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Edgar Allan Poe - Das gesamte Werk

Edgar Allan Poe - Das gesamte Werk

Titel: Edgar Allan Poe - Das gesamte Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Allan Poe
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ermunterten einander nach Kräften. Wir kletterten über einen Haufen Schutt, und nachdem wir dieses Hindernis überwunden hatten, näherten wir uns mit leichterer Mühe dem Tageslicht, und unsere Lungen atmeten ein klein wenig freier. Bald konnten wir die Gegenstände rings um uns wahrnehmen. Wir befanden uns an der Stelle, wo die Spalte nach links hin umbog. Noch ein kurzer Kampf mit den Erdschollen, und wir hatten die Biegung erreicht. Alsbald zeigte sich zu unsrer unsagbaren Freude eine Art Bruch oder Riß, der sich weit aufwärts zog, meist in einem Winkel von fünfundvierzig Grad, oft um vieles steiler. Wir konnten die Öffnung noch nicht ganz übersehen; aber aus dem breit einfließenden Licht schlossen wir, daß die Höhe, falls wir sie überhaupt erreichten, einen Zugang ins Freie gewähren müsse.
    Ich entsann mich, daß unser drei die Nebenkluft betreten hatten und daß unser Gefährte Allen noch fehlte; wir beschlossen, sogleich umzukehren und nach ihm zu suchen. Nach langem Suchen, unter steter Gefährdung durch neue Einstürze, rief Peters endlich, er halte Allens Fuß in der Hand, aber sein Körper sei so tief unter dem Erdrutsch begraben, daß an Hilfe nicht zu denken sei. Das war leider wahr, und ohne Zweifel war der Arme längst nicht mehr am Leben. Betrübten Herzens verließen wir ihn und arbeiteten uns wieder zur Biegung vor.
    Die Breite des Risses war so gering, daß wir nach einigen vergeblichen Versuchen, aufzusteigen, aufs neue zu verzweifeln begannen. Ich sagte schon, daß die Bergkette aus einem weichen, an Speckstein erinnernden Gefels bestand. Die Seiten der Spalte waren aus dem gleichen Material und durch Nässe so schlüpfrig, daß wir sogar auf den am wenigsten abschüssigen Stellen kaum Fuß zu fassen vermochten. An den fast senkrecht abfallenden Teilen waren die Schwierigkeiten natürlich weit größer; ja, wir hielten sie eine Zeitlang für unbesiegbar. Doch schöpften wir Mut aus unsrer Verzweiflung; wir schnitten mit unsern Bowiemessern Stufen in das weiche Gestein, klammerten uns mit Gefahr unsres Lebens an eine Art harten Schiefers, der hier und dort aus der Erdmasse hervorbrach, und erreichten endlich eine natürliche Plattform, von der aus man ein Fleckchen blauen Himmels über dem Abschluß einer dichtbewaldeten Talschlucht erblicken konnte. Als wir jetzt in größerer Ruhe auf unsern Weg zurückschauten, erkannten wir deutlich an dem Aussehen der Hänge, daß jener Riß eine frische Bildung war und daß die Erschütterung, die so unerwartet über uns gekommen war, hier zugleich einen Pfad zu unserer Rettung geschaffen hatte. Wir waren so erschöpft, so matt, daß wir weder stehen noch richtig sprechen konnten. Peters schlug vor, wir sollten unsere Pistolen abschießen und so unsre Kameraden herbeirufen; Musketen und Hirschfänger waren vom abstürzenden Erdreich begraben worden. Hätten wir nach seinem Rat gehandelt, so wäre das unser Verderben gewesen; doch zum Glück war inzwischen ein leiser Verdacht in meiner Seele aufgestiegen, und wir hielten es für besser, die Wilden über unsern Aufenthaltsort im unklaren zu lassen.
    Wir rasteten eine Stunde; dann drangen wir langsam schluchtwärts vor und waren nicht sehr weit gekommen, als wir ein fürchterliches, lang andauerndes Geheul vernahmen ... Endlich erreichten wir, was man die Oberfläche nennen könnte, denn unser Weg war, seit wir die Platte verlassen hatten, nur unter einer Wölbung hoher Felsen und weit droben grünenden Laubes hingegangen. Sehr vorsichtig stahlen wir uns an eine schmale Öffnung, durch die man einen Überblick über das ringsum liegende Gelände erhielt, und das ganze schauerliche Geheimnis des Erdsturzes war mit einem Male aufgehellt.
    Unser Ausguck lag von dem Gipfel der höchsten Erhebung in der Specksteinkette nicht sehr weit entfernt. Etwa fünfzig Schritte von unsrer Linken zog sich die Bergkluft hin, die unsre Schar von zweiunddreißig Leuten arglos betreten hatte. Aber auf einer Strecke von mehr als hundert Ellen war das Bett dieser Klamm durch die chaotischen Trümmer einer Erd- und Gesteinsmasse von mehr als einer Million Tonnen, die künstlich hineingestürzt worden war, vollständig ausgefüllt. Die Mittel, durch die man die ungeheure Last zum Sturz gebracht hatte, waren ebenso einfach wie leicht erkennbar, denn wir sahen noch deutliche Spuren dieser mörderischen Arbeit. An mehreren Stellen des Ostrandes der Klamm – wir befanden uns jetzt auf ihrem westlichen Rand – sah man

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