Eden Inc.
ablaufen, die ich beobachte.«
»Was sind das für Szenerien?« »Szenarien aller Art. Problemlösungen. Rollenspiele. Überlebenstraining. Dinge, die schöpferisches Denken fördern.«
Silver zögerte. »Außerdem brauche ich direkten Zugang, wenn ich komplizierte persönliche Aufgaben lösen muss - etwa Programmaktualisierungen. Aber es ist vermutlich einfacher, wenn ich es Ihnen demonstriere.«
Er durchquerte den Raum, schob die Plexiglaswand beiseite und nahm in dem Schalensitz Platz. Lash beobachtete ihn, wie er die Elektroden an seinen Schläfen befestigte. Die Sessellehne war mit einer kleinen Tastatur und einem Schreibstift versehen. Auf der anderen Lehne war ein Schalter montiert. Silver streckte die Hand aus und zog einen flachen, an einem Teleskoparm befestigten Monitor herab. Seine linke Hand huschte über die Tastatur.
»Was machen Sie jetzt?«, fragte Lash.
»Ich ziehe Lizas Aufmerksamkeit auf mich.« Silvers Hand löste sich von der Tastatur und befestigte das Mikro an seinem Hemdkragen.
Dann hörte Lash eine Stimme.
»Richard«, sagte sie.
Eine Frauenstimme. Sie sprach leise und akzentfrei und schien von überall und nirgends zu kommen. Es war, als spräche der Raum an sich.
»Liza«, erwiderte Silver. »Wie ist dein gegenwärtiger Status?«
»98,727 Prozent der Leistung verfügbar. Die aktuellen Prozesse belegen 81,4 Prozent der für Multithreads freien Kapazität. Danke der Nachfrage.«
Die Stimme klang ruhig, fast heiter und wies nur eine sehr geringe Spur von digitalisierter Künstlichkeit auf. Lash hatte das seltsame Empfinden, dies nicht zum ersten Mal zu erleben. Ihm war, als hätte er die Stimme schon einmal irgendwo gehört. Vielleicht in einem Traum?
»Wer ist bei dir?«, fragte die Stimme. Lash fiel auf, dass die Frage richtig betont war und leichten Nachdruck auf die Präposition legte. Er glaubte sogar, einen leichten Anflug von Neugier zu erkennen. Er schaute irgendwie unbehaglich zur Kamera hinauf.
»Das ist Christopher Lash.«
»Christopher«, wiederholte die Stimme, als goutiere sie den Namen.
»Liza, ich möchte, dass du einen besonderen Prozess startest.« Lash merkte, dass Silver, wenn er den Computer ansprach, langsam und mit sorgfältiger Betonung redete und keine Wörter verwendete, die man doppeldeutig auslegen konnte.
»In Ordnung, Richard.«
»Erinnerst du dich an die Datensuche, die du auf meine Bitte hin vor achtundvierzig Stunden durchgeführt hast?«
»Falls du die Suche nach statistischen Abweichungen meinst, sind meine Datensätze nicht beschädigt.«
Silver hielt das Mikrofon zu und drehte sich zu Lash um. »Sie hat das >Erinnerst du dich< falsch interpretiert. Manchmal vergesse ich noch immer, dass sie alles wörtlich nimmt.«
Er drehte sich wieder um. »Es ist erforderlich, dass du eine ähnliche Suche bei Fremddaten durchführst. Der Inhalt ist identisch: Datenbündelung für die vier Subjekte.«
»Subjekt Schwartz, Subjekt Thorpe, Subjekt Torvald, Subjekt Wilner.«
»Stimmt.«
»Wie lautet die Fragestellung?«
»Bürger der Vereinigten Staaten, Alter fünfzehn bis siebzig, mit Zugang zu beiden datenmäßig erfassten Zielorten.«
»Datensammlungsparameter?«
»Sämtliche verfügbaren Quellen.« »Dringlichkeitsstufe der Berechnung?«
»Höchste Dringlichkeitsstufe, kritische Projekte ausgenommen. Es ist lebenswichtig, die Lösung zu finden.«
»In Ordnung, Richard.«
»Kannst du einen ungefähren Berechnungszeitraum angeben?«
»Innerhalb elf Prozent Genauigkeit. Vierundsiebzig Stunden, dreiundfünfzig Minuten, neun Sekunden. Ungefähr achthundert Billionen fünfhundert Milliarden Taktzyklen.«
»Danke, Liza.«
»Sonst noch etwas?«
»Nein.«
»Ich beginne nun mit der erweiterten Suche. Danke, dass du mit mir gesprochen hast, Richard.«
Als Silver das Mikrofon abnahm und wieder zur Tastatur griff, meldete sich die körperlose Stimme erneut. »Es war nett, dich kennen zu lernen, Christopher Lash.«
»War mir auch ’ne Freude«, murmelte Lash. Es war faszinierend, aber irgendwie auch beunruhigend, Silvers Interaktion mit der Stimme zu beobachten und selbst von ihr angesprochen zu werden.
Silver zupfte die Elektroden von seinen Schläfen, legte sie beiseite und erhob sich aus dem Sessel. »Sie haben gesagt, Sie würden zur Polizei gehen, wenn Sie zu dem Schluss kämen, dass es etwas bringt. Ich habe etwas Besseres getan. Ich habe Liza befohlen, das ganze Land nach einem passenden Verdächtigen abzusuchen.«
»Das ganze Land? Ist
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