Eden Prophecy
unwillkürlich lächeln.
»Ich muss die Frage stellen«, sagte sie spielerisch. »Warum fährst du einen Jaguar?«
»Sie hatten keinen Aston Martin.«
»So habe ich es nicht gemeint.«
Während die Treppe weggerollt wurde, zog Hawker die Tür zu, verriegelte sie und setzte sich zu Danielle.
Sie drückte einen Knopf in ihrer Armlehne und sprach über den Bordfunk zum Piloten. »Wir sind bereit zum Abflug.«
Die Stimme des Piloten kam über die Lautsprecher. »Wir haben einen Flugplan nach Hamburg eingereicht. Sollen wir ihn anpassen?«
»Ich sage Ihnen Bescheid, sobald wir in der Luft sind«, antwortete Danielle und wandte sich wieder Hawker zu. »Der Wagen wird auf der Spesenabrechnung ein bisschen schwer zu erklären sein.«
»Erzähl ihnen, es handele sich um einen Finderlohn«, sagte er.
La Bruzca stand seit Jahren im Verdacht, Waffen zu schmuggeln, aber in welchem Ausmaß, das war nie klar gewesen. Hawkers vorübergehender Einsatz für die CIA konnte etwas Licht auf seine Unternehmungen werfen. Danielle hatte seinen Bericht bereits gelesen, einschließlich des erfolgreichen Anbringens eines Senders in der Nase einer Rakete. Damit sollten sie in der Lage sein zu verfolgen, wohin La Bruzca seine Waren brachte. Und wenn er sie verkaufte, würde der von Hawker heimlich eingebaute Sender die CIA direkt zum Endverbraucher führen. Danielle nahm an, das sollte ein, zwei Autos wert sein.
Während die Turbinen draußen hochfuhren, richtete Hawker den Blick auf sie. Trotz ihrer Bemühungen, die Unterhaltung in eine andere Richtung zu lenken, stellte er genau die Frage, die sie gern noch hinausgeschoben hätte.
»Habt ihr etwas über Ranga herausgefunden?«
»Ja«, sagte sie. »Doch es ist komplizierter.«
Er nickte. »Das dachte ich mir schon. Aber du musst die Bluthunde nicht loslassen oder mir einen Schlüssel fürs Nationalarchiv geben. Ich will nur wissen, ob du mir etwas erzählen kannst.«
Sie holte tief Luft.
Hawkers Angst um einen alten Freund wäre vielleicht auf taube Ohren gestoßen, hätte es da nicht ein paar simple Tatsachen gegeben. Zunächst einmal wurde Ranga Milan als wandelnde Zeitbombe angesehen, ein neuer A.Q. Khan, nur im Besitz von noch viel gefährlicherem Wissen, als es für den Bau einer Atombombe nötig war.
Das Gefahrenpotenzial in der Gentechnologie war nahezu unbeschränkt. Es sagte viel aus, dass die SALT - und START -Abkommen zur Begrenzung von Waffen sowie die Genfer Konvention die Herstellung und den Einsatz biologischer Waffen praktisch verboten, während die Nationen zigtausende Nuklearwaffen anhäuften und aufeinander richteten.
Tatsache war, dass biologische Waffen leicht beherrschbar waren – bis zu dem Moment, wo man sie einsetzte. Ab dann war alles möglich.
Eine biologische Waffe lebte. Sie konnte sich verändern, mutieren, wachsen oder sich in niemals vorhergesehener Weise ausbreiten. Sobald man seinem Feind eine Seuche in den Hinterhof schickte, konnte einem niemand garantieren, dass sie nicht wieder zurückkam, selbst wenn ein Ozean dazwischen lag. Auch konnte niemand garantieren, dass ein solcher Organismus nicht mutierte und Abwehrmaßnahmen und Impfstoffe überwand, die man gegen ihn vorbereitet hatte. Eine solche Waffe einzusetzen war, als baute man ein Haus in einer trockenen Graslandschaft und zündete dann die Hütte des Nachbarn an.
Wer vernünftig dachte, selbst wenn es jemand mit Weltbeherrschungsphantasien war, wusste, dass so eine Waffe nicht praktisch einsetzbar war. Für einen Fanatiker jedoch, einen selbstmörderischen Irren oder eine Weltuntergangssekte konnte es das perfekte Werkzeug sein.
Und ohne eine Ankündigung des Benutzers konnten Monate vergehen, bis man überhaupt etwas bemerkte; eine Seuche hatte sich dann unter Umständen bereits so weit ausgebreitet, dass sie nicht mehr aufzuhalten war.
Zum Glück oder leider hatte vor Kurzem jemand eine solche Ankündigung gemacht, in Form eines Briefs, der ein unbekanntes Virus enthielt und an Claudia Gonzales, die stellvertretende amerikanische Botschafterin bei den Vereinten Nationen, zugestellt wurde. Der Verdacht konzentrierte sich auf Ranga Milan.
Das war Tatsache Nummer zwei. Auf lange Sicht würde es die schmerzhafteste sein. Doch aktuell, vermutete Danielle, würde Tatsache Nummer drei den größten unmittelbaren Schmerz bereiten.
»Es ist komplizierter, weil in den letzten achtundvierzig Stunden einige Dinge vorgefallen sind.«
Da sie nicht den Eindruck erwecken wollte
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