Eden Prophecy
weiter.
»Sucht sie!«
Die Männer verließen den Raum durch die Hintertür, während er sich umsah.
»Sonia!«, rief er.
Er bekam keine Antwort, und er entdeckte niemanden, der sich in dem Raum versteckte. Er trat an das Mischpult, hob sein Gewehr und schoss es kurz und klein.
»Langsam machst du mich wütend, junges Fräulein«, murmelte er für sich.
Als das Echo seiner Schüsse verhallte, wurde es wieder still im einundachtzigsten Stock. Pferdeschwanz sah auf die Uhr. Die Zeit lief ihnen davon.
Hawker schlich langsam den Flur entlang, die Hände erhoben, für den Fall, dass ihn jemand sah. Das lärmende Chaos schien alle in seinen Bann zu schlagen, zumindest bis es von Gewehrfeuer übertönt wurde und die Lautsprecher plötzlich stumm und die Bildschirme tot waren.
So viel zu Plan A.
Er starrte in die absolute Dunkelheit und hielt nach irgendeinem Licht Ausschau.
Und er entdeckte eins unter einem leuchtenden Schild: der Feuermelder.
Er schlug das Glas mit dem Ellbogen ein und riss den Hebel nach unten.
Ein durchdringendes Heulen tönte über den Flur. Ein langer Ton, gefolgt von vier kürzeren und begleitet von Blinklichtern und Notfallbeleuchtung.
Als der Alarm schrillte, tauchte eine Gestalt am Ende des Flurs auf. Hawker warf sich zu Boden, und im selben Moment eröffnete der Mann das Feuer.
Sekunden später begann ein zweiter Mann zu feuern, aber diesmal vom anderen Ende des Gangs. In dem Durcheinander und der Dunkelheit schossen die Angreifer aufeinander.
Der Mann in der Nähe des Ballsaals ging zu Boden.
Hawker warf einen Blick über die Schulter und rannte los. Er warf sich auf den verletzten Gangster und traf ihn bei der Landung hart mit dem Unterarm. Weitere Schüsse knallten, Kugeln rissen Löcher in die Wände und prallten vom Marmorboden ab. Hawker entwand dem Verletzten die Waffe und feuerte den Flur entlang in Richtung des anderen Kerls.
Da nun das pure Chaos herrschte und überall im Gebäude geschossen wurde, waren einige Geiseln in Panik geraten. Ohne zu warten, stürzten sie zu den Treppen; andere blieben wo sie waren. Einer der Terroristen eröffnete das Feuer auf die Fliehenden, und Hawker sah einige Leute fallen.
Er zielte, drückte ab und brachte den Mann zu Boden. Doch ein zweiter Gangster entdeckte Hawker und schoss zurück.
Hawker rettete sich mit einem Hechtsprung, während die Kugeln an seinem Kopf vorbeipfiffen. Inzwischen war die Hölle ausgebrochen, da die verbliebenen Terroristen in wilder Flucht zum Ostflügel rannten und dabei wahllos zurück in die Menge schossen.
Hawker wusste, sie wollten zu der Treppe zum Heliport, zurück zu dem Hubschrauber, mit dem sie gekommen waren. Er ließ sie laufen und kämpfte sich durch die Menge zurück in den westlichen Korridor.
Er kam zu der Putzkammer, in der er Sonia versteckt hatte, und riss die Tür auf.
»Sonia, ich bin es«, rief er.
Keine Antwort.
»Sonia?«
Er ging hinein, aber sie war nicht mehr da.
24
Eine Stunde nach Dunkelwerden stieg Danielle im Zentrum Beiruts aus dem silbernen Mercedes SUV . Vor ihr erhob sich ein Gebäude, das bombardiert, kurz und klein geschossen und überflutet worden war und das in den Jahrzehnten der Trauer dann Flüchtlingen und wild lebenden Tieren als Behausung gedient hatte. Es war inzwischen vollständig renoviert. Das Nationalmuseum.
Neben dem Museum wuchs auf einer Seite ein Krankenhaus in die Höhe, während auf der anderen die neue Staatsbibliothek untergebracht war, in einem ebenfalls soeben wiederaufgebauten Gebäude. Die Fassade stellte eine Mischung aus alten Steinmauern und modernem getöntem Glas dar. Alle drei Gebäude waren spektakulär beleuchtet für die Nacht und für einen Ball herausgeputzt.
Die Sicherheitsvorkehrungen waren massiv. Kameras, Sprengstoff-Spürhunde und libanesische Soldaten mit Gewehren schienen allgegenwärtig zu sein.
Der Diener fuhr mit dem SUV davon, und Danielle trat vor. Lichter, Musik und ein roter Teppich lockten. Sie stieg die Treppe in einem anthrazitfarbenen Gewand aus glattem, schimmerndem Stoff hinauf. Es floss bei jeder Bewegung geschmeidig um ihren Körper und betonte ihre gebräunte Haut.
Najir und seine Leibwächter flankierten sie, alle im Smoking.
Danielle musste beinahe lachen. Während ihrer frühen Jahre beim NRI hatte sie mit Moore viele gesellschaftliche Ereignisse, Konferenzen und Wohltätigkeitsbälle besucht. Man ging dorthin, wo die Kontakte waren, und in der Hightech-Welt der Industriespionage bedeutete das, dem
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