Eden Prophecy
Fingerdruck aktivierte er den Laser-Sucher. Der rote Punkt erschien auf dem Gebäude, er war sowohl für ihn als auch für Danielle gut sichtbar.
»Einen Meter nach links«, sagte sie, um den Laser nach ihrem Wärmebild zu dirigieren.
Hawker richtete den Sucher entsprechend aus.
»Dreißig Zentimeter runter.«
Er senkte das Gewehr leicht.
»Feuer.«
Pfft. Pfft. Zwei Schüsse gingen los. Dann noch mal zwei.
»Und?«
»Was immer es war, du hast es getroffen«, sagte sie und blickte noch einmal durch ihr Wärmebildfernglas. »Aber es hat sich nicht bewegt.«
Hawker stand auf und spurtete zu dem kleinen Bau, der nichts weiter war als ein Metallrahmen mit eingeschlagenen Fenstern. Es sah wie ein Zollhäuschen aus.
Darin lagen Pumpenregler, einige verrostet, andere neuer. Eines der Sektenmitglieder lag tot auf dem Boden. Die Einschusslöcher von Hawkers Gewehr waren deutlich sichtbar, aber es floss kaum Blut heraus.
Danielle trat hinter ihn.
»Tot?«
»Das war er schon, bevor ich ihn getroffen habe. Diese Typen bringen ihre eigenen Leute um, genau wie du gesagt hast.«
»Das ist kein gutes Zeichen.«
»Nein.« Auch wenn er es nicht verstand, auch wenn es ihm immer noch merkwürdig vorkam, es hatte auf jeden Fall etwas von einer finalen Handlung, und es machte seine Angst um Sonia nur umso größer.
»Komm.«
Sie stiegen eine ausgetretene Treppe am Rand der Felswand hinunter, die zum Hubschrauberlandeplatz führte. Von dort sprangen sie auf das Schiff. Kurz darauf schlichen sie durch das Heck des gestrandeten Frachters. Und noch immer blieben sie unbehelligt.
War der finale Akt womöglich bereits vorbei? Kamen sie etwa schon zu spät?
Der Block mit den Unterkünften im Heck des Frachters ragte wie ein riesiger Grabstein aus dem flachen Deck des Schiffs. Sie schlichen hinein und sahen in mehreren der Verschläge nach.
In einem davon fanden sie noch zwei Tote. Einer der Männer saß nach vorn gesunken auf einem Stuhl, den Kopf auf einer Schreibtischplatte, als würde er schlafen. Der andere lag hingestreckt auf dem Boden.
Hawker zog den Kopf des sitzenden Mannes zurück. Er war blau angelaufen, die Zunge aufgeschwollen, als hätte man ihn vergiftet.
Wenn es niemanden gab, der ihnen verriet, ob das Labor oder die Gefangenen überhaupt an Bord waren, mussten sie einen Raum nach dem anderen absuchen.
»Du musst die Raketen finden«, sagte Hawker. »Was immer sonst geschieht, wir müssen sicherstellen, dass sie nicht abgefeuert werden.«
Danielle nickte. »Und was machst du?«
»Ich sehe mich hier weiter um«, sagte er. »Das ist kein Kreuzfahrtschiff. Wenn sie hier sind, werden sie im Unterkunftsblock sein. Der Rest sind nur Frachträume.«
Sie nickte. »Sei vorsichtig«, sagte sie und schlüpfte aus der Tür.
Hawker ließ den Kopf des Toten wieder auf den Tisch sinken und ging weiter. Erst war er noch vorsichtig, dann lief er schneller, von Tür zu Tür, von Kajüte zu Kajüte. Die meisten waren leer, aber in ein paar lagen Leichen.
Er stieg die Treppe hinunter. Auf der nächsten Ebene sah es genauso aus. Ein Totenschiff, und er konnte nur hoffen, Sonia, ihre Schwester und ihre Tante waren nicht unter ihnen.
Sonia Milan stand in einem engen, leuchtend weißen Labor tief im Bauch des gestrandeten Frachters. Draco und ein Mann namens Cruor, der sein Stellvertreter zu sein schien, warteten neben ihr.
Sie hob den Blick von dem Mikroskop vor ihr. Es würde keinen Beweis dafür geben, dass das, was sie getan hatte, funktionierte, bis es getestet und die veränderte DNA des Testobjekts untersucht worden war, aber sie wusste, was sie tat, und die Proben vor ihr zeigten alle die gewünschte Wirkung.
»Es funktioniert«, sagte sie. »Die Zellkulturen teilen sich, wie sie es sollen. Die neue DNA ist implantiert.«
Das Eden-Serum war aus den Samen gewonnen worden. Das schlafende Virus erwachte und verband sich mit dem UN -Virus, dem Träger-Virus. Unter dem Elektronenmikroskop hatte das DNA -Fragment aus dem im Garten entdeckten Samen seinen Platz einwandfrei eingenommen. Die neuen Zellen zeigten verlängerte Telomere.
Neben Sonia füllte sich eine Reihe von mit weißen Streifen gekennzeichneten Röhrchen langsam mit dem Serum, das sie geschaffen hatte. Das Trägersystem hatte jetzt seine Nutzlast.
»Sicher?«, fragte Draco.
»Wir sollten es noch testen, an …«
»Wir haben unsere Laborratte«, sagte er. Er ging zum hinteren Teil des Labors, wo Nadia festgeschnallt auf einer Rollbahre lag, wie die
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