Eden Prophecy
Bashir traurig.
In Ranga mischten sich Verzweiflung mit Angst. Er hatte gehofft, Bashir würde die Schriftrolle finden, von der er erzählt hatte, aber in Wahrheit spielte es jetzt keine Rolle mehr. Nicht, wenn er recht hatte, was die Tafel anging.
»Sind Sie je etwas nachgejagt, das hartnäckig knapp außerhalb Ihres Zugriffs blieb?«, fragte Bashir.
»Mein ganzes Leben lang«, räumte Ranga ein.
»Die Schriftrolle war so etwas für mich. Egal, wie oft ich ihr nahe kam, sie ist mir immer entschlüpft«, erklärte Bashir. »Ich werde sie mir zurückholen mit dem, was Sie mir gegeben haben. Ich werde sie ein für alle Mal besitzen, und ich werde Ihnen verraten, was sie mir erzählt.«
Bashir hatte versprochen, mit dem Geld, das ihm Ranga bezahlte, nach Beirut zu fliegen und für die Schriftrolle zu bieten. Sie konnte vielleicht beweisen, was Ranga und Bashir vermuteten, über Adam und den Garten, wenn auch aus sehr unterschiedlichen Gründen. Doch jetzt dachte – hoffte – Ranga, es werde nicht mehr nötig sein. Die Tafel war alles, worauf es ankam.
»Lassen Sie mich sehen.«
Bashir schob ihm die Tasche hin. Ranga öffnete sie. Er konnte den bräunlichen Stein darin sehen und die eingemeißelten Zeichen gerade noch ausmachen.
Er holte tief Luft und hielt den Atem an. Er war kurz vor dem Ziel, er spürte es. Das Ende einer Suche, die ihn in den Wahnsinn getrieben hatte, war greifbar nahe.
Als er aufsah, blickte Bashir an ihm vorbei auf eine Stelle in der Mitte des Turms. Auf seinem Gesicht breitete sich Angst aus.
»Sie waren leichtsinnig«, flüsterte Bashir.
Ranga machte Anstalten, sich umzudrehen.
»Nicht«, sagte Bashir.
Ranga richtete sich auf, stellte die Computertasche ab und griff in seine Tasche. Er drehte den Hals gerade weit genug, um vier Gendarmen zu sehen, die durch die Menge ausströmten. Sie trugen reflektierende Westen. Ihre Hände ruhten auf den Waffen in ihren Halftern, als erwarteten sie einen Kampf.
»Die Sûreté«, flüsterte Bashir.
Ranga erkannte einen von ihnen und wurde von Angst gepackt. »Das ist nicht die Polizei«, sagte er. »Das sind sie. Sie haben es auf mich abgesehen.«
»Aber sie werden doch sicher nicht …«
»Sie würden alles tun«, sagte Ranga.
Er drückte Bashir die Computertasche mit Geld in die Hand und griff nach dem Päckchen. Wenn er einen Weg zurück in die Menge und nach unten finden könnte, dann …
Er machte einen Schritt, aber eine schwere Hand landete auf seiner Schulter und riss ihn herum. Ranga ließ das Päckchen fallen und hob eine Hand wie zur Aufgabe; mit der anderen griff er nahezu gleichzeitig in seine Tasche und löste einen Schuss aus seiner kleinen Waffe aus.
Der Knall hallte über die Aussichtsplattform. Die Menge zuckte zusammen. Der Polizist fiel blutend rückwärts und hielt sich den Unterleib.
Touristen schrien bei dem Anblick auf und rannten zu den Aufzügen und zur Treppe.
Rangas Hand und Körperseite brannten von dem Schuss, und er stand wie benommen von seiner Tat da, während die Menge um ihn herum in alle Richtungen lief. Er hob das Päckchen wieder auf und wollte sich in Bewegung setzen, aber weitere Schüsse ertönten. Kugeln flogen in seine Richtung und zwangen ihn, sich zu Boden zu werfen und Deckung zu suchen.
Er zog die Miniwaffe aus seiner Tasche, gab einen Schuss ab und duckte sich hinter die Eisenbeschläge. Für den Augenblick war er verborgen, aber die Menge lichtete sich rasch, und bald würde er hoffnungslos exponiert sein.
»Sie können nicht gegen sie kämpfen«, sagte Bashir. »Geben Sie ihnen, was sie wollen. Es bedeutet nichts ohne die Schriftrolle.«
»Sie irren sich«, sagte Ranga. »Es bedeutet alles.«
Bashir war offenbar nicht dieser Meinung, er griff nach dem Päckchen und wollte losrennen, aber Ranga stellte ihm ein Bein, und die Tafel fiel auf den Boden, wobei eine Ecke abgeschlagen wurde.
Eine Stimme mit mediterranem Zungenschlag hallte über die Plattform.
»Ranga Milan, du bist vom rechten Glauben abgekommen. Der Meister schickt uns, um dich nach Hause zu holen.«
Er erkannte die Stimme. Marko. Der Killer. Der Mann des Bluts.
Ranga packte die Tontafel und beeilte sich, besseren Schutz zu finden. Er war nicht schnell genug. Eine Kugel traf ihn ins Bein, er prallte hart auf den Boden, drehte sich und begann zu kriechen, nur um eine weitere Kugel in die Schulter zu bekommen.
Er krümmte sich vor Schmerzen, konnte sich aber in eine geschütztere Position ziehen. Mit einer Hand hielt er
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