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Edgar Wallace - Der grüne Bogenschütze

Edgar Wallace - Der grüne Bogenschütze

Titel: Edgar Wallace - Der grüne Bogenschütze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Julius und Fay eilten in ihr Zimmer und schlossen die Tür leise hinter sich zu.
    »Was hat er nur gemacht?« flüsterte die erschrockene Frau.
    »Er wird ein Wasserrohr verlegt haben« meinte Julius beruhigend. Aber er hätte sich nicht träumen lassen, wie nahe sein Ausspruch der Wahrheit kam.

57
    A m nächsten Morgen stand Julius schon sehr früh auf. Er hatte genügend Entschuldigungsgründe, um in den Wachtraum zu gehen, denn seine jetzigen Pflichten brachten ihn in alle Teile der Burg. Als er den Raum aber betrat, erwartete ihn eine Überraschung. Er sah eine schwere Gittertür dort, die aus starken Stahlstangen bestand. Bellamy mußte sie noch in der Nacht angebracht haben, um den Zugang zu den Kerkern zu schließen. Julius konnte sich nicht darauf besinnen, jemals früher diese Tür gesehen zu haben. Er sah auch, daß die Tür mit einem ganz neuen Vorhängeschloß gesichert war. Als er Bellamy später traf, erwähnte er seine Entdeckung.
    »Eins von Ihren verrückten Dienstmädchen wäre in Ihrer Abwesenheit beinahe die Treppe hinuntergefallen« erklärte er. »Deshalb habe ich sie jetzt geschlossen, damit nichts mehr passieren kann. Aber warum fragen Sie?«
    »Ich hätte meiner Frau gern die Kerker gezeigt« log Julius.
    »Das geht jetzt nicht« war die ablehnende Antwort.
    Aber als sie sich nach einiger Zeit wieder begegneten, brachte der alte Bellamy von selbst das Gespräch wieder darauf zurück.
    »Wenn Ihre Frau die Kerker sehen will, so werde ich sie ihr selbst eines Tages zeigen« meinte er.
    Julius dankte ihm und berichtete Fay von seiner Unterhaltung.
    »Ich will die alten, verfluchten Kerker nicht sehen« rief sie. »Julius, ich gehe von hier fort. Unsere Wohnung in Maida Vale ist sicher kein Palast, aber es ist doch nicht so schauerlich dort.«
    Julius nahm ihren Entschluß ohne Widerrede hin.
    Aber Bellamy wurde aufgebracht, als er davon hörte.
    »Sagen Sie ihr nur, daß sie nicht so ohne weiteres fortgehen kann« rief er erregt. »Ich brauche sie hier. Auf alle Fälle muß sie eine Woche hier bleiben.«
    »Es wäre besser, wenn Sie ihr das selbst mitteilen, Mr. Bellamy« erwiderte der kluge Julius.
    »Schicken Sie Ihre Frau zu mir.«
    Fay kam sofort.
    »Savini sagte mir eben, daß Sie die Burg verlassen wollen?«
    »Das stimmt – Ihr Garre Castle fällt mir auf die Nerven, Mr. Bellamy.«
    »Sie fürchten sich wohl vor Geistern?« brummte er.
    »Nein, vor Ihnen.«
    Abel Bellamy lachte. Wenn sie sich angestrengt hätte, ihm etwas Angenehmes zu sagen, so hätte sie es nicht besser machen können.
    »Was, Sie fürchten mich? Was ist denn an mir dran, wovor Sie sich fürchten könnten? Vor häßlichen Männern haben die Frauen doch keine Furcht – im Gegenteil, die haben die Frauen doch gerne?«
    »Ich habe noch niemals an Höhlenmenschen Gefallen gefunden. Ich sehne mich nicht nur wegen Ihrer häßlichen Erscheinung nach meiner alten Wohnung. Sie sind gerade kein Adonis, das wissen Sie ja selbst, Mr. Bellamy, aber darum bekümmere ich mich nicht. Das ist die schreckliche alte Burg und vor allem die Geräusche in der Nacht.«
    »Julius hat mir gesagt, daß es die Wasserrohren sind, und vielleicht hat er auch recht. Aber ich kann bei dem Spektakel nicht schlafen, ich verliere mein hübsches Aussehen und das will ich nicht.«
    Er beobachtete sie durch halbgeschlossene Augenlider, und als sie zu Ende war, lachte er wieder leise in sich hinein, als ob er eine unbändige Freude meistern müßte.
    »Machen Sie es so, wie Sie wünschen, aber bleiben Sie noch bis zum Ende der nächsten Woche, dann können Sie gehen.«
    Sie hatte sich fest vorgenommen, die Burg sofort zu verlassen, aber merkwürdigerweise gab sie Bellamy doch ihre Einwilligung, noch solange zu bleiben.
    »Warum ich schließlich Ja sagte, kann ich mir eigentlich gar nicht erklären. Wenn ich noch eine Woche hier bleiben soll, bekomme ich graue Haare, Julius.«
    »Ach, du bist verrückt.«
    In der nächsten Nacht hörten sie das Klopfen wieder, aber es störte sie nicht weiter im Schlafe. In der dritten Nacht aber wachte Julius plötzlich auf und sah, daß auch Fay erschreckt im Bett saß.
    »Was war denn das?« fragte er.
    »Es klang wie eine Explosion.« Während sie noch sprach, kam wieder ein dumpfer Knall, der das ganze Gebäude erzittern ließ.
    Savini eilte auf den Gang, die Treppe hinunter. Er war mitten in der Halle, als der Alte nach oben kam.
    »Was wollen Sie hier?« fragte er.
    Savini bemerkte irgendeinen sonderbaren Geruch.

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