Eden Inc.
begeistert nickte. »Aber gern. Ich mag französische Weine, aber ich weiß praktisch nichts über sie.«
»Ist Bordeaux in Ordnung?«
» Naturellement . «
Lash nahm die Weinkarte an sich und überflog sie. »Wir nehmen den Pichon-Longuevelle, bitte.«
»Pichon-Longuevelle?«, fragte Diana, als der Weinkellner gegangen war. »Den ewigen Zweiten? Müsste fantastisch sein.«
»Den ewigen Zweiten?«
»Sie wissen schon. Er hat alle Qualitäten eines premier cru - ist nur nicht so teuer.«
Lash legte die Weinkarte beiseite. »Ich dachte, Sie verstehen nichts von Weinen.«
Diana trank noch einen Schluck Wasser. »Tja, ich weiß nicht annähernd so viel, wie ich wissen müsste.«
»Wieso?«
»Vor einem Jahr bin ich mit einer Gruppe sechs Wochen lang durch Frankreich gereist. Ich habe eine ganze Woche im Weingebiet verbracht.«
Lash stieß einen Pfiff aus.
»Aber was ich behalten habe, ist eher peinlich wenig. Ich weiß zum Beispiel noch, dass Château Beychevelle der beste Château war. Aber wenn Sie mich nach den besten Jahrgängen fragen, bin ich ein hoffnungsloser Fall.«
»Trotzdem glaube ich, Sie können vielleicht der offizielle Vorkoster dieses Tisches werden.«
»Da hab ich keine Einwände.« Diana lachte erneut.
Normalerweise mochte Lash keine Menschen, die alle Nase lang lachten. Lachen diente allzu oft als Interpunktionsersatz oder etwas, das man mit Worten nicht ausdrücken konnte.
Dianas Lachen war jedoch ansteckend. Lash ertappte sich bei einem Lächeln, als er es hörte. Es hatte etwas Aufmunterndes: Freude am bloßen Dasein.
Als der Weinkellner mit der Flasche zurückkehrte, deutete Lash auf Diana. Sie begutachtete mit gespieltem Ernst das Etikett, schnupperte am Korken, schwenkte den Wein und hob das Glas an die Lippen. Der Tischkellner tauchte erneut auf, stellte sich vor und rezitierte eine lange Liste jener Spezialitäten, die heute Abend auf der Karte standen. Der Weinkellner füllte die Gläser und verschwand. Nun hob Diana ihr Glas und prostete Lash zu.
»Auf was wollen wir trinken?«, fragte Lash. Sie sagt bestimmt >auf uns<. So läuft es doch immer ab.
»Vielleicht auf die Transvestiten?«, erwiderte Diana leicht schleppend.
Lash hätte sein Glas beinahe fallen gelassen. »Häh?«
»Soll das heißen, Sie haben sie nicht eines kritischen Blickes gewürdigt?«
»Wen?«
»Die Statue. Sie wissen schon. Der Springbrunnen vor dem Eden Building. Diese uralte, von Vögeln und Engeln umgebene Gestalt. Als ich sie zum ersten Mal sah, kam sie mir wie das eigenartigste Gebilde auf Erden vor. Ich wusste nicht, ob es Männlein oder Weiblein war.«
Lash schüttelte den Kopf.
»Na ja, gut, dass wenigstens einer von uns es getan hat. Es ist Theiresias.«
»Wer?«
»Aus der griechischen Mythologie. Theiresias war der Mann, der in eine Frau verwandelt wurde. Und dann wurde er wieder zum Mann.«
»Was? Warum?«
»Warum? Fragen Sie mich nicht. Schließlich war das in Theben. Da kommt dergleichen wohl vor. Jedenfalls haben Zeus und Hera sich darüber gestritten, wer mehr Vergnügen beim Sex empfindet: Männer oder Frauen. Da Theiresias der Einzige war, der in beiderlei Hinsicht Erfahrungen hatte, haben sie ihn zu sich gerufen, damit er bei ihrem Streit den Schiedsrichter spielt.«
»Erzählen Sie weiter.«
»Was Theiresias zu sagen hatte, hat Hera nicht gefallen. Deshalb hat sie ihn geblendet.«
»Typisch.«
»Zeus hatte daraufhin ein schlechtes Gewissen. Deswegen hat er Theiresias die Gabe der Prophezeiung verliehen.«
»Wie lieb von ihm. Aber Sie haben was ausgelassen.«
»Und das wäre?«
»Was Theiresias Hera erzählt hat; was sie so wütend gemacht hat.«
»Er hat gesagt, Frauen macht Sex mehr Spaß als Männern.«
»Wirklich?«
»Wirklich. Neunmal mehr.«
Darauf kommen wir später noch mal zurück, dachte Lash. Er hob sein Glas. »Nun sollten wir aber anstoßen. Aber vielleicht sollten wir ja auf die Hermaphroditen trinken?«
Diana überlegte kurz. »Sie haben Recht. Auf die Hermaphroditen also.« Und auch sie prostete ihm zu.
Lash nahm einen tiefen Zug und fand den Wein hervorragend. Er kam zu dem Schluss, dass es ihm gefiel, dass Diana nicht wie Myrna Loy aussah. Hätte sie so ausgesehen, hätte es ihn bestimmt eingeschüchtert. »Und woher haben Sie dieses kostbare Kleinod an Wissen?«, fragte er.
»Offen gesagt, ich hab’s schon immer gewusst.«
»Lassen Sie mich mal raten. Sie haben bei der Reise durch Frankreich die griechischen Heldensagen gelesen.«
»Knapp
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