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Edgar und die Schattenkatzen (German Edition)

Edgar und die Schattenkatzen (German Edition)

Titel: Edgar und die Schattenkatzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliese Arold
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Grollen in der Stimme des Untiers.
    Edgar schlotterte.
    »Ich weiß nicht. Vielleicht … ein Geist? … Ein Ge-gespenst?«
    »Ist dir Winzling eigentlich klar, wie gefährlich es ist, sich mit mir zu unterhalten? Katzen reden nicht mit mir. Sie fliehen …« Wieder dampfte der Atem des Untiers. »Du denkst, auf dem Ast bist du sicher. Wenn du dich da mal nicht irrst!«
    »Wieso?«, fragte Edgar und versuchte, das Zittern zu unterdrücken. »Ka-kannst du vielleicht fliegen?«
    Statt einer Antwort setzte die Bestie zu einem riesigen Sprung an. Edgar sah den schwarzen Körper auf sich zukommen. Und wieder übernahm sein Instinkt die Führung: Er ließ sich einfach fallen, landete auf allen vieren und jagte blindlings davon, quer durch den Park.
    Edgar rechnete damit, jeden Augenblick den tödlichen Biss in seinem Nacken zu spüren oder von einer mächtigen Pranke niedergeschlagen und aufgeschlitzt zu werden. Doch nichts geschah. Irgendwann ließen seine Kräfte nach und er kam zum Stillstand. Sein Atem ging heftig und sein kleines Herz schlug so schnell wie noch nie. Es flimmerte vor seinen Augen. Erschöpft sank er ins Gras, das sich kalt und feucht anfühlte, aber das war ihm egal.
    »Ich will ja nichts sagen, aber du wirst dir eine verdammte Erkältung holen, wenn du da liegen bleibst«, ertönte eine vertraute Stimme hinter ihm. »Und wenn du Pech hast, schlägt es dir auf die Blase und du musst an jeder Ecke pinkeln wie ein Hund.«
    Edgar wandte den Kopf und erkannte Algernon, der heil und unversehrt über den Rasen auf ihn zutrottete.
    »Algernon!«
    »Freut mich, dich zu sehen, kleiner Klugscheißer! Ich hab zwar nicht alles verstanden, worüber du dich mit dem Schlächter unterhalten hast, aber ich schätze, dein Geschwätz hat mir das Leben gerettet.« Algernon hatte Edgar erreicht und fuhr ihm mit seiner warmen Zunge über den Kopf. »Danke, du Held!«
    »Aber ich hab doch gar nicht … wieso …«
    »Ach, halt einfach die Klappe, Edgar, und genieße es, dass wir beide noch am Leben sind.« Der Straßenkater stupste Edgar in die Seite. »Du solltest wirklich aufstehen. Eine Blasenentzündung ist verflucht unangenehm. Glaub mir, ich weiß, wovon ich rede!«
    Edgar erhob sich, obwohl sich seine Beine ganz zittrig anfühlten. Im ersten Moment hatte er das Gefühl, gleich wieder zusammenzusacken. Er lief mit Algernon langsam durch den Park. Sein Atem beruhigte sich und auch sein Herzschlag erreichte wieder das normale Tempo.
    »Warum hat der Schlächter keinen Schatten?«, fragte Edgar. »Hast du irgendeine Idee?«
    »Na, das ist dir doch aufgefallen, und wie ich dich kenne, hast du dir bestimmt schon eine Erklärung dafür überlegt«, meinte Algernon gutmütig.
    »Er ist kein echtes Tier, sondern etwas anderes«, erwiderte Edgar. »Und er tötet nicht, weil er Nahrung braucht, sondern aus einem anderen Grund. Er ist … das Böse …«
    Algernon hielt inne und starrte Edgar an. Seine grünen Augen glühten. »Dass er nicht mit uns spielen will, ist mir auch klar.«
    »Aber hast du es nicht gespürt … das Unheimliche, das von ihm ausgeht? Eine unerklärliche Macht …«
    »So unerklärlich ist seine Macht nicht, er hat riesige Muskelpakete, oder sind dir die etwa entgangen?«
    »Es ist mehr als nur körperliche Kraft«, sinnierte Edgar. »Es ist … es ist ein Sog des Grauens. Das Böse umgibt ihn wie ein Geruch. Man riecht es, bevor man den Schlächter sieht.«
    »Du drückst dich kompliziert aus«, sagte Algernon. »Ja, verdammt, ich gebe zu, ich habe auch Angst gehabt. Ehrlich, mir ging der Arsch auf Grundeis und jetzt habe ich Dünnpfiff. Wehe, du erzählst Leyla davon, dann bist du die längste Zeit mein Freund gewesen!«
    »Ich erzähle ihr kein Wort«, versprach Edgar und ergänzte: »Von deiner Angst. Aber wir sollten Leyla erzählen, was wir gesehen haben. Vielleicht weiß sie ja, warum er keinen Schatten hat, sie scheint ja sehr klug zu sein.«
    »Hm«, brummte Algernon. »Dann sollten wir morgen wieder zu ihr gehen. Jetzt ist es leider zu spät, der Laden ist abends abgeschlossen.« Er gähnte. »Mann, bin ich hungrig. Du scheinst mir kein Glück zu bringen, Eddi. Sonst läuft mir in diesem Park die Beute vor die Nase, ich muss nur zugreifen. Aber jetzt haben sich alle Mäuse anscheinend verkrümelt. Bestimmt haben sie dich gerochen und sind schnell in ihre Löcher zurückgehuscht.«
    »Oder sie haben Angst vor der Bestie.«
    »Das kann natürlich auch sein. Obwohl ich noch nichts davon

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