Eden Prophecy
schüttelte. »Ich wünschte, es würde mir etwas sagen.«
Lavril sah zu Boden, als wäre er enttäuscht. Er kratzte sich halb unbewusst unter dem Ohr und blickte dann wieder auf.
Er schien zu einem Entschluss zu kommen, ging hinter seinen Schreibtisch zurück und nahm mehrere Papiere zur Hand.
»Ihre Aufgabe ist es, diese Männer zu finden, ja?«
Danielle nickte. Hawker ebenfalls.
»Dann werden Sie freigelassen«, sagte er, warf einen kurzen Blick zu Danielle und konzentrierte sich anschließend wieder auf Hawker.
»Sie haben einen Freund von Ihnen getötet«, sagte er. »Sie haben vier von mir ermordet. Wir sind hier nicht in Amerika. Nur selten wird jemand erschossen. Und die Polizei … Wir haben seit fast zwölf Jahren keinen Beamten mehr verloren.« Er schüttelte den Kopf. »Diese Männer hatten Familien. Für uns ist das eine Tragödie. Es wird uns eine Ewigkeit verfolgen. Aber wie wütend ich auch bin, ich kann diese Männer nicht außerhalb von Paris jagen. Ich kann sie nicht bis ans Ende der Welt verfolgen. Aber Sie können es.«
Hawker nickte.
»Was werden Sie tun, wenn Sie sie finden?«, fragte Lavril.
»Nach dem, was Sie mir gezeigt haben …«, sagte Hawker. Er schüttelte den Kopf.
Lavril nickte wissend. Er schob zwei Blätter Papier über den Schreibtisch: Entlassungsformulare, mit dem Schlüssel für die Handschellen obenauf.
»Wenn Sie die Männer finden …« Er und hielt kurz inne. »Wenn Sie sie finden, bestellen Sie Grüße von uns.«
Danielle zögerte. Nach all dem Gerede von Adam und Eva kam es ihr vor, als würden sie selbst einen Pakt mit dem Teufel schließen. Sie sah den Schlüssel an, als hätte es schwerwiegende Folgen, wenn sie ihn berührte. Neben ihr beugte sich Hawker vor und nahm den Schlüssel auf. Offenbar hatte er keine solchen Skrupel.
Er sperrte seine Handschellen auf und warf sie auf den Schreibtisch, dann gab er ihr den Schlüssel.
»Was schlagen Sie vor, wo wir anfangen sollen?«, fragte er.
»Der Mann, der mit Ranga Milan auf dem Eiffelturm war, wurde als Exiliraner namens Ahmad Bashir identifiziert. Er hatte ein Ticket für den Air-France-Flug 917 nach Beirut heute Abend. Ein ähnliches Ticket wurde an einen anderen Passagier unter Verwendung der Adresse in der Rue des Jardins-St.-Paul ausgestellt.«
»Weshalb?«, fragte Hawker.
»Das weiß ich nicht«, erwiderte Lavril. »Aber es muss einen Zusammenhang geben.«
Danielle sperrte ihre eigenen Handschellen auf. Sie war verblüfft über die Wendung der Ereignisse und die Übereinkunft, die sie soeben getroffen hatten. Der Boden, auf dem sie nun standen, war ihr nicht ganz geheuer, aber nach allem, was sie durchgemacht hatten, würde sie Hawker nicht allein dort stehen lassen.
Sie warf Lavril ihre Handschellen mit etwas mehr Schwung zu, als vielleicht nötig gewesen wäre.
»Ein Wagen wartet auf Sie«, sagte der Polizeichef.
Danielle drehte sich um und ging ohne Antwort in Richtung Tür.
Hawker blieb zurück.
»Ihre Freundin ist nicht einverstanden«, hörte sie Lavril sagen.
»Ich brauche sie bei dieser Geschichte«, entgegnete Hawker ruhig.
Die Worte schmerzten, aber Danielle ging weiter, als hätte sie nichts gehört.
Für Lavril war Hawker wegen seiner Verbindung zu Ranga die perfekte Wahl, wenn es darum ging, die Mörder zu verfolgen, aber es machte ihn auch zur schlechtest möglichen Wahl.
Danielle überlegte, auf welche Weise sie Hawker erreichen und ihn davon überzeugen könnte, dass er den falschen Weg einschlug, aber sie befürchtete, eine Konfrontation könnte ihn so weit entfremden, dass sie überhaupt nicht mehr an ihn herankam.
14
Yousef saß im Hinterzimmer eines leer stehenden Hauses an der Wand. Er hatte getan, was man ihm befohlen hatte, aber er hatte versagt. Es war ihm nicht gelungen, die Proben oder Unterlagen des Wissenschaftlers zu besorgen, er hatte nur fliehen und sein Leben retten können.
Er zitterte in der Dunkelheit und Kälte. Seine Kleidung war Stunden nach dem Bad in der Seine getrocknet, aber jetzt war er in einen Schockzustand verfallen.
Er hatte alles verloren. Seine Freunde waren tot. Die Polizei würde ihn bald finden. Und er hatte jede Hoffnung darauf verloren, innerhalb der Bruderschaft aufzusteigen.
Er zog ein Feuerzeug aus der Tasche und schnippte es an.
Ratten huschten davon und verschwanden in einer ausgenagten Vertiefung in der Wand.
In dem matt orangefarbenen Schein sah sich Yousef um: Müll und Verfall, gewürzt mit dem Gestank von Urin. Er war
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