Eden Prophecy

weil sie etwas auf dem Display von Hawkers Smartphone gesehen hatte, das sie ablenkte. Doch dann rannte sie ihm hinterher, um ihn aufzuhalten, ehe er zu weit ging.
    Als Hawker die Tür aufstieß, sah sie, wie ein Ausdruck von Angst in Scindos Augen trat. Hawker packte ihn, zerrte ihn vom Stuhl hoch und schleuderte ihn gegen die Wand. Dann kauerte er sich neben den Mann und riss ihm das Klebeband vom Mund.
    »Du wirst mir jetzt sagen, wo sie sind, du Hurensohn!«, schrie Hawker. Er richtete Scindo so weit auf, dass er ihm das Knie in den Bauch rammen konnte, dann versetzte er ihm einen Faustschlag ins Gesicht. Scindos Lippe sprang auf.
    »Hör auf, Hawker!«, rief Danielle. »Wir müssen das nicht tun!«
    Hawker hörte nicht. Als Scindo nicht antwortete, warf er ihn wieder zu Boden und trat ihn.
    »Hör mir zu«, sagte Danielle. »Hier stimmt etwas nicht.«
    »Raus hier!«, rief Hawker. Er packte eine Zange, die im Regal lag, stützte sich mit einem Knie auf Scindo und rammte die Zange in die Wand neben ihm.
    Scindos Augen wurden groß wie Unterteller, als Hawker ein ansehnliches Loch direkt über der Steckdose herausmeißelte. Er stieß die Faust in das Loch und erweiterte es, dann zog er die Kupferdrähte mit der Zange aus der Steckdose.
    »Hawker, da ist eine Nachricht auf deinem Telefon. Sie kommt von meinem Handy, aber ich habe sie nicht gesendet.«
    Hawker hörte nicht zu. »Du hast ihren Vater ermordet!«, rief er.
    Zum ersten Mal antwortete der Mann, seine Augen waren voller Furcht. »Habe ich nicht«, sagte er auf Englisch.
    Danielle fasste es als positives und negatives Zeichen zugleich auf. Scindos Entschlossenheit, nicht zu reden, mochte nachlassen, aber bedeutete das, dass sie Hawkers irrsinnigen Plan ausprobieren mussten?
    »Du lügst!«, rief Hawker und riss noch mehr von dem Elektrokabel aus der Wand.
    »Nein«, sagte Scindo. »Ich war es nicht. Ich habe ihn nie gesehen.«
    Hawker stand auf, zog die Waffe aus seinem Gürtel und legte sie hinter sich auf den Tisch.
    »Wohin bringt man sie?«, schrie er.
    Keine Antwort.
    »Wohin!«
    Als Scindo eine Antwort verweigerte, entfernte sich Hawker ein kleines Stück von ihm. Sorgsam darauf achtend, dass er ihn nicht berührte, rammte er die beiden Kupferleitungen in Scindos Seite. Funken sprangen, das Deckenlicht wurde für einen Moment schwächer, und Scindo schrie auf.
    Als Danielle das sah, sank ihr der Mut. Sie wusste, was kommen würde. Jetzt gab es kein Zurück mehr.
    »Sag es mir, du Hurensohn!«, rief Hawker.
    »Hör auf damit!«, schrie ihn Danielle an.
    »Sag es mir!«
    Scindo blieb stumm, und Hawker verpasste ihm einen neuen Stromschlag.
    Das Licht flackerte, und Scindo schrie. Hawker stieß ihm die Drähte erneut in die Haut. Ein widerlicher Geruch erfüllte den Raum.
    »Um Himmels willen, Hawker!«
    »Raus hier«, schrie er sie an.
    »Bitte«, flehte sie.
    Seine Antwort war ein neuer Stromschlag für Scindo. Und Danielle konnte nicht mehr warten.
    Sie nahm die Waffe vom Tisch und spannte den Hahn. Das Geräusch ließ Hawker aufhorchen.
    Er drehte sich um, und Scindos Blick folgte ihm. Beide starrten sie an.
    Tränen strömten über ihr Gesicht, doch ihre Stimme war fest. »Geh weg von ihm.«
    Ein Ausdruck äußerster Überraschung trat auf Hawkers Gesicht. »Bist du verrückt geworden?«
    »Bitte«, flehte sie. »Ich kann das nicht. Ich kann dir dahin nicht folgen.«
    »Du rettest ihn?«, flüsterte Hawker ungläubig.
    »Ich versuche dich zu retten«, sagte sie.
    Hawkers Miene verhärtete sich, als wäre dies ein neuerlicher Verrat. »Nein«, sagte er. »Geh zum Teufel. Du hältst mich nicht auf.«
    Er wandte sich wieder Scindo zu und attackierte ihn noch einmal. Der Gefangene krümmte sich und schlug mit dem Kopf an die Wand.
    »Hawker!«
    »Sag mir, was du weißt!«, rief Hawker.
    »Hawker, bitte!«
    Hawker versetzte Scindo noch einen Elektroschock, nur hallte dieses Mal ein Schuss zusammen mit den Schreien des Gefangenen durch den Raum. Hawker fiel nach vorn, ließ die Drähte fallen und krachte gegen den Metallstuhl in der Ecke.
    Dann lag er hingestreckt auf dem Boden, hielt sich die blutende Schulter und starrte mit fassungslosem Gesicht zu Danielle hinauf.
    » Du bist wahnsinnig«, knurrte er.
    Sie beachtete ihn nicht. »Steh auf!«, rief sie Scindo zu.
    Wenn Hawker schockiert war, so wirkte Scindo beinahe noch überraschter.
    »Steh auf!«
    Scindo rappelte sich mühsam hoch, Rauch stieg von seiner verbrannten Haut auf.
    Hawker machte