Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Edgar Allan Poe - Das gesamte Werk

Edgar Allan Poe - Das gesamte Werk

Titel: Edgar Allan Poe - Das gesamte Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Allan Poe
Vom Netzwerk:
verdrängt worden wären.
    Fig. 1
    Vorstehende Figur zeigt die allgemeinen Umrisse der Schlucht mit Ausnahme verschiedener kleiner Höhlungen, die sich in den Seitenwänden befanden und deren jeder ein Vorsprung auf der gegenüberliegenden Wand entsprach. Die Sohle des Schlundes war drei oder vier Zoll hoch mit einem fast unfühlbar feinen Pulver bedeckt, unter dem sich der schwarze Granit fortsetzte. Am rechten Ende befand sich der Spalt, von dem ich oben gesprochen habe; ihn näher zu untersuchen, war der Zweck unseres Ausfluges. Wir drangen jetzt kräftig in ihn ein, mähten die hindernden Dornsträucher zu Boden und entfernten einen Haufen scharfer Feuersteine, die eine gewisse Ähnlichkeit mit Pfeilspitzen hatten. Ein Lichtschimmer am Ende des Spaltes gab uns neuen Mut. Endlich preßten wir uns etwa dreißig Fuß weit hinein und fanden, daß die Öffnung in einem niedrigen, regelmäßig gebildeten Bogen bestand, dessen Sohle mit dem gleichen überfeinen Pulver bedeckt war. Jetzt wurde es wieder ganz hell, und nach einer kurzen Biegung betraten wir ein zweites hochwandiges Gemach, das sich von dem ersten nur durch seine längliche Form unterschied. Seine Gestalt entsprach im allgemeinen der zweiten Skizze (Figur 2).

    Fig. 2
    Die Länge dieser Kluft betrug vom Eingang (a) um die Kurve (b) herum bis zum äußersten Ende (d) fünfhundertfünfzig Ellen. Wir entdeckten (bei c) eine Öffnung, die ebenso wie die erste mit Gestrüpp und einer Menge weißer, pfeilspitzenähnlicher Feuersteine verstopft war. Wir zwängten uns durch; die Spalte war vierzig Fuß lang und mündete in eine dritte Schlucht. Sie glich genau der ersten, abgesehen von ihrer länglichen Gestalt, die nachstehender Zeichnung entsprach (Figur 3).
    Fig. 3

    Fig. 5
    Dieser Abgrund war dreihundertzwanzig Ellen lang. An der Stelle bei a befand sich eine Öffnung, die etwa sechs Fuß breit war und fünfzehn Fuß tief in den Felsen eindrang, um in eine Mergelschicht zu münden; es folgte, wie wir erwartet hatten, keine weitere Kluft. Wir waren im Begriff, diese Spalte, in die nur ein schwaches Licht fiel, zu verlassen, als Peters meine Aufmerksamkeit auf eine Reihe eigentümlich aussehender Einschnitte lenkte, die auf jener die Sackgasse schließenden Mergelwand zu sehen waren. Mit einiger Einbildungskraft konnte man die nördlichste der Runzeln als die roh ausgeführte Darstellung einer mit ausgestrecktem Arm dastehenden Menschengestalt ansprechen. Die übrigen Linien hatten eine Ähnlichkeit mit Buchstaben eines fremdartigen Alphabetes, und Peters war geneigt, die törichte Meinung zu vertreten, daß es wirklich solche Zeichen seien. Ich überführte ihn schließlich seines Irrtums, indem ich ihm den Boden der Spalte zeigte, von dem wir mehrere Blätter Mergel aufhoben, die offenbar durch irgendeine Erderschütterung von der Wand abgelöst worden waren und vollständig in die Vertiefungen hineinpaßten, die folglich natürlichen Ursprungs waren. Die Zeichnung hier (Figur 4) gibt die Form der Vertiefung genau wieder.

    Fig. 4
    Nachdem wir uns überzeugt hatten, daß diese seltsamen Pingen uns keinen Ausgang aus unserem Gefängnis eröffnen würden, kehrten wir gedrückt und mutlos nach der Höhe des Berges zurück. In den nächsten vierundzwanzig Stunden ereignete sich nichts Bemerkenswertes, außer daß wir bei der Durchforschung des Geländes hinter der dritten Schlucht zwei dreieckige Löcher fanden, deren Tiefe sehr groß schien; ihre Wandung bestand ebenfalls aus schwarzem Granit. Wir hielten es für unnütz, in diese Löcher hinabzusteigen, denn sie hatten das Aussehen natürlicher Zisternen und schienen ohne Abfluß zu sein. Jedes maß beiläufig zwanzig Ellen im Umfang; ihre Gestalt und ihre Lage zur dritten Schlucht sind aus der Skizze (Figur 5) auf Seite 152 zu ersehen.

Vierundzwanzigstes Kapitel
    Am Zwanzigsten des Monats entschlossen wir uns endlich, auf jede Gefahr hin den Abstieg zu wagen, da wir mit den Nüssen, die uns höllische Qualen verursachten, nicht länger unser Leben fristen konnten. Die Wand des südlichen Abhangs bestand aus weichstem Speckstein, fiel jedoch mindestens hundertundfünfzig Fuß tief beinahe lotrecht ab und überwölbte sogar an manchen Stellen den Abgrund. Nach langem Suchen entdeckten wir zuletzt ein schmales Band, etwa zwanzig Fuß unterhalb des Randes; es gelang Peters, sich mit meiner Hilfe an unseren zusammengeknoteten Taschentüchern auf diesen Fleck hinabzulassen. Mit größerer Mühe gelangte auch ich

Weitere Kostenlose Bücher