Eden Prophecy
die er angeblich vertrat. Ein etwaiger Beobachter würde nichts weiter sehen, als dass Hawker an Bord eines Flugzeugs ging, das einem mysteriösen Unternehmen mit Sitz auf Malta und Verstrickungen im internationalen Waffengeschäft gehörte.
Die einzige mögliche Verbindung zu den Vereinigten Staaten wäre Danielle selbst. Aus diesem Grund blieb sie in der Maschine, hatte die Jalousie zugezogen und beobachtete das Vorfeld über eine Überwachungskamera, deren Bilder auf einen Flachbildschirm im vorderen Teil der Kabine übertragen wurden.
Hawker verspätete sich, zwanzig Minuten bisher. Noch nicht übermäßig viel, aber genug, um leichte Besorgnis zu wecken. Sie machte sich sehr viel aus Hawker. Er hatte eine Art, das Beste und Ehrenwerteste in ihrer Persönlichkeit zum Vorschein zu bringen. Eigenschaften, die sie bei ihrem ursprünglichen Aufstieg im NRI halb verloren hatte.
Ihr Job erforderte es oft, zum Wohle des größeren Ganzen zu lügen, zu stehlen und zu täuschen, womit sie eigentlich kein Problem hatte. Doch es hatte eine Zeit gegeben, da alles zu weit gegangen war, als das NRI anfing, Zivilisten anzuheuern, sie in Gefahr zu bringen und über die Risiken zu belügen, die sie eingehen würden.
Vor zweieinhalb Jahren hatten sie bei einer solchen Unternehmung auch Hawker angeworben. Er war damals kaum mehr als ein bewaffneter Begleitschutz gewesen, aber als das Unternehmen allmählich aus dem Ruder lief und schließlich ganz vor die Wand fuhr, war Hawker der eine Faktor gewesen, der verhinderte, dass es zum Totalschaden kam.
Am Ende hatte es mehr als ein Dutzend Tote gegeben und einen nur mühsam unterdrückten Skandal, der direkt zum damaligen Direktor des NRI , Stuart Gibbs, führte. Er war verschwunden, ehe es Danielle und ihr Team nach Hause schafften, und das NRI selbst schrammte nur hauchdünn an seiner Auflösung vorbei.
In den Worten eines Kritikers war die Mission in »Ausmaß und Wirkung ihres Scheiterns katastrophal« verlaufen, aber sie und mehrere andere, größtenteils Zivilisten, hatten überlebt, und das beinahe ausschließlich dank Hawkers Einsatz.
Das Erlebnis war so einschneidend gewesen, dass Danielle eine Weile gebraucht hatte, um sich über ihre Gefühle klar zu werden. Später erst war ihr die Ironie bewusst geworden, die darin lag, dass Hawker, der Söldner und Paria, ihr, der aufrechten Musteragentin der Regierung, gezeigt hatte, worauf es ankam und worauf nicht.
Sie wurde an tief sitzende Überzeugungen über Ehre und Rechtschaffenheit erinnert, die sie irgendwo begraben oder als hinderlich für ihren Job wegrationalisiert hatte. Es war der Anfang ihres Wegs zurück zu sich selbst gewesen. Und als sich der Staub legte, stellte sie fest, dass sie ihr neues – und eigentlich altes – Ich lieber mochte.
Schließlich war sie mit neuer Kraft und Entschlossenheit zum NRI zurückgekehrt, um in Zukunft das Richtige zu tun und trotzdem ihre Arbeit angemessen zu erledigen.
Vielleicht reichten ihre Gefühle für Hawker deshalb tiefer als die körperliche Anziehungskraft, die sie aufeinander ausübten. Er hatte offenbar ihre Seele berührt.
Irgendwann, so hoffte sie, würden sie Gelegenheit haben zu sehen, in welche Richtung sich das alles entwickelte, aber bis jetzt machte es Hawkers Tarnung erforderlich, dass er exakt so weiterlebte wie in den zehn Jahren zuvor. Das hieß, er blieb weiter im Visier Interpols und amerikanischer Behörden wie dem FBI , die man über seinen veränderten Status absichtlich im Dunkeln gelassen hatte, damit von dieser Seite nichts durchsickerte. Er verbrachte nie mehr als einige Wochen am selben Ort. Nicht eben die idealen Bedingungen, um eine Beziehung anzufangen.
Danielle hatte gehofft, sie würden nach dieser Mission in Kroatien ein wenig Zeit füreinander finden, aber Hawkers Nachricht und die Informationen, die sie ausgegraben hatte, um ihm zu helfen, ließen vermuten, dass es dafür wohl kaum eine Chance gab.
Während sie auf ihn wartete und sich Sorgen machte, schmerzte es sie, dass sie hier war, um eine schreckliche Neuigkeit zu überbringen.
Auf dem Bildschirm sah sie eine teuer aussehende weiße Limousine durch das Tor am Rand des Rollfeldzubringers gleiten. Der Wagen fuhr quer über das Vorfeld und blieb neben der Citation am Fuß der Gangway stehen. Danielle wurde leicht ums Herz, als Hawker ausstieg, die Schlüssel einem anderen Mann gab und die Treppe heraufstieg.
Er kam durch die Tür und blickte sofort in ihre Richtung.
Sie musste
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