Eden Inc.
auszuführen sind: Wie kann man einen Computer programmieren, damit er versteht, wie es jemandem geht? Also habe ich im Fortgeschrittenenstadium eine Doppellösung vorgeschlagen. Gib einem Computer Zugriff auf eine große Informationsmenge - eine Wissensdatenbank - und dazu die Werkzeuge, mit denen er sie auf intelligente Weise durchsuchen kann. Zweitens, modelliere innerhalb des Silikons und des Binärcodes eine Persönlichkeit, die so echt wie möglich ist, weil man menschliche Neugier braucht, um all diese Informationen zu nutzen. Ich war der Meinung, wenn ich diese beiden Elemente künstlich erzeugen könnte, wäre ich auch in der Lage, einen Computer zu erschaffen, der sich selbst beibringt, wie man lernt. Und dass er, wenn er lernen kann, auch lernt, wie ein Mensch reagiert. Natürlich kann er nicht so empfinden. Aber er kann verstehen, was Gefühle sind.«
Silver sprach zwar leise, doch er schien von seinen Worten so überzeugt zu sein wie ein Wanderprediger.
»Und da wir hier im obersten Stock Ihres privaten Wolkenkratzers stehen«, erwiderte Lash, »nehme ich an, dass Sie erfolgreich waren.«
Silver lächelte. »Ich war jahrelang aufgeschmissen. Es sah so aus, als könne die Maschine nur so und so viel lernen, nicht mehr. Es hat sich gezeigt, dass ich nur zu ungeduldig war.
Das Programm lernte wirklich, nur war es am Anfang äußerst langsam. Außerdem brauchte ich mehr PS, als die alten Gurken hatten, die ich mir damals leisten konnte. Dann wurden die Computer plötzlich billiger. Anschließend kam das ARPAnet. Da haben sich Lizas Lernprozesse wirklich beschleunigt.« Silver schüttelte den Kopf. »Ich werde nie vergessen, wie ich ihre ersten Ausflüge ins Netz beobachtet habe und wie sie ohne meine Hilfe nach Antworten auf eine Problemstellung suchte. Ich glaube, sie war so stolz wie ich.«
»Stolz«, wiederholte Lash. »Wollen Sie damit sagen, dass Liza ein Bewusstsein hat? Dass sie weiß, dass sie existiert?«
»Sie weiß es eindeutig. Ob sie ein Bewusstsein hat oder nicht, ist eine philosophische Frage, die anzusprechen ich nicht bereit bin.«
»Aber sie weiß von ihrer Existenz. Doch was genau weiß sie? Sie weiß, dass sie ein Rechner ist, dass sie anders ist. So etwa?«
Silver schüttelte den Kopf. »Ein solches Codemodul habe ich nie hinzugefügt.«
»Was?«, sagte Lash überrascht.
»Warum sollte sie glauben, dass sie sich von uns unterscheidet?«
»Ich habe nur angenommen .«
»Zweifeln Kinder, egal, wie frühreif sie sind, je die Realität ihrer Existenz an? Tun Sie es etwa?«
Lash schüttelte den Kopf. »Aber wir reden hier über Software und Hardware. Für mich klingt das nach einem trügerischen Syllogismus.«
»Künstliche Intelligenzen haben dergleichen nicht. Wer weiß denn schon, wo die Programmierung aufhört und das Bewusstsein anfängt? Ein berühmter Naturwissenschaftler hat die Menschen einmal als >Fleischmaschinen< bezeichnet.
Sind wir deswegen etwas Besseres? Außerdem gibt es keinen Test, den man durchführen könnte, um zu beweisen, dass wir keine durch den Cyberspace stromernde Programme sind.
Welchen Beweis haben Sie?«
Silver hatte mit einer Leidenschaft gesprochen, die Lash neu war. Plötzlich verfiel er in Schweigen. »Verzeihung«, sagte er und lachte verlegen. »Ich schätze, ich denke viel öfter über solche Dinge nach, anstatt über sie zu reden. Kehren wir zu Lizas Konstruktion zurück. Sie verfügt über ein sehr weit fortgeschrittenes neurales Netz - eine Computerarchitektur, die auf der Basis menschlicher Hirnfunktionen arbeitet. Normale Rechner sind auf zwei Dimensionen beschränkt. Doch neurale Netze bestehen aus drei Dimensionen: Kreise innerhalb von Kreisen innerhalb von Kreisen. Damit man Daten in eine fast unendliche Anzahl von Richtungen schieben kann, nicht nur durch einen Schaltkreis.« Silver legte eine Pause ein. »Es ist natürlich weitaus komplizierter. Um Lizas Fähigkeit für Problemlösungen aufzumöbeln, habe ich Schwarmintelligenz eingesetzt. Großfunktionen werden in winzige Einzeldaten aufgespalten. Deswegen kann sie umfangreiche Aufgaben so schnell lösen.«
»Weiß sie, dass wir hier sind?«
Silver deutete mit dem Kopf auf einen über ihnen in der Wand befestigten Monitor. »Ja. Aber sie ist momentan nicht auf uns konzentriert.«
»Sie haben vorhin gesagt, dass Sie Liza direkt ansprechen müssen, wenn’s komplizierter wird. Haben Sie dafür ein Beispiel?«
»Da gibt es vielerlei. Sie lässt beispielsweise Szenerien
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