Eden Prophecy
ermahnt, niemandem zu trauen. Er hatte seine Tochter nicht als Ausnahme aufgeführt. Konnte hinter ihrem Zerwürfnis mehr gesteckt haben, als nur ein neuerlicher Streit?
Der Gedanke machte Hawker krank, aber er wirkte sich nicht auf das aus, was sie jetzt zu tun hatten. Ihr nächster Schritt war so oder so derselbe.
»Wenn sie ihre Schwester haben, wird Sonia keinen Moment lang durchhalten. Und wenn sie 951 haben, brauchen sie sie vielleicht gar nicht«, sagte er rundheraus. »Sie können also ruhig davon ausgehen, dass diese Waffe in den nächsten vierundzwanzig Stunden einsatzbereit sein wird. Das heißt, wir müssen sie finden, ehe sie wieder von der Bildfläche verschwinden. Wir haben eine Stunde hierher zurück gebraucht. Sie dürften zweimal so lange gebraucht haben, um an die Küste zu kommen. Und deshalb müssen wir sie abfangen.«
Moore atmete hörbar aus. »So schnell geht das alles nicht, Hawker. Selbst wenn ich den Präsidenten zu einem solchen Vorgehen überreden könnte, müsste er erst noch die entsprechenden Befehle erteilen, Einheiten müssten verlegt werden. Niemand steht Gewehr bei Fuß für das bereit, was Sie vorschlagen. Einheiten binnen drei Stunden vor Ort zu bringen käme einem Wunder gleich.«
»Geben Sie mir einen Hubschrauber. Ich mache allein den Anfang.«
»Es hilft uns nicht weiter, wenn Sie sich von einer iranischen Rakete abschießen lassen«, sagte Moore. »Warten Sie ab. Ich melde mich in einer halben Stunde wieder.«
»Abwarten?«, sagte Hawker und hob die Stimme.
»Was können wir sonst tun?«, fragte Danielle.
Hawker zögerte. »Wir haben einen von ihnen«, sagte er.
»Willst du ihn foltern?«, sagte Danielle angewidert.
»Die Umstände sind extrem«, sagte er. »Abgesehen davon sind wir auf ausländischem Boden, er ist kein Amerikaner, die Verfassung findet keine Anwendung. So hat man es uns doch beigebracht, oder?«
Hawker richtete seine Worte an Moore, aber Danielle führte das Wort. »Vergiss die Verfassung. Das ist Irrsinn. Du bist niemand, der foltert.«
»Ich habe es von der anderen Seite erlebt«, sagte er. »Ich weiß, was man tun muss.«
»Und was denkst du, kriegst du raus aus ihm? Er ist Araber. Wahrscheinlich nur ein Einheimischer wie die Typen, die sie in Paris angeheuert haben.«
»Er ist einer von den Leuten, die sie in Paris hatten«, sagte Hawker. »Er hat das Brandzeichen, das gleiche, das Ranga hatte. Er gehört zur Sekte.«
»Vielleicht zerbricht er nicht«, sagte sie.
»Alle zerbrechen.«
Danielle schüttelte den Kopf. »Man kann sich nicht darauf verlassen. Schau dir Ranga an. Sie haben ihn massiv gefoltert. Haben sie bekommen, was sie wollten?«
Das machte Hawker wütend. »Umso mehr Grund, sich einen Dreck um diesen Kerl zu scheren«, sagte er. »Gut möglich, dass er es war.«
Danielle warf einen Blick zum Satellitentelefon, da sie bemerkte, dass Moore nichts sagte. »Du ziehst das nicht ernsthaft in Erwägung, oder?«
»Wir müssen an diesem Punkt alle Möglichkeiten in Erwägung ziehen«, erwiderte Moore.
»Wir haben alle Mittel hier, um Guantanamo wie den Club Med aussehen zu lassen«, versuchte Hawker die Initiative zu ergreifen. »Und wir haben keine Zeit zu verlieren.«
»Nein!«, rief Danielle. »Selbst wenn man die Moral beiseitelässt, hat sich Folter eindeutig als wenig nützlich erwiesen, um an Informationen zu kommen. Das wisst ihr genau. Wenn ihr dem Kerl Schmerzen zufügt, wird er alles sagen, nur damit es aufhört. Und bis wir es verifiziert haben, ist es dann sowieso zu spät.«
Hawker gefiel diese Entwicklung nicht. In Paris hatte sich ein feiner Riss zwischen ihm und Danielle gebildet. Er hatte es in Lavrils Büro und danach gefühlt. Jetzt wurde ein Keil tiefer in den entstandenen Spalt getrieben und entzweite sie.
Er blieb stumm, um nicht weiter Öl ins Feuer zu gießen. Danielle ruderte ebenfalls zurück.
»Das ergiebigste nachrichtendienstliche Material im Irak kam von Saddam selbst«, sagte sie. »Und nicht weil wir ihn auf die Folterbank gelegt haben, sondern weil ein Verhörspezialist es ausgezeichnet verstand, sich in ihn einzufühlen.«
»So viel Zeit haben wir aber nicht«, sagte Hawker. »Milliarden von Menschen werden leiden, wenn wir scheitern. Wenn die Chance besteht, und sei sie noch so klein, dass dieser Kerl weiß, wohin sie unterwegs sind, dann müssen wir es aus ihm herausholen, und wir müssen es sofort tun.«
»Es ist falsch«, sagte Danielle; Zorn stand in ihren Augen.
»Richtig oder
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