Eden Prophecy
in seine Schreibtischschublade, entnahm ihr eine Akte und fischte ein Foto heraus. Er hielt es Hawker und Danielle hin.
Es war Ranga, nackt und blutüberströmt, auf den Knien, mit gefesselten Armen. Er ließ den Kopf hängen, und sein Oberkörper wurde nur durch den Strick aufrecht gehalten, der seine Arme in die Höhe zog. Sein Gesicht war verschwollen und blutverschmiert, seine Oberkörper gezeichnet von klaffenden Schnitten und grässlichen Brandwunden.
»Wir glauben, dass ihm die Verbrennungen mit einem Schweißbrenner zugefügt wurden«, sagte Lavril. »An manchen Stellen gehen sie bis auf die Knochen.«
Danielle hatte ein Gefühl, als würde ihr gleich übel werden. Aus dem Augenwinkel beobachtete sie Hawker, der unverwandt auf das Bild starrte, als könnte Wegsehen eine Art Schwäche verraten.
Gnädigerweise zog Lavril das Foto zurück.
»Wer ihn getötet hat, hätte seine Leiche ohne weiteres irgendwo verschwinden lassen können, aber stattdessen haben sie ihn so zurückgelassen. Das hat einen Grund.«
»Eine Botschaft«, sagte Hawker.
Lavril nickte.
»An wen?«, fragte Danielle.
»An die ganze Welt«, sagte Lavril.
Er warf noch einen Blick auf das Foto. »In seine Brust war eine seltsame Markierung eingebrannt. Sehr schwer auszumachen.«
Er zeigte ihnen ein weiteres Foto, diesmal eine Nahaufnahme von Rangas Brust. Es sah aus wie ein Brandzeichen.
»Buchstaben und Ziffern«, sagte Lavril. »G, E, N, zwei, eins, sieben.«
»Und was soll das heißen?«, fragte Hawker.
»Vorhin haben Sie aus der Bibel zitiert. Dann erkennen Sie es doch wohl, oder? Genesis, Kapitel zwei, Vers siebzehn.«
Hawker sah wieder auf das Foto und ließ nicht erkennen, ob er wusste, was in diesen Versen stand, aber dank ihrer strengen katholischen Erziehung war der Text Danielle fast sofort erinnerlich.
»Doch vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse darfst du nicht essen«, zitierte sie. »Denn sobald du davon isst, wirst du sterben.«
Während sie die Worte sprach, überlegte Danielle fieberhaft. Ranga war Genetiker und von den Bausteinen des Lebens besessen gewesen, von der Fähigkeit, es zu kontrollieren, zu verändern, ja sogar zu erschaffen. Wissen, das zuvor Gott allein vorbehalten war.
Wenn das Brandzeichen eine Botschaft war, handelte es sich dann um eine Warnung? Oder um eine Bestrafung durch eine radikale Gruppe, die nicht wollte, dass er solche Dinge tat?
»Wir glauben, dass eine Sekte für das alles verantwortlich ist«, sagte Lavril. »Wir glauben, dass sie sowohl Ihre Staatsbürger als auch unsere ermordet hat.«
Er sah Hawker an. »Sie sind zornig. Aus Gründen, die Sie mir nicht verraten werden, nehmen Sie diese Sache persönlich. Und wenn das der Fall ist, möchte ich Ihnen eine Vereinbarung vorschlagen.«
13
Danielle saß da und dachte, wie eindeutig Hawker seine Gefühle signalisiert hatte. Wenn man seine leichtsinnige Verfolgungsjagd der Männer auf dem Boot dazu nahm, erkannte man unschwer, dass sein persönliches Interesse an dem Zwischenfall größer war, als es sein sollte.
Offenbar hatte Lavril das ebenfalls gespürt. »Verraten Sie mir, worum es hier geht, und ich sage Ihnen, was ich weiß. Vielleicht stellt sich heraus, dass wir das Gleiche wollen.«
»Sie zuerst«, sagte Hawker.
Lavril lächelte. Natürlich würde er nicht anfangen, aber er wusste jetzt, dass er Hawker am Haken hatte. Er würde Hawkers Verlangen nach Rache als Trumpfkarte spielen, um ihn auf seine Seite zu bringen. Und dabei möglicherweise einen Keil zwischen ihn und Danielle treiben.
Sie wollte nicht, dass er antwortete, und betete insgeheim, er würde es nicht tun, aber sie wusste, er würde. Und der einzige Weg, dem Schmerz entgegenzuwirken, den es verursachen würde, war, den Schlag an Hawkers Stelle zu empfangen.
»Sie wollen reden?«, sagte sie. »Reden wir. Ranga Milan wurde für etwas ermordet, woran er arbeitete. Und uns hat man geschickt, um die Leute zu finden, die es getan haben.«
Lavril wirkte höchst zufrieden mit sich. »Was haben Sie in dem Haus in der Rue des Jardins gefunden?«
»Ein gut ausgerüstetes Labor. Alles mit selbstgebastelten Sprengfallen gesichert. Nachdem sich die Männer, die uns angriffen, selbst in die Luft gejagt haben, als sie das Labor durchsuchten, kann ich nur annehmen, dass es Rangas Sprengstoff war.«
Sie hielt nicht inne. »Anscheinend hat Ranga an einer Virengeschichte gearbeitet, etwas, das mit Zellverfall zu tun hatte. Mit der Verkürzung der Lebensdauer von Zellen.
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