Eden Prophecy
die Tafel fest und spähte durch das Gitterwerk des Turms.
Die »Polizisten« bezogen neue Positionen, sie umringten ihn von drei Seiten und schnitten ihn von jeder Möglichkeit ab, den Aufzug oder die Treppe zu erreichen. Er konnte nicht entkommen, und mit nur noch zwei Kugeln in seiner kleinen Waffe bestand keine Hoffnung, sich den Weg freizuschießen.
Er blickte sich verzweifelt um.
»Geben Sie ihnen die Tafel einfach«, sagte Bashir. »Sie werden Sie gehen lassen.«
»Sie werden keinen von uns jemals gehen lassen«, erwiderte Ranga.
In den Straßen unten hörte er Sirenen. Die Männer, die ihn umzingelten, würden nicht mehr lange warten.
Er sah zum Rand der Plattform. Dahinter lag die Leere des offenen Himmels.
Er konnte sich nicht mehr retten. Er konnte jene nicht retten, die er gern gerettet hätte, aber er wusste, was diese Männer mit dem auf der Tafel enthaltenen Geheimnis anstellen würden. Das durfte er nicht zulassen.
Er fuhr mit der Hand über die glatte Oberfläche und die eingemeißelten Zeichen. Er betrachtete das Symbol in der Mitte. Ein Kreis mit vier Einkerbungen, in dem ein Quadrat lag, das seinerseits ein kleineres Rechteck enthielt.
Bashir hatte es das Zeichen Edens genannt. Und er hatte recht gehabt, aber das würde ihnen jetzt beiden nichts mehr nützen. Denn wenn es keinen Gott gab, wie Ranga glaubte, würde seine Existenz in Kürze brutal enden, und es würde nichts von ihr bleiben als Elend. Und wenn es einen gab, dann erwartete ihn sichere Verdammnis für das, was er getan hatte.
Er kroch langsam in Richtung Rand.
»Gib auf, Ranga!«, rief Marko.
»Damit du mich für Tod und Zerstörung benutzen kannst?«
»Dein Werk wird zusammen mit dir sterben«, rief Marko. »Willst du das?«
Ranga schob sich noch ein Stück näher. »Besser als die Hölle auf Erden, die du herbeiführen willst.«
»Wir tun nur, was nötig ist. Was du vor langer Zeit vorgeschlagen hast.«
Ranga wurde übel, wenn er daran dachte. Der Kreis schloss sich, alles fiel auf ihn zurück: die Arroganz, die man ihm immer vorgeworfen hatte. Genetiker, die Gott spielten. Und jetzt …
Was hatte er getan?
Trotz zehn Jahren Arbeit und Mühen sah er den einzigen möglichen Weg deutlich vor sich. Sein Werk musste sterben. Er musste mit ihm sterben.
Er schlich näher zum Rand. »Es tut mir leid, Nadia«, flüsterte er für sich. »Ich habe es versucht.«
Er drehte sich um, feuerte seine letzten Schüsse blind ab und stürzte dann ohne Zögern auf den Rand zu.
Er kam einen ganzen Schritt weit, ehe ihn ein Schuss niederstreckte.
Ranga bog den Rücken durch, als ein sengender Schmerz durch seinen Körper fuhr. Er sank auf die Knie, eine Hand am Geländer. Die Tafel fiel ihm aus der Hand und landete auf der Plattform, das Zeichen Edens sah zu ihm herauf.
Er versuchte aufzustehen, brachte aber die Kraft nicht auf. Er griff nach der Tafel, befühlte noch einmal ihre glatte Oberfläche und hob sie dann in die Höhe.
Er sah sie fallen. Sie drehte sich um sich selbst, während sie lautlos eine scheinbare Ewigkeit immer weiter abwärtsstürzte. Und dann traf sie auf und zersprang auf dem Beton unter dem Turm in tausend Stücke.
Ranga brach zusammen und driftete in Richtung Dunkelheit. Er rechnete mit einer Kugel in den Kopf, aber stattdessen wurde er unsanft in die Höhe gerissen.
»Nehmt ihn mit«, hörte er Marko sagen. »Nehmt sie beide mit.«
»Was ist mit der Tafel?«
Die zweite Stimme klang nervös, ängstlich. Ranga verstand auch das. Der Meister würde wütend sein.
Marko war weniger furchtsam. »Wir werden die anderen finden, sobald wir die Schriftrolle haben.«
Er packte Ranga an den Haaren und schüttelte ihn. »Und wir werden die Wahrheit aus dir herauspressen, bevor du stirbst, das verspreche ich dir.«
Ranga hörte diese Worte durch einen Nebel. Er sah Markos harte Augen und fühlte den Hass in seiner Seele. Er wusste, es war nicht gelogen.
Er war gescheitert. Er würde unter entsetzlichen Schmerzen sterben. Sein Traum würde zu einem endlosen Alptraum entstellt werden, und die Hölle würde doch noch über die Erde hereinbrechen.
6
Danielle Laidlaw saß in der Passagierkabine eines Citation X Business-Jets, der mit laufenden Triebwerken auf dem Vorfeld eines Flughafens siebzig Kilometer südlich von Dubrovnik stand. Die Kabinentür war offen, die Treppe ausgefahren und verankert. Alle Aktivitäten ruhten.
Mit diesem Jet würden sie Hawker herausholen, ein Abgang, der den Leuten angemessen war,
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