Eden Prophecy
mit mir machen«, sagte sie und bemühte sich, stark zu sein. »Sie kriegen einen Scheißdreck von mir. Eher töte ich mich selbst, bevor ich mich von Ihnen zur Mörderin der ganzen Welt machen lasse.«
Er lachte wieder, verächtlich, höhnisch.
»Ich werde dir überhaupt nichts tun«, sagte er. »Tatsächlich lasse ich dich am Ende sogar am Leben. Wenn du dann noch leben willst.«
Er griff nach einem Funkgerät. »Bringt sie herein«, sagte er ruhig.
Einen Augenblick später ging die Tür auf, und zwei Männer schoben zwei kleinere Gestalten vor sich her in den Raum.
»O Gott«, sagte Sonia, und ihre Knie gaben nach. Sie musste sich am Tisch festhalten, um nicht umzufallen.
Die Männer vor ihr, dieselben, die vermutlich ihren Vater getötet hatten, hatten nun Savi und Nadia in ihrer Gewalt. Savi wurde zu Boden gestoßen, Nadia vorwärtsgeschoben. Sie hatte keine Brille mehr auf und prallte gegen die Workstation, als hätte sie sie nicht gesehen.
Sonia lief zu ihr. Tränen strömten über das faltige Gesicht des kleinen Mädchens. Es brach Sonia das Herz.
»Alles ist gut«, sagte sie und schloss Nadia in die Arme. »Alles wird gut.«
Sie sah zu Savi. Ihr Gesicht war voll blauer Flecke, ihre Nase übel gebrochen.
»Bitte …«, flehte Sonia und fing zu weinen an. »Bitte nicht …«
Ihre Tränen flossen ungehemmt, und sie zitterte am ganzen Leib. Nadia weinte in ihren Armen.
»Sie haben Savi wehgetan«, schrie das Mädchen.
»Ich weiß, mein Schatz. Ich verspreche, alles wird gut.«
Sie sah zu dem Mann hinauf, der sich als ihr Meister bezeichnet hatte und der dies jetzt in jeder Beziehung war. Sie würde alles tun, damit Savi und vor allem Nadia nichts geschah. »Bitte tun Sie ihnen nicht weh«, flehte sie. »Ich tue, was Sie wollen. Was Sie verlangen.«
»Das weiß ich«, sagte er, »Aber damit du auch wirklich nicht daran zweifelst, gebe ich dir einen Beweis meiner Entschlossenheit.«
Er holte eine Waffe aus seinem Gürtel und richtete sie auf Savi.
»Nein!«, rief Sonia und barg Nadias Gesicht an ihrer Brust.
Der Schuss klang, als stammte er aus einer Kanone. Sonia schloss die Augen und hörte den dumpfen Aufprall von Savis Körper auf dem Boden und dann nichts mehr.
Sie drückte Nadia an sich und hielt den Kopf des Mädchens fest. »Es ist gut«, flüsterte sie wieder und wieder, da sie nicht wollte, dass das Mädchen hinsah oder auch nur daran dachte. Nadia schluchzte und klammerte sich an Sonia.
»Mach das Serum fertig«, sagte ihr Meister. »Gib mir, was dein Vater versprochen hat, dann lasse ich euch gehen, wenn alles vorbei ist.«
In ihrem Herzen wusste Sonia, dass es gelogen war, aber sie konnte es nicht aussprechen, sie konnte die Wahrheit nicht gewaltsam ans Licht zerren, weil sie nicht mehr kämpfen konnte. Ihr ganzes Erwachsenenleben hatte sie gegen die Wahrheit gekämpft, und jetzt konnte sie es nicht mehr.
»Und versuche im eigenen Interesse nicht zu schlau zu sein«, sagte der Meister. »Du kannst deine Schwester immer noch retten, aber was du uns auch lieferst – sie bekommt es zuerst.«
Sie hatte einen schrecklichen Fehler gemacht. Sie hatte solche Angst um Hawker gehabt, war sich so sicher gewesen, er würde beim Versuch, sie zu retten, auf diesem Sandhügel im Iran sterben, dass sie sich von dem Quad fallen ließ. Sie wusste, die Männer würden nicht auf sie schießen, sondern sie als Beute zu ihrem Anführer bringen, und sie hatte damit gerechnet, dass sie nicht überleben würde. Aber sie und ihr Vater waren verantwortlich für dieses ganze Elend, wer wäre also besser geeignet, sich zu opfern?
Mit ihrem Tod konnte sie vielleicht alles wiedergutmachen. Den Weg enden lassen, der die Welt in die ewige Verdammnis führte. Sie hatte sogar einen Plan gehabt, sich etwas ausgedacht, wie sie diese Männer glauben machen konnte, sie hätten, was sie wollten, ohne ihnen etwas zu liefern. Aber jetzt, da sie ihre Schwester in der Gewalt hatten und da sie 951 hatten, war sie machtlos.
»Und wenn ich es nicht tue?«, brachte sie heraus.
»Dann foltere ich euch beide zu Tode und setze stattdessen 951 frei.«
In diesem Augenblick wollte Sonia sterben. Sie wünschte, sie wäre am Tag zuvor in der Wüste gestorben, oder in Dubai oder damals in Afrika. So irrational es war, verfluchte sie Hawker, weil er sie gerettet hatte. Er hatte ihr Leben gerade lange genug bewahrt, um sie in die Hölle zu schicken. In eine Hölle, die sie selbst erschaffen hatte.
46
Danielle reagierte zu spät,
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