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Eden Inc.

Eden Inc.

Titel: Eden Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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das möglich?«
    »Für Eden ist es möglich.« Silver schwankte und fing sich wieder. »Verzeihung. Sitzungen mit Liza, auch kurze, können einen ganz schön auslaugen. Sie erfordern hohe Konzentration.«
    »Wie das?«
    Silver lächelte. »In Filmen reden die Menschen immer mit Computern, die schlagfertige Antworten geben. Vielleicht kommt das in einem Jahrzehnt ja wirklich so. Aber im Moment ist es noch Schwerarbeit. Die geistige Anstrengung ist so groß wie die verbale.«
    »Wozu dienen die Elektroenzephalogrammsensoren, die Sie sich angeheftet haben?«
    »Das Bioresonanzverfahren. Die Schwingungen und Reichweiten von Beta- oder Thetawellen sind viel deutlicher als Worte. In der Anfangsphase, als ich Probleme mit Lizas Sprachverständnis hatte, habe ich das EEG als Abkürzung eingesetzt. Es erforderte zwar hohe Konzentration, aber es schloss Missverständnisse durch Doppelbedeutungen, Homophone und feine Unterschiede aus. Inzwischen ist es so tief in ihrem Erbcode verankert, dass man eine Änderung nicht mehr so leicht vornehmen kann.«
    »Darm können also nur Sie direkt mit Liza kommunizieren?«
    »Theoretisch besteht die Möglichkeit, dass andere es auch können, wenn sie sich konzentrieren und entsprechend ausgebildet sind. Bisher hat dazu bloß kein Bedarf bestanden.«
    »Vielleicht nicht«, sagte Lash. »Wenn ich ein solches Wunderwerk konstruiert hätte, würde ich es gern mit anderen teilen. Mit gleich gesinnten Wissenschaftlern, die auf dem aufbauen könnten, was man als Vorläufer geleistet hat.«
    »Das kommt noch. Aber ich bin noch mit vielen Verbesserungen beschäftigt. Und das sind keine Trivialitäten. Wenn es Sie interessiert, können wir uns ein andermal darüber unterhalten.«
    Silver trat vor und legte Lash eine Hand auf die Schulter. »Ich weiß, wie schwierig es für Sie war. Für mich war es auch nicht einfach. Aber wir sind weit gekommen und haben eine Menge erreicht. Ich möchte gern, dass Sie noch eine Weile bei uns bleiben. Vielleicht ist es ja wirklich nur eine verrückte Tragödie, bei der es um zwei Doppelselbstmorde geht. Vielleicht liegt ja ein ruhiges Wochenende vor uns. Es ist die Hölle, wenn man nicht weiß, wie man dran ist. Aber nun müssen wir auf Liza vertrauen. Okay?«
    Lash schwieg einen Moment. »Die Partnerin, die Eden für mich gefunden hat ... Passt sie wirklich zu mir? Ist das kein Irrtum?«
    »Der einzige Irrtum war, Ihren Avatar überhaupt in den Tank zu versetzen. Das Abgleichungsverfahren an sich tut das Gleiche für Sie wie für jeden anderen auch. Die Frau müsste in jeder Hinsicht perfekt zu Ihnen passen.«
    Das matte Licht und das leise Summen der Maschinerie verliehen dem Raum eine traumartige, fast spektrale Aura.
    Ein halbes Dutzend Bilder flitzten durch Lashs Kopf. Der Ausdruck auf dem Gesicht seiner Ex-Frau; der Tag an dem Vogelhochsitz im Audubon Center, als sie sich getrennt hatten. Tara Stapletons Gesichtsausdruck in der Bar im Grand-CentralBahnhof, als sie von ihrem Dilemma berichtet hatte; das Gesicht Lewis Thorpes, das ihn aus dem Fernseher in Flagstaff anschaute.
    Lash seufzte. »Na schön. Ich bleibe noch ein paar Tage. Unter einer Bedingung.«
    »Nur zu.«
    »Dass mein Abendessen mit Diana Mirren nicht abgesagt wird.«
    Silver drückte kurz Lashs Schulter. »Ein wackerer Mann.« Er lächelte erneut, wenn auch nur kurz. Doch als sein Lächeln verblasste, sah er so müde aus, wie Lash sich fühlte.

 
29
    »Fünfundsiebzig Stunden«, sagte Tara. »Das bedeutet, Liza hat das Ergebnis erst am Montagnachmittag.«
    Lash nickte. Er hatte das Gespräch mit Silver für sie zusammengefasst und in allen Einzelheiten beschrieben, wie er mit Liza kommunizierte. Tara hatte ihm fasziniert zugehört - bis sie erfahren hatte, wie lange die Suche dauerte.
    »Was also sollen wir bis dahin machen?«, fragte sie.
    »Ich weiß nicht.«
    »Aber ich. Wir warten.« Taras Blick wanderte zur Decke hinauf. »Scheiße.«
    Lash schaute sich im Raum um. Von der Größe her unterschied sich Taras Büro im fünfunddreißigsten Stock nicht sehr von seinem vorübergehenden Arbeitszimmer. Es war mit dem gleichen kleinen Besprechungstisch, dem gleichen Schreibtisch und den gleichen Regalen möbliert. Andererseits verfügte es über einige weibliche Akzente: ein halbes Dutzend Grünpflanzen, die offenbar auch bei künstlichem Licht gediehen, und ein Säckchen mit Duftstoffen, das an einem roten Band an der Schreibtischlampe hing. Drei identische Computerarbeitsplätze befanden sich

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