Eden Prophecy
auszuweichen, konzentrierte sie sich zuerst auf Hawkers Frage.
»Was Ranga angeht«, sagte sie, »haben wir die Informationen benutzt, die du uns gegeben hast, und ihn in Paris gefunden. Es tut mir leid, Hawker, aber Ranga ist tot.«
Hawker biss die Zähne zusammen und atmete langsam aus. »Wie ist er gestorben?«
Die Akte vor ihr schilderte detailliert das Leben und den qualvollen Tod von Ranga Milan. Sie hätte sie Hawker einfach geben können, aber das erschien ihr zu kalt.
»Vor achtundzwanzig Stunden kam es auf der zweiten Aussichtsplattform des Eiffelturms zu einer Schießerei. Auf den ersten Blick hielt man es für einen Terroranschlag oder sogar einen Mordversuch an einem Exiliraner, der zufällig dort war. Aber inzwischen wissen wir es besser. Ranga war auf dieser Plattform.«
»Bist du dir sicher?«
Sie nickte. »Nach Augenzeugenberichten und den Aufzeichnungen der Überwachungskameras wurden zwei Männer von der Pariser Polizei gefangen genommen und fortgeschleift. Nur dass die Polizei nichts von Festgenommenen weiß.«
»Ich verstehe nicht«, sagte Hawker.
»Letzte Nacht wurden die Leichen von vier Beamten in einem leerstehenden Haus am Stadtrand gefunden. Jemand hatte sie am Tag zuvor getötet und ihren Platz bei der Patrouille am Eiffelturm eingenommen.«
»Jemand, der Zugang zum Turm brauchte.«
Sie nickte. Es war klar, dass die Polizeibeamten vor dem Zwischenfall getötet worden waren. Die Täter hatten ihre Uniformen, ihre Ausweise und selbst ihre Autos benutzt.
»Weiß man, wer?«
Danielle schüttelte den Kopf. Niemand hatte eine Ahnung. Keine Gruppe hatte die Verantwortung übernommen.
»Was ist mir Ranga?«, fragte Hawker.
»Sie haben ihn heute Morgen gefunden. Es tut mir leid, es dir sagen zu müssen, aber er wurde gefoltert und verstümmelt.«
Sie sah verständlichen Zorn in Hawker aufsteigen. »Gefoltert.«
Sie nickte langsam. »Ich kenne nicht alle Einzelheiten. Es soll aber ziemlich übel gewesen sein. Man hat ihn gefesselt in einem anderen leeren Anwesen zurückgelassen, damit ihn die Polizei findet.«
Nach einem tiefen Atemzug streckte Hawker die Hand aus. Danielle gab ihm die Akte. Sie enthielt alles, was sie wussten, einschließlich der Tatsache, dass ein Iraner, der erwiesenermaßen ein Mitglied der Grünen Revolution gewesen war und mit gestohlenen Antiquitäten handelte, immer noch vermisst wurde, dass man eine große Summe Geld am Schauplatz gefunden hatte und dass etwas von der Plattform geworfen worden war. Analysen zeigten, dass der Gegenstand aus getrocknetem Lehm bestanden hatte, aber die Zerstörung war so vollständig, dass sich unmöglich auch nur feststellen ließ, worum genau es sich gehandelt hatte.
Danielle zeigte auf die Akte. »Da drin ist Hintergrundmaterial«, sagte sie und meinte Rangas Profil. »Manches davon kennst du vielleicht, anderes nicht.«
Hawker fing zu lesen an. Sie konnte die Anspannung in seinem Gesicht sehen und spürte, wie er gegen Frust und Zorn ankämpfte.
»Ich sage es nur sehr ungern«, fügte Danielle an. »Aber das ist noch nicht das Schlimmste.«
Hawker blickte auf.
»Am Tag vor Rangas Verschwinden traf ein Brief bei den Vereinten Nationen ein. Er enthielt ein ziemlich bizarres Drohgefasel und eine unbekannte Virenform.«
»Ich habe von einem Anthrax-Alarm gehört«, sagte Hawker. »Geht es darum?«
»Das ist nur die vorgeschobene Geschichte«, sagte sie. »Um die Leute nicht zu beunruhigen.«
»Anthrax soll die Leute beruhigen?«, wiederholte er. »Was zum Teufel ist dann die richtige Geschichte?«
»Es ist schlimm«, sagte sie. »Etwas, das noch nie jemand zuvor gesehen hat. Es könnte fast hundertprozentig ansteckend sein. Der Drohbrief deutet an, dass es entwickelt wurde, um eine Seuche auszulösen.«
Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen hatte Hawker bereits erraten, worauf das Ganze hinauslief. »Und die Quelle?«
»Der Brief war anonym, aber auf einer undurchlässigen Schicht auf der Innenseite des Kuverts wurde eine Menge Fingerabdrücke gefunden. Es sind Rangas.«
Hawker sah zur Decke und stieß den Atem aus. Es war kein ungläubiger Blick, sondern ein frustrierter, als hätte sich gerade etwas bestätigt, was er seit Langem befürchtet hatte.
»Er sagte, er habe etwas Unverzeihliches getan. Ich schätze, das war es.«
»Er war dein Freund«, sagte Danielle, »deshalb ist das sicherlich nicht leicht für dich. Aber du musst mir alles über ihn erzählen, was wir eventuell noch nicht wissen.«
»Du
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