Eden Inc.
theoretisches Profil
zusammengestellt. Schließlich sprechen Ihre Taten für sich.«
Mauchly schaute auf die vor ihm liegenden Papiere. »Ich spreche über Ihre Furcht vor Zurückweisung, Ihre geringe Selbstachtung. Mit den Informationen bewaffnet, die Sie aus unseren Dateien geklaut haben, wussten Sie genau, wie man die Frauen anspricht, die Sie ausgesucht und manipuliert haben. Angesichts eines so überwältigenden Vorteils ist es bemerkenswert, dass Sie in manchen Fällen den Kürzeren gezogen haben.« Mauchly lächelte freudlos. »Aber auch wenn diese Begegnungen Ihre Unzulänglichkeitsgefühle gegenüber Frauen gelindert haben ... Sie haben nicht dazu beigetragen, Ihre Wut einzudämmen. Die Wut darüber, dass anderen ein Glück zuteil wurde, das Ihnen stets versagt blieb. Sie haben die anderen stets beneidet. Unsere Superpaare waren die Verkörperung Ihrer Wut. Sie waren der Blitzableiter für Ihre Wut, die eigentlich nur Selbstverachtung und so verdreht ist, dass .«
» Nein!«, schrie Handerling mit dünner, hoher, klagender Stimme.
»Also bitte, Mr. Handerling. Regen Sie sich nicht künstlich auf.«
»Ich habe sie nicht umgebracht!« Tränen strömten Handerling aus den Augen. »Na schön, ich war in Arizona. Ich habe Verwandte in Sedona. Ich war dort auf einer Hochzeit. Flagstaff ist in der Nähe. Und Larchmont ist nur eine Stunde von meiner Wohnung entfernt.«
Mauchly verschränkte die Arme vor der Brust und hörte ihm zu.
»Ich wollte es wissen. Ich wollte es verstehen. Die Daten erklären nämlich nichts. Sie erklären nicht, wieso jemand so glücklich sein kann. Da habe ich gedacht . Wenn ich sie mir anschaue . Wenn ich sie mal beobachten könnte . Dann krieg ich vielleicht raus, wie . Sie müssen mir glauben, ich habe niemanden umgebracht! Ich wollte doch nur . Ich will doch nur glücklich sein; so wie sie ... Oh, Gott ...« Handerling kippte vornüber, sein Kopf knallte mit einem hässlichen Geräusch auf die Tischplatte. Er schluchzte und zitterte am ganzen Körper.
»Sparen Sie sich diese dramatische Einlage«, sagte Mauchly.
»Wir können die Sache mit Ihrer Kooperation klären - aber auch ohne sie. Ich wette, Ersteres dürfte sich weitaus mehr für Sie bezahlt machen.« Da Handerling nicht reagierte, beugte Mauchly sich zu dem Arzt hinüber und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
Doch für Lash hatte sich die Szenerie urplötzlich verändert - und zwar ganz und gar. Handerlings Heulen und Mauchlys Gemurmel verstummten in seinem Schädel. Kälte fuhr durch seinen Körper. Mauchly konnte diesen Mann so lange verhören und auseinander nehmen, wie er wollte, doch er spürte im tiefsten Inneren, dass Handerling unschuldig war.
Natürlich hatte er sich den Frauen aufgedrängt und eindeutig heikle Informationen missbraucht. Zudem hatte er die Eden-Superpaare ausspioniert. Aber er war kein Killer. Lash hatte genügend Verdächtige schwitzen sehen, um zu wissen, wann jemand log oder ob er eines Mordes fähig war.
Das Schlimmste war: Er hätte es früher wissen müssen. Die Tabelle auf seiner Pinnwand, das theoretische Profil, das er verfasst und das Mauchly den Anwesenden gerade referiert hatte, kam ihm nun so dünn vor wie die Reispapier-Holzschnitte in Thorpes Arbeitszimmer. Es wimmelte von Widersprüchen und falschen Mutmaßungen. Er war zu eifrig gewesen, dieses schreckliche Rätsel zu lösen, damit nicht noch mehr Menschen starben. Und das war nun das Ergebnis.
Lash duckte sich tiefer in den Schatten. In seinem Kopf wiederholte sich ein Haiku Bashös und übertönte Handerlings Weinen:
Es geht der Herbst
Die Vögel rufen
In den Augen der Fische: Tränen
Als Lash in die Ship Bottom Road einbog, war es fast Mitternacht. Er schaltete den Motor ab, stieg aus dem Wagen und schlenderte absichtlich langsam zu seinem Briefkasten. Seit dem Verlassen des Eden Building ging ihm unablässig etwas im Kopf herum. Es hatte nichts mit Handerling zu tun. Bisher hatte er sich stur geweigert, der Sache Beachtung zu schenken. Er war noch nie in seinem Leben so müde gewesen.
Als er den Briefkasten öffnete, empfand er als Erstes ein Gefühl der Erleichterung: Heute war die Post da. Niemand hatte sich an ihr vergriffen. Genau genommen, sah er, hatte er sogar mehr Post als üblich: Mindestens ein Dutzend Zeitschriften befanden sich zwischen den Postwurfsendungen und Katalogen: ein Schwulenmagazin. Ein anderes sprach Sadomasochisten und Fesselungsfetischisten an. Und viele andere. Auf allen prangten
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