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Edgar Allan Poe - Das gesamte Werk

Edgar Allan Poe - Das gesamte Werk

Titel: Edgar Allan Poe - Das gesamte Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Allan Poe
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tollsten Gewalt, die uns wie ein Sturmwind zu Boden warf, während die Berge das Getöse in unaufhörlichem Echo widerhallten und ein dichter Hagel winziger Trümmerteile auf allen Seiten rings um uns niederrasselte.
    Das unter den Barbaren angerichtete Verderben übertraf bei weitem unsre kühnsten Erwartungen, und sie hatten nun in der Tat die volle, reife Frucht ihrer Verräterei geerntet. Wohl an tausend gingen durch die Explosion zugrunde, und mindestens ebensoviel waren aufs ärgste verstümmelt. Die Oberfläche der Bucht war von den im Todeskampf ächzenden und ertrinkenden Schuften förmlich übersät, und am Strand verhielt sich die Sache noch schlimmer. Sie schienen durch die Plötzlichkeit und Vollständigkeit ihrer Niederlage gänzlich betäubt, und keiner machte einen Versuch, dem andern zu helfen. Auf einmal aber änderte sich ihr Benehmen von Grund aus. Von dumpfer Ergebung gingen sie, so schien es uns, in den Zustand wildester Aufregung über, stürzten wie toll hin und her, umkreisten einen bestimmten Punkt am Strand mit dem seltsamsten Ausdruck des Entsetzens, der Wut und der heißen Neugier auf ihren häßlichen Gesichtern und brüllten unaufhörlich mit aller Kraft ihrer Lungen: »Tekeli-li! Tekeli-li!«
    Nun zog eine größere Abteilung bergwärts, um alsbald mit Holzbündeln beladen zurückzukehren. Sie brachten das Holz an die Stelle, wo das Gedränge am dichtesten war; jetzt teilten sich die Massen, und wir konnten die Ursache all der furchtbaren Aufregung wahrnehmen. Etwas Weißes lag dort auf dem dunklen Sand, aber wir vermochten nicht gleich zu erkennen, was es sei. Endlich sahen wir, daß es der Körper jenes fremdartigen Tieres mit den scharlachroten Zähnen und Klauen war, das der Schoner am 18. Januar aufgefischt hatte. Kapitän Guy hatte die Absicht gehegt, den Balg ausstopfen zu lassen und ihn nach England mitzunehmen. Er hatte auch, kurz bevor wir die Inseln anliefen, einige Anordnungen in diesem Sinne erteilt, und das Tier war in die Kajüte gebracht und in einem Schrank verstaut worden. Die Explosion hatte es an den Strand geworfen, aber wir konnten die Erregung, die es bei den Wilden hervorrief, nicht recht begreifen. Sie umdrängten das tote Tier in geringem Abstand, doch keiner zeigte Lust, ganz nahe heranzutreten. Nach und nach umpfählten es die aus dem Walde Zurückkehrenden mit einem Zaun, und sobald dieser fertig war, stürzte die ganze ungeheure Versammlung unter dem lauten Geschrei: »Tekeli-li! Tekeli-li! Tekeli-li!« nach dem Innern der Insel.

Dreiundzwanzigstes Kapitel
    Während der nächsten sechs oder sieben Tage blieben wir in unserm Bergversteck und wagten uns nur zuweilen und mit großer Vorsicht heraus, um Wasser und Nüsse zu holen. Wir hatten uns auf der Plattform eine Art Schutzdach errichtet; darunter war ein Lager aus trocknen Blättern; drei große flache Steine dienten uns als Herd und Tisch. Feuer erzeugten wir mit vieler Mühe durch Aneinanderreihen zweier Stückchen Holz, eines weichen und eines harten. Der Vogel, den uns ein glücklicher Zufall gesandt hatte, erwies sich als ein trefflicher, nur etwas zäher Braten. Es war kein Seevogel, sondern eine Art Rohrdommel oder Nachtrabe, mit kohlschwarzem, leicht angegrautem Gefieder und Flügeln, die im Verhältnis zu seinem Körper winzig schienen. Später sahen wir noch drei Vögel dieser Gattung in der Nähe unsrer Schlucht, sie suchten offenbar nach dem erlegten Genossen; da sie sich jedoch nicht niederlassen mochten, so konnten wir ihrer nicht habhaft werden.
    Nun war der eine Vogel aufgegessen, und wir sahen uns gezwungen, nach neuen Lebensmitteln zu fahnden. Die Nüsse reichten zur Sättigung nicht aus, auch verursachten sie uns arges Bauchgrimmen und nach übermäßigem Genuß heftiges Kopfweh. Am Strand östlich vom Berg hatten wir ein paar große Schildkröten bemerkt und meinten, sie leicht fangen zu können, falls wir den Augen der Wilden entgehen würden. Wir beschlossen daher, den Abstieg zu versuchen.
    Zuerst stiegen wir auf der Südseite hinab, da es hier am wenigsten schwierig schien, aber kaum waren wir hundert Ellen weit gelangt, als – wie wir eigentlich erwarten mußten – eine Abzweigung der Klamm, in der unsre Kameraden den Untergang gefunden hatten, den Weg vollkommen abschnitt. Wir folgten dem Rand dieser Kluft etwa eine Viertelmeile weit – da sperrte uns abermals ein Abgrund von schauerlicher Tiefe den Pfad, und wir mußten unverrichteterdinge zurückkehren, es war unmöglich,

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