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Edgar Allan Poe - Das gesamte Werk

Edgar Allan Poe - Das gesamte Werk

Titel: Edgar Allan Poe - Das gesamte Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Allan Poe
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Mademoiselle Moissart, sie eirat ein Err Voissart, und die beiden Namen ise serr achtbare Namen.«
    »Moissart?« rief ich, »und Voissart? Ja, was meinen Sie damit?«
    »Vas ick meinen? – Ick meinen Moissart und Voissart, un meinen Croissart und Froissart, wann ick nur Lust ab, so ßu meinen. Die Tochter von mein Tochter, sie eirat ein Err Croissart, un dann die Enkel von mein Tochter, Mademoiselle Croissart, sie eirat ein Err Froissart, un Sie volle sag, da ise nickt serr achtbare Namen?«
    »Froissart!« sagte ich, einer Ohnmacht nahe. »Du willst doch wohl nicht sagen Moissart und Voissart und Croissart und Froissart?«
    »Ja«, erwiderte sie, lehnte sich tief in ihren Stuhl zurück und streckte die unteren Gliedmaßen weit von sich: »jawohl, Moissart un Voissart un Croissart un Froissart. Aberr Monsieur Froissart, er warr eine serr großmächtig Esel – er war eine serr großmächtige Dummkopf wie Ihnen – denn er sein fort von la belle France für kommen su diesen dummen Amérique – un wann er kamte ier, er nahmte eine serr dumme, eine serr, serr dumme Sonn, wie ick ör, aber ick noch nickt aben das plaisir, im su begegnen – weder ick, noch mein Freindin Madame Stephanie Lalande. Er ise genennen Napoleon Buonaparte Froissart, un Sie vollen etwa sag, auch das sein keine achtbar Namen?«
    Die Länge oder der Inhalt ihrer Rede brachte Mrs. Simpson in eine gewaltige Aufregung, und um diesen Redestrom austoben zu lassen sprang sie plötzlich wie behext vom Stuhle auf und erhob sich mit gewaltigem Gepolter auf die Beine. Als sie endlich stand, fletschte sie die Zähne, reckte die Arme, rollte die Ärmel auf, schüttelte mir die Faust ins Gesicht und endete dies Gehabe, indem sie die Haube vom Kopfe riß und mit ihr eine mächtige Perücke von kostbarstem und schönstem schwarzen Haar, was sie alles mit Geheul zu Boden warf, um in geradezu rasender Wut einen Fandango darauf zu tanzen.
    Inzwischen sank ich entgeistert in den von ihr verlassenen Stuhl. »Moissart und Voissart!« wiederholte ich gedankenvoll, als sie eine wilde Drehung machte, »und Croissart und Froissart!«, als sie sich wieder zurückdrehte – »Moissart und Voissart und Croissart und Napoleon Buonaparte Froissart! – He! du unglaubliche alte Schlange, das bin ich – das bin ich – hörst du? Das bin ich« – hier schrie ich mit meiner schrillsten Stimme – »das bin i-i-ich! Ich bin Napoleon Buonaparte Froissart! Und der Henker soll mich holen, wenn ich nicht meine Ururgroßmutter geheiratet habe!«
    In allem Ernst, Madame Eugénie Lalande quasi Simpson, früher Moissart, war meine Ururgroßmutter. In ihrer Jugend war sie schön gewesen, und selbst mit Zweiundachtzig behielt sie noch die majestätische Gestalt, den edlen Umriß des Hauptes, die schönen Augen und die griechische Nase ihrer Jugendzeit. Dadurch und mit Hilfe von Perlpuder, Rouge, falschen Haaren, falschen Zähnen und falscher »Tournüre« und unterstützt von den geschicktesten Pariser Modistinnen, gelang es ihr, mit jenen Schönheiten der französischen Metropole, die schon ein wenig passé waren, leidlich Schritt zu halten. In dieser Hinsicht mochte man sie wirklich nicht geringer einschätzen als die berühmte Ninon de l‘Enclos.
    Sie besaß ungeheuren Reichtum, und da sie wiederum Witwe und kinderlos war, hatte sie sich auf mein Dasein in Amerika besonnen und kam, um mich zu ihrem Erben zu machen, nach Vereinigten Staaten, in Begleitung einer entfernten und wunderschönen Verwandten von seiten ihres zweiten Gatten – einer Madame Stephanie Lalande.
    In der Oper erregte ich durch mein Hinschauen die Aufmerksamkeit meiner Ururgroßmutter, und als sie mich durch das Augenglas betrachtete, wurde sie von einer gewissen Familienähnlichkeit mit sich selber überrascht. Dadurch interessiert, und weil sie wußte, daß der gesuchte Erbe sich gegenwärtig in der Stadt aufhielt, wandte sie sich mit Fragen über mich an ihre Begleitung. Der Herr in ihrer Gesellschaft kannte mich vom Sehen und sagte ihr, wer ich sei. Die Aufklärung veranlaßte sie, ihre Beobachtung von neuem aufzunehmen, und diese eingehende Besichtigung war es, die mich so kühn machte, daß ich mich in der bereits geschilderten Weise benahm. Sie erwiderte jedoch meinen Gruß in der Meinung, durch irgendeinen sonderbaren Zufall habe ich erfahren, wer sie sei. Als ich, von meiner schwachen Sehkraft und den Toilettenkünsten über Alter und Reize der fremden Dame getäuscht, Talbot so begeistert fragte, wer

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