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Eden Inc.

Eden Inc.

Titel: Eden Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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Sprache natürlicher war als das Auswendiglernen eines Lehrbuchs. Während der zweiten Hälfte des Essens hatte sie ausschließlich Französisch gesprochen, und als die Crème brulée gekommen war, hatte es Connelly verwundert, wie viel er eigentlich verstand. Beim zweiten Rendezvous hatte er erfahren, dass Lynn Angst vor dem Fliegen hatte. Als Privatpilot hatte er ihr erläutert, wie man mit Flugangst umging, und ihr angeboten, sie in seiner Cessna zu Entkrampfungsflügen mitzunehmen.
    Connelly wechselte lächelnd die Fahrspur. Er wusste, dass dies nur einfache Beispiele waren. In Wahrheit war die Art, in der ihre Persönlichkeiten sich ergänzten, vermutlich zu fein und zu facettenreich. Er konnte nur Vergleiche mit den anderen Frauen anstellen, die er gekannt hatte. Der wahre, grundlegende Unterschied bestand darin, dass er Lynn nun seit fast zwei Jahren kannte und die Vorstellung, ihr nun gleich wieder zu begegnen, ihn noch immer so erregte wie das erste Aufwallen einer neuen Liebe.
    Connelly war nicht perfekt. Eher im Gegenteil. Die psychologische Durchleuchtung bei Eden hatte ihm seine Mängel nur allzu klar gemacht. Er neigte zur Ungeduld. Er war ziemlich hochnäsig. Und so weiter. Aber irgendwie glich Lynn das alles wieder aus. Er hatte von ihrer stillen Selbstsicherheit und ihrer Geduld gelernt. Und sie hatte ebenso von ihm gelernt. Bei der ersten Begegnung war sie still, leicht reserviert gewesen. Doch sie war ganz schön aufgetaut. Manchmal war sie noch immer still - in den letzten Tagen beispielsweise -, aber ihre Stille kam so subtil daher, dass niemand außer ihm sie bemerkt hätte.
    Obwohl er es niemandem gestanden hätte, hatte er sich, als er nach Eden gegangen war, über Sex Gedanken gemacht.
    Er war nun alt genug und hatte genug Beziehungen hinter sich, um Schlafzimmer-Marathons weniger Wichtigkeit beizumessen als früher. Zwar war er keineswegs ein Viagra-Kandidat, hatte aber festgestellt, dass er nun etwas für eine Frau empfinden musste, bevor er wirklich auf sie reagieren konnte. Auch in seiner letzten Beziehung hatte dieser Aspekt eine Rolle gespielt: Die Frau war fünfzehn Jahre jünger gewesen als er. Ihre sexuelle Lust, die er sich als junger Bock ersehnt hätte, hatte ihn etwas eingeschüchtert.
    Bei Lynn spielte all das keine Rolle. Sie war geduldig und liebevoll. Ihr Körper reagierte so wunderbar empfänglich auf seine Berührungen, dass der Sex mit ihr der beste seines Lebens war. Und wie alles andere in ihrer Ehe wurde er im Lauf der Zeit offenbar immer noch besser. Als Connelly an ihren bevorstehenden Hochzeitstag dachte, war er plötzlich wie elektrisiert. Sie wollten ihn im kanadischen Niagara-on-the-Lake verbringen. Dort waren sie auch in den Flitterwochen gewesen. In ein paar Tagen geht es los, dachte er, als er abbremste und in die Ausfahrt einbog. Falls Lynn irgendwelche anderen Pläne hatte, würde die Gischt der Maid of the Mist - so der Name des Ausflugsbootes - sie bald weit, weit forttreiben.

 
12
    Am Montagmorgen schob sich Christopher Lash um 8.55 Uhr durch eine Drehtür und betrat, von mehreren Dutzend anderen hoffnungsvollen Klienten umgeben, die Empfangshalle von Eden Incorporated. Es war ein frischer, sonniger Herbsttag. Die rosafarbenen Granitwände glänzten im hellen Licht. Heute hatte er die Aktentasche zu Hause gelassen.
    Eigentlich hatte er außer seiner Brieftasche und dem Wagenschlüssel nur eine Karte bei sich, die Mauchly ihm bei der letzten Begegnung überreicht hatte. Auf ihr stand Bewerberdatenverarbeitung, Sonntag, 9.00 Uhr.
    Als Lash an die Rolltreppe kam, überdachte er insgeheim noch einmal die vor einem Jahrzehnt auf der FBI-Akademie erlernten Prüfungsvorbereitungen: Schlaf dich aus. Frühstücke etwas, das ordentlich Kohlehydrate und wenig Zucker enthält. Keinen Alkohol, keine Medikamente. Und bloß keine Panik.
    Drei von vier, dachte Lash. Er war trotz des Riesenespresso, den er während der Fahrt in die Stadt zu sich genommen hatte, müde und lechzte nach einem zweiten. Obwohl er nicht die geringste Panik empfand, spürte er eine völlig untypische Nervosität. Das ist schon in Ordnung, redete er sich ein. Eine leichte Anspannung hielt einen wach. Aber ihm fielen ständig die Worte des Mannes ein, den er bei dem Klassentreffen beobachtet hatte: Wenn ich gewusst hätte, was mir bevorstand ... Ich weiß nicht, oh ich den Mumm gehabt hätte, mich der Prüfung zu stellen. Der Tag war brutal.
    Als Lash auf die Rolltreppe zuging, schob er den

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