, diesmal viel langsamer, auf. Die Männer nahmen ihn zwischen sich. Er fühlte, wie man ihn vorwärts schob.
    Mauchly, nun weit vor ihm, verließ schon das Café und legte beschützend einen Arm um Taras Schulter. »Tut mir Leid, dass Sie das durchmachen mussten«, hörte Lash ihn sagen.
    »Aber jetzt ist alles vorbei. Sie sind in Sicherheit.« Die Tür schloss sich hinter ihm, die Geräusche verstummten, und die beiden verschmolzen in der zunehmenden Finsternis der 54th Street.
    Tara verschwand, ohne sich umzuschauen.

 
42
    Richard Silver trat vorsichtig vom Laufband und legte schwer atmend eine Pause ein. Nachdem er den Apparat abgeschaltet hatte, griff er nach einem Handtuch und wischte sich die Stirn ab. So lange hatte er zwar noch nie trainiert - fünfundvierzig Minuten bei zehn Kilometern pro Stunde und einer achtprozentigen Steigung -, doch sein Geist war noch immer so besorgt wie in der Sekunde, als er angefangen hatte.
    Silver warf das Handtuch in einen Segeltuchbehälter, verließ die Sporthalle, ging durch den Korridor in die Küche und füllte ein Glas mit Leitungswasser. Nichts von dem, was er tat, schien die über ihm schwebende Bedrückung zu vertreiben. So war es seit heute Morgen, als das Blatt Papier, das Lash als einzig möglichen Killer nannte, aus dem Drucker gekommen war.
    Silver trank uninteressiert ein paar Schluck Wasser und stellte das Glas in der Spüle ab. Er blieb einen Moment stehen und stierte vor sich hin. Dann sank er nach vorn, stützte die Ellbogen auf den Küchentresen und presste sich die Faust an die Stirn: einmal, zweimal, dreimal . Er musste aufhören. Er musste mit der Sache weitermachen, er musste einfach. Den Anschein von Normalität aufrechtzuerhalten war die einzige Methode, um diese unnormalen Zeiten zu überstehen.
    Silver richtete sich auf. 16.15 Uhr. Was tat er jetzt normalerweise?
    Die Nachmittagssitzung mit Liza stand an.
    Silver verließ die Küche und ging ans Ende des Korridors.
    Normalerweise las er in den Morgenstunden technische Zeitschriften und internen Papierkram. Am frühen Nachmittag waren geschäftliche Angelegenheiten an der Reihe. In den Abendstunden programmierte er. Aber bevor er zum Essen ging, nahm er sich immer die Zeit, Liza zu besuchen.
    Dann sprach er mit ihr, diskutierte Programmaktualisierungen und machte sich ein Bild von ihren Fortschritten. Er freute sich stets darauf. Mit etwas zu kommunizieren, das ein Teil seines Ichs und zum Teil seine Erfindung war, war ein Gefühl, das an nichts heranreichte, was er je kennen gelernt hatte. Das Gefühl war alle Mühen wert, die es ihn kostete. Es war eine Erfahrung, die er wohl niemals einem anderen würde vermitteln können.
    Silver sicherte diese Zeit gegen alle Störungen ab und begann stets um 16.00 Uhr. Heute hatte er sich - seit dem Tag vor vier Jahren, an dem Liza und der riesige Haufen Hilfshardware im Penthouse installiert worden war - zum ersten Mal verspätet.
    Er glitt in den Schalensitz, befestigte die Elektroden und bemühte sich, seinen Kopf freizumachen. Nur lange Übung machte es möglich. Minuten vergingen, in denen er sich vorbereitete. Dann legte er eine Hand auf die Tastatur und fing an zu tippen.
    »Richard«, kam die gespenstische, körperlose Stimme.
    »Hallo, Liza.«
    »Du hast dich um siebzehn Minuten verspätet. Stimmt was nicht?«
    »Es ist alles in Ordnung, Liza.«
    »Das freut mich. Soll ich mit dem Statusreport beginnen? Ich habe den neuen Verständigungscode geprüft, den du installiert hast, und einige kleinere Modifikationen vorgenommen.«
    »Sehr gut, Liza.«
    »Möchtest du die Einzelheiten der Berechnungen hören?«
    »Nein, danke. Wir können den Rest der Meldung heute auslassen.«
    »Möchtest du dann die letzten zugeteilten Szenarien diskutieren? Ich bereite Szenario 311 vor: das Erzeugen falscher Positiva beim Turing-Test.«
    »Vielleicht morgen, Liza. Mir ist eher danach, gleich zur Sache zu kommen.«
    »Ausgezeichnet.«
    Silver griff unter den Sessel - vorsichtig, damit sich die Elektroden nicht lösten - und zog ein kleines, ziemlich zerlesenes Buch hervor. Es

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