Eden Prophecy
bringen. Sie wandte sich an Moore.
»Womit haben wir es also hier zu tun?«
»Walter Yang und das CDC analysieren die Daten, die du von dem Computer heruntergeladen hast. Ich halte euch über die Ergebnisse auf dem Laufenden.«
»Und diese Gruppe?«, fragte Hawker. »Können sie wirklich zu dem fähig sein, womit sie drohen?«
»Sie wären nicht die Ersten, die es versuchen«, sagte Moore. »Jim Jones hat mehr als neunhundert seiner eigenen Anhänger in Guyana mit Zyanid vergiftet. Er und seine Verbrecher haben jeden erschossen, der einzugreifen versuchte, einschließlich eines Kongressabgeordneten. Die Aum-Sekte hat das Nervengas Sarin in der U-Bahn von Tokio ausströmen lassen. Zwölf Menschen wurden getötet, Tausende verletzt, aber richtig unheimlich wurde es erst, als die Polizei das Hauptquartier der Sekte durchsuchte. Sie fanden Milzbrand- und Ebola-Kulturen, Sprengstoff, halluzinogene Drogen und ganze Warenlager voll chemischer Grundstoffe. Mit ihrem Vorrat hätten sie genug Sarin herstellen können, um vier Millionen Menschen zu töten.«
»Daran erinnere ich mich«, sagte Hawker. »Aber ich wusste nicht, dass sie Milzbrand- und Ebola-Erreger hatten. Warum haben sie die nicht eingesetzt?«
»Sie waren noch nicht so weit«, sagte Moore. »Es gab Gerüchte, dass die Polizei kurz davor sei, eine Razzia bei ihnen zu machen, deshalb haben sie Selbstmord begangen. Das Gleiche war es bei Jim Jones. Er bekam eine Menge Druck, weil er Leute gefangen hielt, was sich der Kongressabgeordnete Ryan persönlich anschauen wollte. Wenn es schlecht auszusehen beginnt, dann drehen diese Sektenführer durch. Selbstmordpakte, Massenselbstmorde, Massentötungen. Das Endspiel ist immer das gleiche.
Der Anführer dieser Sekte hier erinnert jedenfalls stark an Shoko Asahara«, ergänzte Moore. »Den Anführer der japanischen Sekte. Er war davon besessen, eine Art Apokalypse herbeizuführen, bei der sich Texte der Offenbarung, des Buddhismus und der Prophezeiungen des Nostradamus gemeinsam erfüllen.«
»Noch ein Verrückter«, stellte Hawker fest.
»Wie gesagt, diese Leute müssen nicht rational oder logisch sein. Sie müssen nur andere dazu bringen, ihnen zu folgen. In Asaharas Fall wurden Abtrünnige im Hauptquartier in Zellen gesperrt oder getötet. In Guyana war es das Gleiche. Oder in Waco.«
»Wir haben gesehen, dass sie zu Morden fähig sind«, sagte Danielle. »Und zu Folter ebenfalls, auf eine sehr direkte, persönliche Weise. Eine biologische Waffe freizusetzen könnte im Vergleich dazu einfach sein.«
Moore nickte. »Und wenn Rangas Arbeit so voranschritt, wie es den Anschein hat, sind sie möglicherweise nahe dran, eine zu besitzen: eine Waffe mit der Fähigkeit, einen guten Teil der menschlichen Rasse zu sterilisieren oder unsere Lebensdauer zu halbieren.«
Zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte sich Hawker von Unsicherheit erfasst. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sein alter Freund zu einer solchen Gruppe gehört hatte, aber offenbar war genau das der Fall gewesen. Zumindest hatte er versucht, bei ihnen auszusteigen. »Wir müssen diese Psychopathen aufhalten, koste es, was es wolle.«
Er sah Danielle an, die nickte.
»Was unternehmen wir also in Beirut?«, fragte sie.
»Bashir war als Händler gestohlener Kunst bekannt«, sagte Moore. »Beirut ist ein Zentrum dieses Handels. Das Tor zu Europa, wie es oft genannt wird. Wir kennen jemanden dort, der uns vielleicht helfen kann. Er könnte euch in diese Kreise einschleusen.«
»Wozu?«, fragte Hawker, der das Ganze für eine absurde Zeitverschwendung hielt.
»Um der Spur zu folgen«, erwiderte Moore ernst.
Danielle hielt sich in der Mitte. »Du glaubst, die haben Rangas Experimente oder sogar die Sekte selbst über gestohlene Kunst finanziert?«
Moore schüttelte den Kopf. »Wir haben daran gedacht. Und da wir keine andere Art der Geldbeschaffung entdecken konnten, wäre es schon möglich. Aber es heißt, Ranga sei als Käufer aufgetreten, nicht als Verkäufer. Wir haben keine Ahnung, wieso. Einer von euch beiden wird es in Beirut herauszufinden versuchen.«
»Einer von uns?«
»Die andere Spur führt nach Dubai«, erklärte Moore. »Eine Werbeveranstaltung um Risikoinvestoren für ein Startup-Pharmaunternehmen namens Paradox. Sie haben Ranga Milan einmal als einen ihrer Gründer angegeben.«
Für Hawker klang das noch dürftiger als die Beirut-Spur.
»Ein Land mit zerbombten Gebäuden und gefährlichen Schwarzmarktaktivitäten oder eine
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