Eden Inc.
West in den Central Park mündete, sah er zahllose funkelnde weiße Lichter zwischen den Bäumen. Er bahnte sich einen Weg an einer Gruppe von Limousinen vorbei und passierte den Eingang des Restaurants. Lash strich sein Jackett glatt und versicherte sich, dass die kleine Anstecknadel, die Eden geschickt hatte, noch an Ort und Stelle war. Sogar diese kleine Einzelheit hatte ihn einige Minuten geistig beschäftigt: Er hatte sie am Revers befestigt, um sicher zu gehen, dass sie deutlich erkennbar, aber auch nicht zu auffällig war. Sein Mund war trocken, seine Handflächen leicht verschwitzt. Lash wischte sie ärgerlich an den Hosenbeinen ab und marschierte mit entschlossenen Schritten der Bar entgegen.
Am Ende reduziert sich alles darauf, dachte er beim Gehen. Komisch, die ganze Zeit, die er damit verbracht hatte, sich selbst zu begutachten, Eden und die beiden Superpaare zu studieren, hatte er nie aufgehört, sich zu fragen, was für ein Gefühl es wohl sein mochte: zu warten und sich zu fragen, wie der vollkommene Mensch wohl aussah. Bis heute. Heute hatte er kaum an etwas anderes gedacht. Er wusste aus schmerzlicher Erfahrung, wie die perfekte Frau nicht war. Sie war nicht wie seine Ex-Frau Shirley mit ihrem Unvermögen, menschliche Schwächen zu verzeihen, Tragödien zu akzeptieren. Ob die perfekte Frau eine Mischung aus seinen früheren Freundinnen war? Irgendeine von seinem Unbewussten erschaffene Mixtur? War sie ein Amalgam aus den Schauspielerinnen, die er am meisten bewunderte? War sie so feingliedrig wie Myrna Loy? Hatte sie das herzförmige Gesicht Claudette Colberts? Lash blieb im Eingang der Bar stehen und schaute sich um.
An den Tischen saßen verstreute Zweier- und Dreiergruppen und tratschten auf Teufel komm raus. Andere Gäste, die allein waren, hatten an der Bar Platz genommen ... Und da war sie. Jedenfalls glaubte er, dass sie es war. Weil eine kleine, der seinen ähnliche Anstecknadel an ihrem Kleid befestigt war. Weil sie ihn direkt anschaute. Weil sie von ihrem Hocker aufstand und lächelnd auf ihn zukam.
Und doch konnte sie es nicht sein. Denn diese Frau sah ganz und gar nicht so aus, wie er es erwartet hatte. Sie war nicht die geschmeidige, leichtfüßige brünette Myrna Loy: Sie war groß und hatte pechschwarzes Haar. Sie war etwa Mitte dreißig und hatte schelmische haselnussbraune Augen. Lash konnte sich nicht erinnern, dass er je mit einer Frau ausgegangen war, die fast einen Kopf größer war als er.
»Christopher, nicht wahr?«, sagte sie und schüttelte seine Hand. Sie deutete mit dem Kopf auf ihre Anstecknadel. »Ich habe das modische Zubehör erkannt.«
»Ja«, erwiderte Lash. »Und Sie sind Diana.«
»Diana Mirren.« Er hatte auch ihren Akzent nicht erwartet.
Sie hatte eine glatte Altstimme und betonte die Worte mit einem Singen, wie es in den Südstaaten üblich war. Lash hatte stets eine völlig unbegründete Verachtung für den Intellekt der Frauen aus den Südstaaten empfunden; irgendwas an ihrem Akzent ließ ihn mit den Zähnen knirschen.
Er fragte sich allmählich, ob der gleiche Fehler, der seinen Avatar in den Tank geführt hatte, sich auch auf den Rest des Verkuppelverfahrens auswirkte.
»Sollen wir reingehen?«, sagte er.
Diana schwang ihre Handtasche über die Schulter. Zusammen gingen sie zur Empfangsdame.
»Lash und Mirren, zwanzig Uhr«, sagte Lash.
Die Frau hinter dem Schreibtisch blickte in ein überdimensionales Buch. »Ah, ja. Im Terrace Room. Dort entlang, bitte.«
Lash hatte den Terrace Room ausgewählt, weil er ihm mit seiner handgeschnitzten Decke und den hohen, auf einen Garten hinausgehenden Fenstern als die intimste Umgebung erschienen war. Ein Kellner führte sie zum Tisch, dann füllte er ihre Wassergläser, reichte ihnen zwei Speisekarten und zog sich mit einer Verbeugung zurück.
Einen Moment lang herrschte Stille. Lash schaute Diana kurz an und stellte fest, dass sie auch ihn begutachtete. Dann lachte sie.
»Was ist denn?«, fragte Lash.
Sie schüttelte den Kopf und griff nach ihrem Wasserglas. »Ich weiß nicht. Sie ... sind nicht so, wie ich es erwartet hatte.«
»Ich bin wahrscheinlich älter, schmächtiger und blasser.«
Diana lachte erneut und errötete leicht.
»Tut mir Leid«, sagte Lash.
»Na ja, man hat uns erzählt, wir sollen keine vorgefassten Meinungen haben. Stimmt doch, oder?«
Lash, dem man gar nichts erzählt hatte, nickte nur.
Der Weinkellner tauchte auf. »Etwas von der Weinkarte, Sir?«
Lash schaute Diana an, die
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