Eden Prophecy
Uhr. Noch vierzehn Minuten bis zum Luftschlag. Jede Sekunde erschien ihm in der Stille und der Dunkelheit wie eine Ewigkeit.
Das Läuten des Telefons schreckte ihn auf. Er erkannte Danielles Code auf dem Display und drückte die Sprechtaste.
»Wir sind noch einen Kilometer von der Insel entfernt«, sagte sie, ehe er ein Wort herausgebracht hatte. »Wir sehen keinerlei Aktivitäten.«
Moore beugte sich vor. »Was zum Teufel tut ihr, Danielle?«
»Tut mir leid, Arnold«, sagte sie. »Aber wir gehen rein.«
Bei aller Bestürzung hatte Moore fast mit so etwas gerechnet.
»Wir sind in rund einer Minute auf der Insel«, sagte Danielle. »Ich wollte nur, dass du es weißt.«
»Verdammt noch mal!«, rief er. »Tut das nicht, Danielle! Es ist Selbstmord! Es ist eine Verletzung der …«
»Du hast einmal alle Regeln verletzt und Befehle ignoriert, um mich herauszuholen. Du hast dich an Hawker gewandt, als sonst niemand helfen wollte. Ich werde ihn nicht enttäuschen, jetzt, da wir an der Reihe sind.«
Sie sprach ruhig, voller Gewissheit, und Moore schnürte es die Kehle zu. Es gab keine Erwiderung, die einer Überprüfung standhielt. Es war genauso, wie sie es gesagt hatte. Und er wusste auch, es war ausgeschlossen, dass diese Sache gut endete.
»Wir haben Waffen«, sagte sie. »Wir werden tun, was wir können, um sie zu überraschen, aber …«
»Aber was?«
»Wir waren die ganze Zeit einen Schritt zu spät bei dieser Geschichte, und wenn alles schiefgeht und wir verschwinden … dann müsst ihr die Insel unbedingt wie geplant zerstören.«
Moore war innerlich zerrissen. Er war stolz auf ihre Entschlossenheit und voller Furcht, was das Ergebnis anging. Tatsache war, dass er sie nicht aufhalten konnte. Und die Wahrheit war, dass er nicht wusste, ob er es überhaupt wollte.
»Ihr habt vierzehn Minuten«, sagte er schließlich. »Vergeude keine Zeit mit mir.«
Die Verbindung brach ab. Moore saß allein da und lauschte dem statischen Rauschen aus dem Lautsprecher. Widerwillig streckte er die Hand aus und drückte den Knopf, um die Leitung zu schließen.
Er holte tief Luft. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als den Präsidenten zu verständigen, doch ehe er dazu kam, klopfte es an der Tür.
Zu müde, um aufzustehen oder auch nur zu rufen, betätigte Moore den Schalter, der die Durchsichtigkeit der Wände regelte. Zum ersten Mal seit Monaten wurden sie klar. Walter Yang stand vor der Tür.
»Das ist kein günstiger Zeitpunkt, Walter.«
»Ich habe Informationen«, sagte Yang. »Über das Virus.«
Im Persischen Golf glitt das kleine Schnellboot einige hundert Meter von der Nordspitze der Insel entfernt durch die Dunkelheit. Zu ihrem Glück kam der Wind aus Süden und trug das Motorengeräusch von der Insel fort. Außerdem war die Nacht stockfinster, allerdings würde in zehn Minuten der Mond aufgehen.
Bis dahin würde das dunkle, flache Boot schwer zu entdecken sein, es sei denn, jemand hielt gezielt nach ihnen Ausschau – eine durchaus realistische Möglichkeit.
Danielle kauerte in einem schwarzen Taucheranzug im Heck des Boots und hielt durch ein Wärmebildfernglas nach Anzeichen für Probleme Ausschau. Sie entdeckte auf dieser Seite der Insel weder Leute noch irgendwelches in Betrieb befindliches Gerät. Nur kleine, über die ganze Insel verstreute Punkte, die sie für Kormorane in ihren Nestern hielt. Es war bekannt, dass diese Vögel das Eiland zu dieser Jahreszeit für sich beanspruchten.
Neben ihr war Hawker damit beschäftigt, ihre Waffen zu sichern und Panzerungen an Tauchgeschirre zu schnallen.
»Wie nahe soll ich ran?«, flüsterte Keegan.
Sie glitten jetzt sehr langsam dahin, fast ohne jedes Kielwasser. Danielle wusste nicht, an welchem Punkt die Notwendigkeit, keine Zeit zu vergeuden, höher zu bewerten war als der Wunsch, das Überraschungsmoment zu nutzen.
Sie warf einen Blick zu Hawker.
Er war beängstigend ruhig, und seine Mimik verdüsterte sich zunehmend. Sie spürte ein Feuer grimmiger Entschlossenheit in seinem Herzen. Wenn er diese Insel betrat, musste er mit dem Schlimmsten rechnen. Was immer sie dort vorfinden mochten, es würde ihm aller Wahrscheinlichkeit nach Schmerz bereiten.
Wenn Sonia den Forderungen der Sekte bisher widerstanden hatte, war sie vermutlich in einem furchtbaren Zustand, noch am Leben, weil sie sie brauchten, aber sicherlich geschlagen und gefoltert. Savi und Nadia dürfte es noch weit schlimmer ergangen sein.
Und wenn Sonia der Sekte gegeben hatte, was sie
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