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Edgar und die Schattenkatzen (German Edition)

Edgar und die Schattenkatzen (German Edition)

Titel: Edgar und die Schattenkatzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliese Arold
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gehört habe, dass der Schlächter auch Mäuse fängt. Jetzt lass uns aber auf die Jagd gehen, Kleiner, sonst falle ich demnächst vor Hunger tot um und Leyla weint sich die Augen nach mir aus.«
    Das tut sie bestimmt nicht, dachte Edgar. Er hatte nicht den Eindruck, dass sich Leyla vor Sehnsucht nach Algernon verzehrte.
    Sie durchquerten den Park, und während der Mond am Himmel weiterwanderte, fing Algernon drei Mäuse und Edgar immerhin eine. Dann angelte Algernon noch einen Fisch aus einem schmalen Flüsschen, das an den Seiten zuzufrieren begann. Er teilte ihn brüderlich mit Edgar, der den Fisch diesmal nicht ganz so widerlich fand. Vielleicht begann er sich langsam an den Geschmack zu gewöhnen, oder der Fisch aus dem kleinen Fluss war einfach leckerer als der aus der stinkigen Themse.
    Danach hielten die beiden Kater wieder ein kleines Nickerchen an einem trockenen und windgeschützten Platz. Im Morgengrauen liefen sie durch den Park zurück, um Leyla aufzusuchen, sobald das Antiquariat geöffnet war.
    Edgar trottete auf dem Kiesweg, während Algernon durchs Gras streifte. Sie hatten das schmiedeeiserne Parktor fast erreicht, als der rote Straßenkater einen erschrockenen Laut von sich gab. Edgar erstarrte.
    »Was ist los, Algernon?«, fragte er.
    Algernons Stimme klang gepresst, als er antwortete: »Hier liegt eine Leiche. Komm lieber nicht her, es ist kein schöner Anblick!«

 
     
     
     
     
     
    E dgar schlug Algernons Rat in den Wind, denn er war neugierig. Er wollte sehen, was sein Freund gefunden hatte. Also lief er ein Stück zurück und übers Gras bis zu der Stelle, an der Algernon stand und einen leblosen Katzenkörper betrachtete.
    »Oh!«, machte Edgar betroffen.
    Die Katze vor ihnen war noch jung. Sie lag auf der Seite, als würde sie schlafen, aber ihr Körper war unnatürlich flach, so als wäre eine Walze darübergerollt. Der Kopf war leicht nach hinten gebogen, die Augen geschlossen und aus dem Mundwinkel sickerte ein schmaler Faden Blut. Es war eine hübsche Katze mit getigertem Fell, ein Mädchen.
    »Schade um sie«, sagte Algernon traurig. »Sie war vielleicht ein halbes Jahr alt. Viel zu jung, um zu sterben. Das war der Schlächter, jede Wette!«
    Edgar blickte auf den toten Leib, während sich ein flaues Gefühl in seinem Magen breitmachte. Er hatte die getigerte Katze nicht gekannt, trotzdem tat sie ihm unendlich leid. Und gleichzeitig fühlte er sich schuldig. Der Schlächter hatte weder Algernon noch ihn erwischt, deswegen hatte diese junge Katze daran glauben müssen …
    Ihm wurde schlecht, er übergab sich ins Gras.
    »Oh ja«, kommentierte Algernon. »Du hast ja so recht. Es ist zum Kotzen mit dem Schlächter! Ich war so sicher, dass er den Park verlässt und für diese Nacht genug hat. Aber er hat leider doch noch ein Opfer gefunden.«
    Edgar säuberte sich mit den Pfoten. Er vermied es, die tote Katze noch einmal anzusehen. Stattdessen fragte er: »Was machen wir jetzt mit ihr?«
    »Wiederbelebungsversuche sind sinnlos«, murmelte Algernon. »Sie ist so was von tot, die Arme. Mausetot. Der Schlächter macht keine halben Sachen.«
    »Ich weiß. Aber wir können sie doch nicht hier liegen lassen«, meinte Edgar. »Vielleicht kommen dann Raben und …« Er brach ab, trotzdem sah er in seiner Vorstellung, wie schwarze Vögel auf dem Rasen landeten und sich dem Leichnam mit scharfen Schnäbeln näherten. »Wir … wir sollten sie begraben.«
    Algernon sah Edgar erstaunt an. »Hast du sie noch alle? Ich habe noch nie davon gehört, dass Katzen andere Katzen begraben.«
    »Aber Menschen tun so etwas«, behauptete Edgar. »Menschen begraben tote Menschen. Sie begraben manchmal auch ihre toten Tiere. Emma hat mir mal erzählt«, jetzt musste er schlucken, »dass sie Fay begraben hat. Fay war eine Katze. Sie lebte bei Emma und wurde ziemlich alt.«
    »Warst du dabei?«, fragte Algernon mürrisch.
    »Nein. Fay starb, lange bevor ich geboren wurde«, erwiderte Edgar. »Ich habe sie nicht gekannt, aber ich weiß vieles von ihr, weil Emma oft von ihr erzählt hat.«
    Algernon schlich vorsichtig um den toten Katzenkörper herum. »Wirklich schade um die Kleine. Sie war ein hübsches Ding. Hätte mir gefallen.«
    Edgar setzte sich auf die Hinterpfoten und begann sich zu putzen, denn dabei konnte er am besten nachdenken. Seine Gedanken schienen dann einfach besser zu funktionieren. Er könnte hier im Park ein Loch buddeln und gemeinsam würde es ihnen wohl gelingen, den toten Körper

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