Eden Prophecy
der anderen Seite der Stadt treffen. Und dann werden Sie sehen, was Bashir sehen wollte.«
23
Hawker und Sonia gingen in dem audiovisuellen Kontrollraum in Deckung, während draußen Panik ausbrach. Sporadisches Gewehrfeuer wurde von Schreien durchsetzt, und dann war nur noch Stille.
»Was ist da los?«, fragte Sonia.
Hawker war sich verdammt sicher, dass sie wusste, was los war.
»Soll ich raten?«, sagte er. »Das sind die Leute, für die dein Vater gearbeitet hat.«
Eine weitere Feuersalve ertönte.
»Sie töten diese Leute«, sagte sie.
Das war sehr gut möglich, dachte Hawker, aber er ließ es Sonia nicht wissen.
»Das bezweifle ich«, sagte er. »Sie suchen nach dir.«
»Nach mir?«
»Nachdem sie deinen Vater entführt hatten, haben sie ein Labor durchsucht, in dem er gearbeitet hat. Dafür kann es nur einen Grund geben: Er hat ihnen nicht alles verraten, was sie wissen wollten.«
»Und sie glauben, ich könne es ihnen verraten?«, fragte sie. In ihren Augen stand Angst. Die Art Angst, die er schon Jahre früher bei ihr gesehen hatte, als die Gefahr bestand, dass sie alle sterben könnten, ehe es ihnen gelang, die Republik Kongo zu verlassen.
Er traute Sonia nicht völlig – dafür gab es zu viele blinkende Warnlichter –, aber eines wusste er mit Bestimmtheit: Niemals würde er sie in die Hände dieser Sekte fallen lassen, damit sie ihr antaten, was sie mit Ranga getan hatten.
Ein Knall ertönte aus dem Hauptraum. Es hörte sich an wie eine Explosion.
»Wir müssen hier verschwinden«, sagte Sonia. »Wir können uns nicht einfach verstecken.«
Genau das hatte Hawker vor. Früher oder später würde das Ganze zu einer Belagerungssituation führen. Der Sicherheitsdienst des Hotels würde auf den Plan treten, Dubais Antiterrorkräfte würden erscheinen. Wenn er richtig vermutete, wollten die Angreifer es nicht so weit kommen lassen. Sie mussten Sonia schnell finden und fortschaffen, vermutlich mit dem Hubschrauber, mit dem sie gekommen waren.
Das Problem war, sie würden nicht lange brauchen, die Teilnehmer der Veranstaltung durchzugehen, und dann würden sie anfangen, die Räume zu durchsuchen, die vom Hauptflur wegführten, wie etwa den, in dem Sonia und er sich versteckten.
Er sah sich nach einer Waffe um. Dabei bemerkte er ein Licht, das von einem langen flachen Kasten nahe der Wand kam. Es sah aus wie das Mischpult eines Tonstudios. Die Kontrollleuchten brannten – der Strom war noch an.
Er hatte sofort angenommen, die Angreifer würden die Stromversorgung kappen, aber das war in einem großen Hotel wie dem Burj leichter gesagt als getan. Irgendwie war es ihnen gelungen, die Hauptbeleuchtung abzuschalten, aber das war’s. Vermutlich hatten sie einfach den verdammten Schalter gedrückt.
»Ich werde diese Leute nicht für mich sterben lassen«, sagte Sonia.
»Wenn sie dich in die Hände kriegen, werden sehr viel mehr Leute sterben, glaub mir.«
Sie sah ihn an, als würde seine Bemerkung sie verwirren, aber aus Gründen, die er nicht genau benennen konnte, hatte er den Eindruck, sie würde ihm etwas vorspielen. Er hoffte, er irrte sich, aber einmal mehr hatte er Keegans Worte im Ohr. Der Mann hatte recht. Er konnte Freund und Feind nicht auseinanderhalten.
Er kroch zu dem Schaltpult, während er draußen im Flur weitere Schreie hörte. Nachdem er es sich kurz angesehen und festgestellt hatte, dass er nicht wusste, wie es funktionierte, begann er Knöpfe zu drücken, die aussahen, als würden sie für Play stehen, und Regler zu verschieben, von denen er glaubte, sie könnten Lichteffekte und Lautstärke steuern.
Die Musikberieselung setzte wieder ein. Er konnte sie aus dem Hauptraum hören. Er schob den Regler ganz nach oben, dann drückte er die Starttaste an etwas, das wie ein riesiger DVD -Player aussah.
Die Musik wurde lauter, und die Stimme des Sprechers setzte ein, aber mit hundert Dezibel oder mehr.
»Sie sind hier in der Stadt der Zukunft«, dröhnte sie.
Er drehte an ein paar weiteren Reglern und packte dann Sonia.
»Komm mit.«
Draußen im Ballsaal lagen die Gäste flach auf dem Boden. Drei von ihnen waren tot, ihr Blut sammelte sich auf dem Marmorboden um sie herum. Mehrere andere waren geschlagen worden.
Eine Gruppe von Gangstern in schwarzen Trainingsanzügen und Sturmmasken hatte den Raum umstellt und richtete Automatikwaffen auf die Männer und Frauen zwischen ihnen.
Im Zentrum dieser Gruppe standen zwei andere. Einer hielt die Waffe schussbereit, der andere, der
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