Eden Prophecy
Weißes Haus gegen sich aufzubringen, um ein weltweites Unglück abzuwenden. Unter Missachtung direkter Befehle hatte er getan, was er für notwendig hielt, und erst im allerletzten Moment stellte sich heraus, dass er recht gehabt hatte – und nachdem er vom Direktor der CIA beschossen und über den Haufen gefahren worden war.
Nur um Haaresbreite war das NRI zum zweiten Mal seiner Auflösung entgangen. In der jetzigen Situation schien es einmal mehr um alles oder nichts zu gehen.
Da er es leid war, hin und her zu überlegen, dachte Moore daran, mit dem Präsidenten Kontakt aufzunehmen, ihn in Kenntnis zu setzen und den gewählten Führer der Nation die Entscheidung treffen zu lassen. Aber so schwach sich Moore vorkam, weil er sich nicht entscheiden konnte, noch schwächer wäre es ihm erschienen, den Schwarzen Peter weiterzugeben.
Er, Danielle und Hawker waren am besten mit der Situation vertraut. Wenn sie es nicht entscheiden konnten, wie sollte jemand eine gute Entscheidung treffen, der die Ereignisse nur auf dem Papier kannte? Ebenso gut konnte er einfach eine Münze werfen.
Zum Glück läutete sein Telefon. Eine Auszeit für seine sich im Kreis drehenden Gedanken.
»Moore«, sagte er.
»Mr. Moore, hier ist Walter Yang«, sagte die Stimme am Telefon. »Ich habe etwas Merkwürdiges im Code des Virus festgestellt, und ich wollte nur hören, ob es weitere Informationen von den Agenten im Außeneinsatz gibt.«
Moore hatte Yang Daten von Sonias Unternehmen versprochen, aber der Überfall auf das Labor von Paradox hatte verhindert, dass er welche bekam.
»Leider nein«, sagte Moore. »Was haben Sie?«
»Nur ein paar Muster im inaktiven Abschnitt, die mir sehr sonderbar vorkommen.«
»Gefährlich?«
»Nein«, sagte Yang. »Sie sind immer noch inaktiv. Aber sie sind nicht zufällig. Glaube ich jedenfalls.«
»Irgendwelche Vermutungen?«, fragte Moore, der immer noch überzeugt war, dass dieser Code etwas enthielt, das eine Rolle spielte.
»Noch nicht.«
»Die Zeit läuft uns davon, Walter.«
Wie um diese Tatsache zu unterstreichen, meldete sich die Sprechanlage. »Der Stabschef des Präsidenten«, sagte Moores Assistentin. »Auf Leitung zwei.«
»Geben Sie mir etwas, Walter. Irgendetwas.«
»Ich tue, was ich kann.«
Moore legte auf, atmete tief durch und drückte den Knopf für Leitung zwei.
43
Hawkers Gedanken kehrten zu den Ereignissen in Afrika zurück.
Die Stille einer schwülen Nacht wurde von Donner unterbrochen. Er übertönte das pausenlose Zirpen der Grillen und Zikaden.
Hawker blickte durch eine verzogene Fliegengittertür nach draußen – sie war aus morschem Holz und Maschendraht gefertigt, zusammengehalten von rostigen Nägeln und abblätternder, verblasster Farbe. Die Tür schloss nicht richtig, aber wenn man sie kräftig zuzog, hielt sie die meisten Insekten draußen.
Der Regen begann zu strömen. Er prasselte so laut auf das Wellblechdach, dass er eher wie Hagel klang. Eine zweite Gewitterwelle wälzte sich von Südwesten heran, und der Donner erschütterte das zerbrechliche Haus wie ein Erdbeben.
Einen Moment später ging die Schlafzimmertür hinter ihm auf. Eine junge Frau, nicht älter als zwanzig, kam erschrocken und mit großen Augen herausgestürzt. Ihr braungebranntes Gesicht wies weder Make-up noch das kleinste Fältchen auf. Sie schien sich zu beruhigen, als sie Hawker sah.
»Ich habe geträumt, dass du uns verlassen hast«, sagte sie und strich sich das schwarze Haar zu einem Pferdeschwanz zurück. Sie klang erleichtert, weil es nicht stimmte.
»Ich gehe nicht ohne euch«, erwiderte er. »Das habe ich doch gesagt.«
»Ich weiß, aber wenn Vater nicht …«
Ehe sie zu Ende sprechen konnte, läutete das Telefon. Es klang merkwürdig blechern und dumpf zugleich, wie eine alte Glocke in einem verrosteten Metallgehäuse. Hawker griff nach dem Hörer und hielt ihn sich ans Ohr.
»Gut«, sagte er. »Das dachte ich mir schon.«
Sonia verdrehte die Augen frustriert zur Decke. Sie wusste, worum es ging.
Hawker legte auf.
»Er kommt heute Nacht nicht nach Hause«, sagte sie. »Hab ich recht?«
»Sie lassen ihm nicht viel Spielraum«, sagte Hawker. »Sie behalten ihn im Labor, solange sie können.«
»Ich schwöre, er will von sich aus bleiben«, sagte sie zornig. »Er sieht nicht, was vor sich geht.«
Sie schaute in den strömenden Regen hinaus. Hawker folgte ihrem Blick. Irgendwo da draußen, hinter dem Regen, dem Dschungel und der Gefahr lagen Freiheit und ein normales
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