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Edgar Allan Poe - Das gesamte Werk

Edgar Allan Poe - Das gesamte Werk

Titel: Edgar Allan Poe - Das gesamte Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Allan Poe
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und seinen Teil der Beute in Anspruch zu nehmen.
    Tuwits Hinabsteigen gab uns die Bewegungsfreiheit insofern zurück, als wir unser Versteck verlassen und die Umgebung der Kluft untersuchen konnten. Fünfzig Ellen von ihrer Mündung sahen wir eine kleine Quelle, an der wir unsern brennenden Durst löschten, und nicht weit davon einige von jenen Lambertnußsträuchern, die ich früher schon erwähnt habe. Die Nüsse schmeckten recht gut; wir füllten damit unsere Hüte, setzten sie in der Schlucht ab und kehrten dann zurück, um noch mehr einzusammeln. Während wir eifrig Nüsse pflückten, erschreckte uns ein Rascheln im Gebüsch, und wir wollten uns schon in unsern Schlupfwinkel zurückziehen, als ein großer, schwarzer Vogel, ähnlich einer Rohrdommel, sich schwerfällig und langsam aus den Büschen erhob. Ich war zu sehr überrascht, um zu handeln, aber Peters hatte die Geistesgegenwart, das Tier, ehe es entrinnen konnte, am Hals zu packen. Es wehrte sich unter entsetzlichen Schreien, so daß wir es schon freigeben wollten, um nicht durch den Lärm einige von den Eingeborenen herbeizuziehen, die noch in der Nähe versteckt sein mochten. Endlich gab ein Stich mit dem Bowiemesser dem Wild den Rest, und wir schleiften es in die Schlucht, beglückt durch den Umstand, daß wir jetzt Fleisch genug für eine ganze Woche hatten.
    Wir wagten uns nun an eine weitere Umschau, streiften ziemlich weit hinab am südlichen Abhang, fanden jedoch nichts Eßbares mehr. Wir suchten uns daher nur noch etwas trocknes Holz zusammen und kehrten dann um, da wir mehrere Abteilungen Wilder bemerkten, die mit Beute beladen ihrem Dorf zustrebten.
    Unsre nächste Sorge war, unser Versteck so sicher wie möglich zu gestalten; das Guckloch, durch das wir vorhin, nach dem Aufstieg aus der Klamm, ein Stück blauen Himmels erblickt hatten, verdeckten wir mit Gestrüpp und ließen nur so viel offen, daß wir die Bucht überblicken konnten, ohne von unten gesehen zu werden. Nun freuten wir uns herzlich unsrer Sicherheit; denn es war jetzt unmöglich, uns zu beobachten, solange wir in der Schlucht verblieben und uns nicht hinaus auf die Höhe wagten. Es schien uns, als ob die Schwarzen diesen Grund niemals betreten hätten; aber als wir uns erinnerten, daß die Spalte, die uns hereingeführt hatte, eben erst durch den Zusammensturz der jenseitigen Bergwand hervorgerufen worden war und ein anderer Zugang nicht vorhanden schien, befiel uns jetzt auf einmal die Angst, daß uns der Rückweg abgeschnitten sein könnte. Wir beschlossen, bei günstiger Gelegenheit diese Höhen gründlich zu durchforschen; inzwischen beobachteten wir durch unser Guckloch die Bewegungen der Eingebornen.
    Sie hatten das Schiff bereits vollständig in Trümmer gelegt und schickten sich eben an, es in Brand zu setzen. Bald sahen wir eine mächtige Rauchwolke aus der Hauptluke emporwirbeln, und gleich darauf schossen dichte Flammen prasselnd aus dem Vorderkastell. Was von der Takelung, den Masten, den Segeln noch übrig war, geriet sogleich in Brand, und das Feuer verbreitete sich in rasender Eile übers Verdeck. Trotzdem blieben noch viele der Wilden am Schiff hängen und bearbeiteten die Ziehnägel und anderes Eisen- und Kupferzeug mit großen Steinen, Äxten und Kanonenkugeln. Am Strand und in den Kanus und Flachbooten befanden sich nicht weniger als zehntausend Wilde in unmittelbarer Nachbarschaft des Schoners, ohne die beutebeladenen Scharen zu rechnen, die landeinwärts oder nach den benachbarten Inseln unterwegs waren. Jetzt mußte eine Katastrophe eintreten. Und unsre Hoffnung wurde nicht enttäuscht. Zuerst gab es nur einen starken Stoß (wir empfanden ihn an unserm Standort deutlich wie den leichten Schlag einer elektrischen Batterie), aber von einer Explosion war nichts zu sehen. Die Wilden waren offenbar etwas bestürzt und hörten einen Augenblick auf, zu arbeiten und zu brüllen. Schon wollten sie ihr Treiben wieder fortsetzen, da quirlte mit einem Male eine Unmasse Rauches aus dem Verdeck empor; er glich einer schwarzen Gewitterwolke; dann strömte aus den Eingeweiden dieser Wolke eine ungeheure Säule lebendigen Feuers, die sich wohl eine Viertelmeile hoch in die Lüfte erhob; dann breitete sich diese Flamme ganz plötzlich im Kreise aus; dann war wie durch Zauber in einem Nu die Luft, so weit der Blick reichte, mit einem wahnsinnigen Durcheinander von Holz, Metall und menschlichen Gliedern erfüllt; und zuletzt kam die Erschütterung selbst in ihrer vollsten und

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