Edgar Wallace - Der grüne Bogenschütze
machen. Aber ich glaube, das ist nur ein Vorwand. Er sagte, daß Miss Howett nach ihrer Mutter sucht, und ich sollte ihr mitteilen, daß sich diese Dame in Coldharbours Club, im ›Goldenen Osten‹ aufhielte. Wenn ich dadurch ihr Interesse erweckt hätte, sollte ich sie nach Limehouse bringen und dann wäre meine Aufgabe beendet. Fünfhundert Pfund wollte er mir dafür geben. Was denken Sie darüber, Captain Featherstone?«
Sein Gesichtsausdruck machte die Beantwortung der Frage überflüssig.
»Wann sollte dieser Plan ausgeführt werden?«
»Ich weiß es nicht, mir ist kein bestimmter Abend angegeben worden, aber es sollte wohl noch diese Woche geschehen.«
Er war aufgestanden, ging zu dem Kamin und schaute auf die glühenden Kohlen. Sie konnte sein Gesicht nicht sehen und vermutete, daß er es nicht sehen lassen wollte. Aber nach einer Weile drehte er sich zu ihr um.
»Ich kann Ihnen nicht sagen, wie sehr ich Ihnen für Ihr Vertrauen danke, Mrs. Savini. Sie haben wie jede anständige Frau gehandelt, als Sie dieses Angebot ablehnten, und ich kann Ihnen nur sagen, daß ich auch nichts anderes von Ihnen erwartet hatte.«
Fays Wangen färbten sich rot. Das war das erste Kompliment, das sie seit langen Jahren gehört hatte.
»Ich weiß wohl, daß dies ein Verrat ist. Ich hätte früher nie im Traum daran gedacht, so etwas zu tun.«
»Aber Sie haben es nun getan und es soll nur zu Ihrem Vorteil gereichen.« Er schaute auf seine Uhr, es war halb zwölf. »Ich will versuchen, Spike Holland anzurufen.«
»Heute morgen telephonierte ich –« begann sie.
Er wandte sich schnell um.
»Sie waren es, Fay? Miss Howett sagte mir, daß jemand sie anrufen wollte. Was für eine gute Seele Sie doch sind.«
Er ging zu ihr und reichte ihr die Hand. Und obwohl sie die Stirn in Falten legte, gab sie ihm doch die ihre.
»Wenn Sie mich zu Ihrer Hochzeit einladen, Featherstone, und es fehlen einige von den Hochzeitsgeschenken, dann dürfen Sie nicht denken, daß ich daran schuld bin.«
»Können Sie so lange warten, bis ich telephoniert habe?«
Sie nickte.
Er bekam sofort Verbindung mit dem »Blauen Bären«, und zu seiner größten Verwunderung kam Spike gleich an den Apparat.
»Ich dachte, Sie wären auf Wachtposten, Holland.«
»Das ist doch nicht nötig, Captain. Miss Howett ist schon um sieben Uhr fortgefahren.«
»Mit wem ist sie denn weggefahren?« fragte Jim schnell.
»Mit dem Beamten, den Sie von Scotland Yard geschickt haben. Ist sie denn noch nicht bei Ihnen angekommen?«
»Nein« sagte Jim heiser und hängte den Hörer an.
»Was ist los?« fragte Fay mit leiser Stimme.
»Miss Howett ist nicht in Garre, sie ist heute abend mit einem Manne fortgefahren, der behauptete, daß er ein Detektiv von Scotland Yard sei« erwiderte er langsam.
Einige Augenblicke war er vollkommen bestürzt über diese Nachricht, aber seine alte Energie kam bald wieder über ihn. Er klingelte und ein Beamter in Uniform erschien. Schnell gab er seine Befehle.
»Rufen Sie sofort Abteilung K an. Alle Mannschaften, auch die Reserven, sollen den ›Goldenen Osten‹ einschließen. Unter den Plänen für Razzias ist es Nr. 37… Haben Sie verstanden?«
»Jawohl, mein Herr« sagte der Beamte und notierte die Befehle auf.
»Alle Reserven der Abteilung im Dienst oder auf der Station sollen sofort in zwei Dienstautos zu mir kommen – aber schnell.«
Aus einer Schublade seines Schreibtisches zog er eine große Browningpistole, nahm sie aus dem Lederetui und schob einen Patronenrahmen hinein. Dann steckte er sie in die Tasche und nahm seinen Mantel.
»Ich wollte Sie eigentlich bitten, mitzukommen, aber ich glaube, es ist besser, wenn Sie hier bleiben. Es hat doch niemand gesehen, daß Sie nach Scotland Yard kamen?«
»Featherstone –« Fays Stimme war erregt. »Dieser Coldharbour Smith weiß verschiedenes von mir, es wird Sie nicht sehr interessieren, aber es würde mir sehr unangenehm sein, wenn Julius es erfahren würde. Wenn es zu einer Schießerei kommen sollte, knallen Sie ihn nieder!«
Jim mußte trotz allem leise lachen.
»Sie sind eine blutdürstige Frau« sagte er kurz und ging. Als er auf den Hof kam, war schon ein Dutzend Leute vom Spezialdienst versammelt, und er erklärte ihnen schnell den Zweck der Razzia.
»Ich verstehe, wir gehen offiziell darauf aus, die Leute abzufangen, die verbotene Glücksspiele spielen. Ich habe seit drei Monaten einen Durchsuchungsbefehl in der Tasche, und ich führe ihn heute abend ans. Ich
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