Eden Inc.
dagegen ist ein Histamin-Antagonist. Im Lauf der Zeit können Menschen, die dieses Medikament ständig einnehmen, einen hohen Blutkupfergehalt entwickeln - ein niedriger Histamingehalt im Blut führt zu einer Konzentration von Kupfer.«
Taras fortwährender Unglauhe machte Lash immer besorgter. »Verstehen Sie denn nicht? Durch die Einnahme dieser hohen Dosis Scolipan hat Lindsay Thorpe im Verbund mit ihrem hohen Blutkupfergehalt unwissentlich genau die Umstände erzeugt, die während der Scolipan-Testphase zu den vielen Selbstmorden geführt haben. Stellen Sie sich nur die schrecklichen geistigen Qualen vor, die sie durchgemacht haben muss. Die Plötzlichkeit und Unerklärlichkeit muss die Sache noch verschlimmert haben. Feindselige Stimmen im Kopf. Handlungen psychotischen Trotzes: Sie stellt fest, das sie plötzlich Musik hört, die sie nicht ausstehen kann. Lindsay Thorpe konnte Opernmusik nicht ausstehen, aber als sie starb, hat sie eine Oper gehört. All dem musste absolute Verzweiflung folgen, ein überwältigender Drang zu Mord und Selbstmord ...« Lash hielt inne. »Sie hat ihren Mann sehr geliebt. Doch diesen Impulsen vermochte sie keinen Widerstand zu leisten. Trotzdem glaube ich, dass Sie es mit so viel Würde und so wenig Schmerz getan hat wie nur möglich.«
Da Tara nichts sagte, sprach er weiter. »Ich weiß, was Sie denken. Warum hat sie ihren Mann getötet? Sie wollte es doch nicht. Aber sie musste es tun. Doch auch als die Flut der Gehirnchemikalien sie halb verrückt machte, war die Liebe zu Lewis Thorpe noch immer vorhanden. Wie bringt man jemanden um, den man liebt? So schmerzlos wie möglich.
Dann kann man die Welt gemeinsam verlassen. Deswegen ist es auch in der Nacht passiert: Lindsay brauchte ihrem schlafenden Mann nur eine Plastiktüte über den Kopf zu ziehen - und dann sich selbst. Wahrscheinlich hat sie gewartet, bis er vor dem Fernseher eingeschlafen war. Das Gleiche bei Karen Wilner. Sie war Bibliothekarin. In der Buchbinderei der Bibliothek hatte sie sicher Zugang zu Skalpellen. Ein geschliffenes Skalpell ist so scharf, dass man es nicht spürt, wenn es einem die Vene aufschneidet - jedenfalls nicht, wenn man schläft. Aber ich schätze, ihr eigenes Handgelenk hat sie dann etwas zögerlicher aufgeschlitzt. Deswegen ist sie auch später gestorben.«
»Was ist mit dem Kind?«, murmelte Tara. »Dem Kind der Thorpes?«
»Sie meinen, warum es noch lebt? Ich kenne die Morphologie der Substanz P nicht gut genug, um zu spekulieren. Vielleicht ist die Mutter-Kind-Bindung zu elementar, zu primitiv, um auf eine solche Weise durchbrochen zu werden.«
Lash griff über den Tisch und nahm Taras Hand. »Lindsay hat sich und ihren Mann möglicherweise getötet. Aber darum geht es jetzt nicht. Es geht um einen echten Mord. Jemand, der bei Eden arbeitet, wusste genau, wie er sie dazu bringen kann, selbst Schluss zu machen. Jemand kannte ihre Krankengeschichte. Er wusste von den alten Scolipan-Tests und wie er genau diesen chemischen Cocktail in ihre Blutbahn bringt. Dieser Jemand hatte außerdem die Macht, eine Datenspur zu fälschen, an Lindsays medizinischen Verordnungen herumzumanipulieren und ihre Rezeptur sogar zu verändern. Sie haben es selbst gesagt: Es muss jemand sein, der Weltklasse-Zugriff auf Ihr System hat.«
Sein Griff um ihre Hand wurde enger. »Ich glaube, Sie wissen, wohin die Spur führt. Es ist die Antwort, die einzig mögliche Antwort. Und Sie müssen jetzt stark sein. Denn dieser Mensch muss aufgehalten werden. Er hat Karen Wilner auf die gleiche Weise zugesetzt. Er selektiert die Frauen heraus, damit sie sich selbst vernichten. In nur zwei Tagen wird das dritte Ehepaar ...«
Lash hielt jäh inne. Tara hörte ihm nicht mehr zu. Sie schaute ihn auch nicht mehr an. Ihr Blick galt etwas oberhalb seiner Schulter.
Lash drehte sich um. Edwin Mauchly war am Eingang des Cafés aufgetaucht. Er war von einem halben Dutzend Männern umgeben. Lash kannte sie zwar nicht, aber er wusste, dass sie zum Sicherheitspersonal von Eden gehörten.
Tara entzog ihm schnell ihre Hand.
Lash, ziemlich erschreckt, reagierte langsam. Sekunden später war der Tisch umstellt, alle Ausgänge waren blockiert.
»Würden Sie bitte mitkommen, Dr. Lash?«, sagte Mauchly.
Als Lash kapierte, sprang er instinktiv auf. Er war zur Flucht bereit. Einer der Wachmänner legte ihm eine Hand auf die Schulter und drückte ihn sanft, aber unmissverständlich auf seinen Platz zurück.
»Es ist weniger schmerzhaft,
Weitere Kostenlose Bücher