Eden Prophecy
Planeten mit fünfzig Milliarden Menschen darauf.«
Die Menge hielt kollektiv den Atem an.
»Wie bei jeder Population, die außer Kontrolle gerät, ob es Säugetiere, Insekten oder Bakterien sind, endet solches Wachstum in einem Crash. Unsere Spezies wird letzten Endes zusammenbrechen und Hunger leiden, da wir den Wirt zerstören.«
»Den Wirt?« Die Frage kam von einem anderen Podiumsmitglied.
»Die Erde ist unser Wirt«, erwiderte Ranga und wandte sich wieder an das Publikum. »Die wahre Lösung liegt nicht im Anbau von mehr Nahrung, sondern in der Reduzierung der Bevölkerung. Je früher wir handeln, desto weniger radikal wird unser Handeln sein müssen, aber auf der Grundlage von Religionen, die alle fordern, dass wir fruchtbar sind und uns vermehren, und auf der Basis einer sowohl kulturellen wie säkularen Moral des Rechts auf Fortpflanzung, werden wir wahrscheinlich erst handeln, wenn es viel zu spät ist. An diesem Punkt wird man drastische Maßnahmen ergreifen müssen. Über freiwillige Geburtenkontrolle, individuelle Entscheidungen und die chinesische Ein-Kind-Regel hinaus.«
Von außerhalb des Kamerabereichs kam eine ängstliche Frage. »Was genau schlagen Sie vor?«
Ranga räusperte sich erneut. »So wie es uns möglich ist, Getreide mit technischen Mitteln fortzuentwickeln, könnten wir es auch mit der menschlichen Art machen. Man könnte ein Virus erschaffen, das sich zufällig von Mensch zu Mensch verbreitet. Es würde mit einer genetischen Codierung einhergehen, die entweder einen Prozentsatz der Befallenen steril macht, die Fruchtbarkeit reduziert oder die Lebensdauer drastisch reduziert. Würde die durchschnittliche Lebensdauer bei vierzig bis fünfzig Jahren liegen – wie es einmal der Fall war –, würde sich das Bevölkerungswachstum drastisch verringern, wenn nicht sogar umkehren.«
»Was?!«, rief jemand.
»Haben Sie den Verstand verloren?«, meldete sich eine zweite Stimme.
»Bitte«, sagte Ranga über ein aufgeregt murmelndes, unruhiges Publikum hinweg. »Das ist vielleicht die einzige echte Lösung. Entweder wir sind zu viele und machen zu viele Babys, oder wir leben zu lange. Eine Variable muss sich ändern. Wir können bestimmen, welche.«
Es war ein rein akademisches Argument, dem falschen Publikum vorgetragen. Die Leute johlten und schrien.
»Sie sind ein Monster«, rief jemand.
»Nazi!«
»Beruhigen Sie sich«, bat der Moderator.
Weitere Rufe wurden laut, aber Ranga ließ sich nicht einschüchtern.
»Sie leben hier in einem großen Land mit viel Platz. Aber gehen Sie mal woandershin. Schauen Sie sich die Menschenmassen in den Slums an. Die nackten bettelnden Kinder. Das ist Überbevölkerung. Nicht eine verstopfte Stadtautobahn oder eine Schlange im Restaurant. Hundertausende, die betteln, Menschen, die wie Ameisen übereinanderkrabbeln.«
Ein Schuh kam auf die Bühne geflogen und verfehlte Rangas Kopf nur knapp. Er duckte sich und sah ins Publikum. Der Lärm wurde so laut, dass man ihn trotz Mikrofon kaum verstehen konnte.
»Sie müssen begreifen!«, versuchte er mit lauter Stimme klarzumachen, worum es ihm ging. »Wenn wir es nicht selbst tun, wird es die Natur schließlich für uns tun. Die Natur sorgt immer dafür, dass überschüssige Bestände ausgemerzt werden.«
Weitere Rufe und Anschuldigungen kamen aus der Menge. Der Moderator nahm das Mikrofon und bat inständig um Ruhe. Leute begannen den Raum zu verlassen, andere drängten gestikulierend und schreiend zur Bühne. Chaos brach aus. Jemand krachte gegen den Tisch, und dann war die Aufzeichnung zu Ende.
Hawker starrte auf den leeren Schirm, und es wurde ihm schmerzlich bewusst, dass Ranga genau denselben Ausdruck benutzt hatte wie die Sekte in ihrem Brief.
»Es tut mir leid«, sagte Danielle.
Er wusste ihre Worte zu schätzen, und den Umstand, dass kein »Ich hab’s doch gleich gesagt« in ihrem Tonfall lag.
»Nicht deine Schuld«, sagte er.
Seine Gedanken gingen zu dem Video zurück und zu dem Freund, der sich jetzt anhörte wie eine Art Dr. Mengele. Ranga sah schrecklich jung aus auf dem Band, dünner, mit glatterer Haut und vollerem Haar.
»Von wann ist die Aufnahme?«
»1998«, sagte Moore. »Auf einer Konferenz über Nahrungsmittelproduktion. Zwei Jahre vor seiner Flucht.«
Hawker richtete die Augen zur Decke und atmete schwer durch. »Tja, mein alter Freund hört sich jedenfalls an wie ein Irrer«, räumte er ein.
Er sah Danielle an und versuchte ihr sein Bedauern ohne Worte zum Ausdruck zu
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