Eden Inc.
Gedanken beiseite. Es war schon erstaunlich, dass die Nachfrage bei Eden so groß war, dass die Bewerber sieben Tage die Woche betreut werden mussten. Er fuhr nach oben und warf einen neugierigen Blick auf die Menschen, die mit der Rolltreppe links von ihm nach oben fuhren. Woran hatte Lewis Thorpe wohl gedacht, als er hier hinaufgefahren war? Oder John Wilner? Waren sie aufgeregt gewesen? Nervös? Furchtsam? Sein Blick fiel auf zwei Personen, die mit ihm nach oben fuhren - ein Mann in den mittleren Jahren und eine junge Frau. Sie waren nur wenige Stufen voneinander entfernt und wechselten einen Blick. Der Mann nickte der Frau fast unmerklich zu, dann schaute er weg. Lash fiel ein, was Lelyveld gesagt hatte: Das Sicherheitspersonal ging zwar subtil vor, war jedoch allgegenwärtig. Waren einige der Bewerber in Wirklichkeit Eden-Mitarbeiter?
Oben angekommen passierte er den breiten Bogengang und bog in einen mit fröhlichen Werbeplakaten dekorierten Gang ab. In den Boden eingelassene, schwach erkennbare parallele Linien erzeugten mehrere breite, durch den Gang führende Spuren. Sie bewirkten, dass die Bewerber - bewusst oder aufgrund einer subtilen Orchestrierung - ausschwärmten und nebeneinander gingen. Sämtliche Spuren endeten an Türen. Vor den Türen standen Techniker in weißen Kitteln.
Lash sah, dass die Person am Ende seiner Spur ein großer, schlanker Mann von etwa dreißig Jahren war.
Als Lash sich ihm näherte, nickte der Mann ihm zu und öffnete die Tür hinter sich. »Treten Sie bitte ein.« Lash schaute sich um und sah, dass die Mitarbeiter vor den anderen Türen das Gleiche taten. Er ging also hinein.
Vor ihm lag ein anderer Gang. Er war ziemlich schmal und völlig weiß. Der Mann schloss die Tür, dann führte er Lash durch den nichts sagend wirkenden Gang. Nach der luftigen Empfangshalle und dem breiten Korridor hatte die Umgebung beinahe etwas Klaustrophobisches an sich. Lash folgte seinem Führer, bis sie in einen kleinen quadratischen Raum kamen. Er war so weiß wie der Gang, und sein einziges Merkmal waren sechs identisch aussehende Türen. Sie wiesen keine Klinken auf, sondern kleine weiße Kartenlesegeräte. Eine gegenüberliegende Tür war als Toilette für beide Geschlechter gekennzeichnet.
Der Mann wandte sich zu Lash um. »Ich bin Robert Vogel, Dr. Lash. Willkommen bei der Eden-Bewertung.«
»Danke.« Lash schüttelte die ihm dargebotene Hand.
»Wie fühlen Sie sich?«
»Danke, gut.«
»Wir haben einen langen Tag vor uns. Falls Sie irgendwelche Fragen oder Bedenken haben, werde ich mein Bestes tun, um Ihnen alles zu erklären.«
Lash nickte. Vogel schob eine Hand in seinen Laborkittel und entnahm ihm einen Palmtop-Computer. Er zog einen Stift aus der Kerbe des Instruments und kritzelte etwas auf die Schreibfläche. Nach einer Weile runzelte er die Stirn.
»Was ist denn?«, fragte Lash schnell.
»Nichts. Es ist nur ...« Vogel wirkte überrascht. »Es ist nur, dass Sie mit einer Vorabgenehmigung zur Prüfung erscheinen. Das habe ich noch nie erlebt. Sie haben keine Vorprüfung durchlaufen?«
»Nein, aber falls das ein Problem ist .«
»Oh, nein. Sonst stimmt ja alles.« Vogel fing sich schnell wieder. »Sie wissen natürlich, dass Sie erst nach der heutigen Prüfung formell als Bewerber akzeptiert werden?«
»Ja.«
»Und dass Sie, falls Sie nicht akzeptiert werden, Ihr Geld nicht zurückverlangen können?«
»Ja.« Natürlich hatte Lash keine Gebühr bezahlt, aber der Mann brauchte ja schließlich nicht alles zu wissen. Lash war erleichtert: Vogel hatte eindeutig keine Ahnung, was er wirklich hier machte. Lash hatte Mauchly mit Nachdruck verdeutlicht, dass man ihn wie einen echten Bewerber behandeln sollte. Er wollte alles so sehen wie die Thorpes und Wilners.
»Haben Sie noch Fragen, bevor wir anfangen?«
Da Lash den Kopf schüttelte, nahm Vogel eine Karte, die an einer langen schwarzen Kordel an seinem Hals baumelte.
Lash begutachtete sie neugierig: Sie war zinnfarben und schillerte so, dass sie das Goldgrün des in ihr befindlichen Chips nicht gänzlich verbergen konnte. Eine Seite zeigte das eingeprägte Unendlichkeitslogo von Eden. Vogel zog die Karte durch das Lesegerät an der nächsten Tür, die sich mit einem Klicken öffnete.
Der Raum dahinter wirkte etwas größer als der Gang. In ihm stand eine Digitalkamera auf einem Stativ. Dahinter war ein X auf den Boden gemalt.
»Stellen Sie sich bitte auf das Kreuz und schauen Sie ins Objektiv. Ich werde Ihnen zwei
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