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Eden Inc.

Eden Inc.

Titel: Eden Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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Licht.
    Silver bedeutete ihm weiterzugehen. Unterwegs blickte Lash neugierig in die Räume links und rechts. Er sah eine große, mit Übungsgeräten und einem Laufband ausgestattete private Sporthalle und ein spartanisch eingerichtetes Speisezimmer. Der Gang endete vor einer schwarzen Tür und einem Scanner. Silver hielt sein Handgelenk unter das Gerät. Lash sah zum ersten Mal, dass auch er ein Sicherheitsarmband trug. Die Tür ging auf.
    Der Raum dahinter war fast so matt beleuchtet wie der Gang.
    Nur wurde das Licht hier ausschließlich von winzigen Blinklichtern und Dutzenden von Displays erzeugt. Von allen Seiten drang das leise und monotone Rauschen von Luft an Lashs Ohren: das Geräusch zahlloser, einstimmig surrender Ventilatoren. Regale voller technischer Geräte - Router, RAID-Arrays, Video-Player und Unmengen exotische Apparate, die ihm unbekannt waren - bedeckten die Wände.
    Gegenüber standen dicht gedrängt auf einem langen Holzschreibtisch ein halbes Dutzend Rechner und Tastaturen.
    Davor ein einsamer Stuhl. Das einzige andere Möbelstück befand sich in der Ecke gegenüber - ein schmaler, eigenartig aussehender Sessel, dessen Design einem Zahnarztstuhl glich. Er stand hinter einer Plexiglaswand. Mehrere Kabel schlängelten sich von dem Sessel zu einem nicht weit entfernten Regal voller Prüfinstrumente. Ein Mikrofon war mit einer Kunststoffklammer an dem Sessel befestigt.
    »Entschuldigen Sie bitte, dass es hier an Sitzmöbeln mangelt«, sagte Silver. »Aber außer mir hält sich hier nie jemand auf.«
    »Was ist das hier?«, fragte Lash und schaute sich um.
    »Liza.«
    Lash schaute Silver jäh an. »Ich habe Liza doch neulich erst gesehen. Der kleine Rechner da, den Sie mir gezeigt haben.«
    »Das ist auch Liza. Liza ist überall in diesem Penthouse. Für manche Dinge verwende ich den Rechner, den Sie gesehen haben. Diese Anlage hier ist für kompliziertere Angelegenheiten. Wenn ich direkten Zugriff auf sie brauche.«
    Lash fiel ein, was Tara Stapleton beim Mittagessen in der Cafeteria gesagt hatte: Wir kommen nie in die Nähe der Kernfunktionen oder der Intelligenz. Nur Silver kann auf sie zugreifen.
    Alle anderen verwenden das Computernetz der Firma. Er musterte die Elektronik, die sie überall umgab. »Erzählen Sie mir doch etwas mehr über Liza.«
    »Was möchten Sie gern wissen?«
    »Fangen Sie doch mit dem Namen an.«
    »Natürlich.« Silver hielt inne. »Übrigens, da wir gerade von Namen sprechen ... Mir ist doch noch eingefallen, woher ich den Ihren kenne.«
    Lash runzelte die Stirn.
    »Er stand vor ein paar Jahren in der Times. Waren Sie nicht ein gezieltes Opfer bei der tragischen Verkettung der ...?«:
    »Stimmt.« Lash fiel ihm ins Wort und er merkte, dass seine Reaktion etwas zu schnell erfolgt war. »Sie haben ein bemerkenswertes Gedächtnis.«
    Ein kurzes Schweigen trat ein.
    »Nun ja, kommen wir zu Lizas Namen. Er ist eine Art Hommage an >Eliza<, ein berühmtes Computerprogramm aus den frühen Sechzigerjahren. Eliza simulierte einen Dialog zwischen einem Menschen und einem Rechner. Das Programm reagiert auf Worte, die derjenige eingibt, der an dem Rechner arbeitet. Das Programm fragt beispielsweise >Wie geht es dir?<. Wenn die Antwort >Mir geht’s beschissen< lautet, erwidert das Programm >Warum geht es dir deiner Meinung nach beschissen?<. Antwort: >Weil mein Vater krank ist.< Und die Reaktion des Programms: >Warum sprichst du so über deinen Vater?< Es war zwar äußerst primitiv und gab manchmal alberne Antworten, aber es hat mir gezeigt, was ich zu tun hatte.«
    »Und zwar?«
    »Das zu leisten, was Eliza zu leisten nur vorgab. Ein Programm zu schreiben - Programm ist eigentlich nicht das richtige Wort -, ein Datenkonstrukt, das makellos mit einem Menschen interagieren und auf einer bestimmten Ebene denken kann.«
    »Mehr nicht?«, fragte Lash.
    Er hatte es witzig gemeint, doch Silvers Reaktion blieb seriös.
    »Es ist noch nicht fertig. Kann schon sein, dass ich den Rest meines Lebens damit verbringe, es zu perfektionieren. Doch nachdem die Intelligenzmuster in einem Rechnerhyperraum voll funktionsfähig waren ...«
    »In einem was?«
    Silver lächelte verlegen. »Verzeihung. Ich überlege so viel und rede so wenig, dass ich es manchmal vergesse. In den Anfangstagen der Künstlichen Intelligenz - der KI - glaubten alle, es sei nur eine Frage der Zeit, bis Maschinen eigenständig denken könnten. Aber es hat sich herausgestellt, dass die Kleinigkeiten am schwierigsten

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