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Eden Prophecy

Eden Prophecy

Titel: Eden Prophecy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Brown
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Handy aussah, war in Wirklichkeit eine Handfeuerwaffe. Kaum größer als seine Handfläche, enthielt sie vier Schüsse. Und auch wenn Ranga noch nie eine Waffe abgefeuert hatte, würde er unter keinen Umständen mit leeren Händen von hier fortgehen.
    Die Aufzugtüren öffneten sich, und die Touristen drängten ins Freie. Ranga bewegte sich mit dem Strom und wischte sich den Schweiß von der Oberlippe. Er bemerkte eine Gestalt in der Südwestecke der Plattform, direkt an deren Rand. Der Mann trug eine Augenklappe, und zu seinen Füßen lag ein Päckchen.
    Ranga ging zu ihm. » Bonjour« , sagte er.
    Der Mann drehte sich zu Ranga um. Sein wettergegerbtes Gesicht, die gebräunte Haut und das struppige Haar ließen auf ein hartes Leben schließen. Eine Narbe, die unter der Augenklappe verschwand, bekräftigte diesen Eindruck.
    »Die Sprache des Franzosen ist nicht meine«, sagte der Mann heiser.
    »Aber Sie leben jetzt hier«, sagte Ranga.
    »Ihr Geld hat mir dabei geholfen zu entkommen«, sagte der Mann. »Aber ich habe nicht den Wunsch zu vergessen.«
    Ranga war während eines Aufenthalts im Iran mit diesem Mann in Kontakt gekommen. Sein Name war Bashir, ein ehemaliger Archäologe und dann Kurator eines privaten Museums. Bashir war seit vielen Jahren ein Gegner der Ajatollahs gewesen. Er hatte sich bis 2009 unauffällig verhalten, dann war er erwischt und gefoltert worden, weil er die Grüne Revolution nach den angefochtenen Wahlen unterstützte.
    Die Hardliner hatten ihm ein Auge und dann seine Familie geraubt. Bashir hatte sich gerächt, indem er mit Schätzen, die man längst zerstört glaubte, nach Frankreich geflohen war. Er verkaufte sie jetzt, um den Widerstand zu finanzieren.
    »Wenn es Allahs Wille ist, werde ich eines Tages zurückkehren«, sagte er.
    Ranga lächelte traurig. Während ihrer gemeinsamen Zeit hatten die beiden Männer häufig über diese Vorstellung debattiert. Offenbar hatte keiner von ihnen seinen Standpunkt geändert.
    »Mein Freund, es gibt keinen Gott«, sagte Ranga. »Weder Ihren noch meinen oder irgendeinen anderen. Es gibt nur die Menschen und die Geschichten, die wir erzählen, um das Unerklärliche zu erklären.«
    Bashir lachte kurz auf, es war ein Lachen, das nicht weniger traurig war als Rangas Lächeln. »Diese Leute haben Ihren Verstand vergiftet.«
    »Sie haben viele Dinge vergiftet, aber diese Überzeugung ist meine eigene.«
    Weiter sagte Ranga nichts, da er nicht an die in den Händen der radikalen Gruppe erlittenen Schmerzen denken wollte, der er sich angeschlossen hatte, oder an die Verzweiflung, die ihr Vermächtnis in ihm auslöste. Zu viel stand hier für ihn auf dem Spiel.
    »Noch aus Ihren Worten höre ich den Zweifel«, sagte Bashir. »Warum sonst sollten Sie die Tafel haben wollen und die Wahrheit, die sie enthält?«
    Ranga war klar, wie es aussah. Sein Interesse an Bashir beruhte auf dem Wissen des Mannes, vor allem auf seinem Wissen über Kulturen, die Jahrtausende vor Christus im Nahen Osten entstanden waren. Kulturen wie Uruk, die Sumerer und Elamer, Kulturen, die Zeugnisse vom frühesten Streben der Menschheit hinterlassen hatten, ein Wesen zu verstehen, das sie nicht sehen oder hören konnten und dem zu gehorchen sie sich gleichwohl gezwungen fühlten.
    Und in der Tat war Ranga von dem Thema besessen, doch seine Gründe waren eher konkret als spirituell. Er konnte nicht riskieren, es Bashir zu erklären.
    »Haben Sie dabei, was Sie angeboten haben?«, fragte Ranga. »Oder muss ich warten?«
    »Ich habe dreißig Jahre warten müssen, die Tafel wiederzusehen«, sagte Bashir, »Deshalb verstehe ich Ihren Drang. Wenn ich recht habe, wurde sie von der Hand Adams gemeißelt, des ersten Menschen. Verstehen Sie, was das bedeutet?«
    Ranga unterdrückte jede Reaktion. Er war schon früher zum Narren gehalten worden. »Wie können Sie das wissen?«
    »Man kann es nicht sicher wissen«, sagte Bashir. »Aber die Schriften, die uns zu seinem Grab geführt haben, erzählen vom Garten Eden, vom Sündenfall des Menschen und vom Exil. Wir erfahren aus ihnen auch …«
    »Nicht hier«, sagte Ranga.
    Bashir wirkte aufgewühlt. »Aber Sie müssen es erfahren. Es ist nicht, was Sie denken. Sie erzählen vom Wasser, vom Schwert des Feuers und vom Tod.«
    »Und vom Leben«, beharrte Ranga, auch wenn er es nicht mit Bestimmtheit wusste.
    »Ja«, sagte Bashir. »Auch vom Leben.«
    »Und was ist mit der Schriftrolle?«
    »Zur Auktion nach Beirut gegangen, wie ich sagte«, erwiderte

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