Eden Prophecy
falsch spielt keine Rolle mehr«, sagte Hawker. Ihm war bewusst, dass er bis zu einem gewissen Grad mit ihr übereinstimmte, aber ihm war auch klar, dass jetzt nichts andere zählte, als die Katastrophe aufzuhalten.
»Tun Sie, was Sie fürs Erste können«, beendete Moore die Diskussion. »Aber keine Folter. Halten Sie ihn wach, reden Sie ihm gut zu, pumpen Sie ihn mit allem voll, was seine Zunge lösen könnte. Aber lassen Sie uns diese andere Linie nicht überschreiten, noch nicht. Wenn wir vierundzwanzig Stunden Zeit haben, dann nutzen wir sie.«
Hawker knirschte mit den Zähnen und wandte den Blick ab. Er wusste nicht, ob er diesem Befehl lange folgen konnte, aber er würde es versuchen. Er sah die Erleichterung auf dem Gesicht von Danielle ihm gegenüber. In ihrer Miene stand nichts von Sieg, nur Dankbarkeit gemischt mit Erschöpfung.
»In der Zwischenzeit«, fügte Moore hinzu, »zapfe ich jede verfügbare Quelle an. Irgendetwas wird sich ergeben.«
Hawker hoffte, dass Moore recht hatte, aber er bezweifelte es. Im Gegensatz zu anderen Gegnern, mit denen sie es schon zu tun gehabt hatten – von fremden Nationen über Terrorgruppen bis zu verbrecherischen Milliardären –, ließen sich über diese Gruppe keine Informationen finden. Sie hatten immer noch dieselben Fragen in Bezug auf die Sekte wie am Anfang. Weitere vierundzwanzig Stunden würden daran nichts ändern. Aber Hawker fürchtete, sie könnten das Schicksal der Erde verändern.
42
Arnold Moore war es gewohnt, sich Schwierigkeiten zu stellen. Probleme verschwanden nicht von allein; wenn man sie ignorierte, wurden sie nur größer. Wenn etwas schmerzhaft zu werden drohte, brachte man es besser hinter sich. Waren harte Entscheidungen zu fällen, traf er sie lieber schnell, als sie aufzuschieben. Vielleicht hatte man ihn deshalb nie aufgefordert, für ein öffentliches Amt zu kandidieren. Solche Züge taugten nichts für einen Politiker.
Und doch fand er sich jetzt in der prekären Lage wieder, seine natürlichen Instinkte und die Handlungen, die aus ihnen folgen würden, im Gleichgewicht zu halten.
Ein Teil von ihm hätte am liebsten Danielle und Hawker angerufen und jede Form von Gewalt autorisiert, die nötig war, um Informationen aus ihrem Gefangenen herauszuholen. Die Geschichte würde sicher hart mit ihm ins Gericht gehen, falls diese Seuche zuschlug und er nicht absolut alles getan hatte, was möglich war.
Andererseits wäre es auf jeden Fall ein gesetzeswidriger Befehl, der vielleicht gerade noch Danielle schützen würde, falls sie ihn überhaupt befolgte, und Hawker, der es höchstwahrscheinlich tun würde.
Doch er hatte es vorgezogen, die Entscheidung aufzuschieben, in der Hoffnung, dass sich ein anderer Ausweg auftat. In einer schwarz-weißen Welt hoffte er auf eine dritte Schattierung. Hoffte, dass das Problem von allein verschwand.
Es war ein unangenehmes Gefühl, und es nahm ihm weder seine Angst, noch schützte es ihn im Grunde.
Tatsache war, dass Danielle und Hawker einen ausländischen Gefangenen als Geisel hielten und ihn auf eine Weise behandelten, die nicht völlig der Genfer Konvention entsprach. Dass sie es in einem fremden Land taten und somit nicht nur amerikanisches Recht, sondern auch die Gesetze des Irak verletzten, machte es nur schlimmer.
Das NRI hatte keine polizeilichen Befugnisse. Es hatte nicht einmal diesen Status des Beide-Augen-Zudrückens, den man der CIA zugestand. Wenn die Wahrheit herauskam, wäre das eine Katastrophe. Vor allem angesichts ihrer wechselvollen jüngsten Vergangenheit.
Zweieinhalb Jahre zuvor hatte sich die Brasilien-Mission, an der Danielle und Hawker teilnahmen, in ein vollständiges Desaster verwandelt. Spätere Nachforschungen ergaben, dass der damalige Direktor des NRI , Stuart Gibbs, bis zum Hals in betrügerische Machenschaften verstrickt war, Geld des Instituts veruntreute und für mindestens einen Mord sowie einen Mordversuch an Arnold Moore Tage später verantwortlich war. Man konnte nachweisen, dass Gibbs mit einem radikalen Milliardär unter einer Decke steckte, der stehlen wollte, wonach das NRI suchte, und mutmaßlich vorhatte, das gesamte Team durch einen »Unfall« eliminieren zu lassen, sobald sie es gefunden hatten.
Nachdem die ganze Sache aufgeflogen war, nahm man allgemein an, dass das NRI geschlossen würde, doch eine Begnadigung in letzter Minute ließ die Tür offen und brachte Moore auf den Chefsessel.
Zwei Jahre später war Moore gezwungen gewesen, CIA und
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