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Eden Prophecy

Eden Prophecy

Titel: Eden Prophecy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Brown
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Hand Cruors – des Mannes des Bluts – drückte in Yousefs Nacken.
    »Legst du die Lüge ab?«, fragte er.
    Yousef wusste, was er zu sagen hatte.
    »Ich lege sie ab. Es gibt keinen Gott. Nur den Menschen. Es gibt keine Bestrafung. Nur das Leben. Es gibt keinen Tod für uns. Nur für andere.«
    Er sah auf das Metalltablett hinab. Eine dünne Schicht seines Bluts hatte sich darauf ausgebreitet und die religiösen Ikonen benetzt.
    Er roch Feuer und sah, wie ein glühendes Rundeisen mit Ziffern und Buchstaben darauf durch die Dunkelheit getragen wurde. Es war das Brandzeichen der Bruderschaft. Es bedeutete den Augenblick, da der erste Mensch Gott zurückgewiesen hatte.
    Alle in der Bruderschaft trugen es. Ohne es konnte man nicht Mitglied sein.
    »Nimmst du das Brandzeichen an?«, sagte Cruor.
    Yousef starrte darauf. Das erhitzte Metall glühte rot im Dunkeln, als wartete es darauf, seine Haut zu kosten.
    »Nimmst du es an?«, wurde die Frage wiederholt.
    Was hatte Gott für mich getan, dachte er. Wenn es der Wille Gottes war, dass er, gequält von der Polizei und den Drogenhändlern, in der Gosse lebte und manchmal nicht einmal das Nötigste zum Leben hatte, was nützte ihm Gott dann?
    Er würde ein Teil von etwas sein. Er würde Macht haben so wie die andern.
    »Nimmst du es an?«, wurde er ein drittes Mal gefragt.
    »Ich nehme das Brandzeichen an«, sagte er und wappnete sich gegen den Schmerz.
    »Dann wirst du Scindo sein«, sagte Cruor.
    Und das glühende Metall wurde in sein Fleisch gedrückt.
    Yousef heulte vor Schmerz auf und versuchte sich loszureißen. Dampf und Rauch stiegen von seiner Brust auf, und der Gestank verbrannter Haut drang in seine Nase. Er beugte sich vor und würgte, obwohl kaltes Wasser von allen Seiten auf ihn geschüttet wurde.
    Er sank auf die Knie, die Arme wurden von den Handschellen oben gehalten. Sein Körper wogte auf und ab, und er übergab sich erneut, als sich eine Schicht verbrannter Haut ablöste und unter ihm auf den Boden fiel. Er betrachtete sie, eine verdrehte Version des Zeichens in seinem Fleisch. Auf seiner Brust würde sich eine Narbe bilden, ein Brandmal, das ihn als das kennzeichnete, was er war.
    Durchnässt, blutend und auf den Knien trocken würgend, hörte er eine Stimme. Und dann weitere Stimmen.
    »Scindo«, flüsterten sie. »Steh auf, Scindo. Steh auf.«
    Er zerrte an den Stangen, an die er gefesselt war, packte sie und zog sich mit aller Kraft hoch, die er noch hatte.
    Die Stimmen wurden lauter, bis sie den Raum erzittern ließen. Er fühlte ihre Macht. Mit einer letzten Anstrengung richtete er sich ganz auf vor ihnen. Yousef war verbannt, er existierte nicht mehr. Er war zu etwas Größerem geworden. Er war jetzt Scindo: der, der trennt.

18
    Hawker stand nahe der Tür einer eleganten Schwebebahn, die Dubai in Richtung Persischer Golf durchquerte. In der Ferne ging die Sonne langsam unter, legte lange Schatten auf den Nachmittag und ließ die roten und gelben Farbtöne hervortreten, die vom grellen weißen Tageslicht normalerweise unterdrückt wurden.
    Die Monorail war ein Teil von Dubais nicht endendem Streben nach Modernem und Spektakulärem. Sie lief kreuz und quer durch die Stadt. Diese Linie führte an die Küste.
    Ein Stück voraus sah Hawker ihr Ziel: das phantastische Hotel Burj al Arab, das sich dreihunderteinundzwanzig Meter hoch über seine künstlich geschaffene Insel erhob.
    Das unglaubliche keilförmige Gebäude ragte wie ein Segel am Horizont in den Himmel. Sein westlicher Rand stand exakt und senkrecht wie ein Mast, die östliche Seite bog sich anmutig wie ein geblähter Spinnaker dem Boden zu. Eine flügelartige Konstruktion schob sich vor wie die Brücke eines großen Schiffs, und im geschützten hinteren Bereich lag ein Hubschrauberlandeplatz in rund zweihundertfünfzig Meter Höhe.
    Es gab wenige Dinge auf der Welt, die Hawker beeindruckend fand, dieses Gebäude gehörte dazu.
    Weit hinter ihm, im Zentrum der Stadt, ragte das höchste Gebäude der Welt wie ein Dorn auf, doch der Burj Khalifa zog Auge und Seele nicht so in seinen Bann, wie es das Bauwerk vor ihm tat.
    Einen Moment lang war Hawker sprachlos.
    Der Mann neben ihm leider nicht.
    »War mächtig heiß, als wir aus diesem Flugzeug gestiegen sind«, sagte er und zog an seiner Seidenkrawatte. »Verdammt heiß. Schlimmer als ich erwartet habe.«
    »Wir sind in der Wüste«, sagte Hawker. »Und es ist Juli.«
    Der Mann sah ihn an. »Gutes Argument«, sagte er. »Sie sind verdammt

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