Edgar Wallace - Der grüne Bogenschütze
Sicher waren es die Rauchgase einer Explosion.
»Ist irgend etwas nicht in Ordnung?«
»Alles in Ordnung – ich habe nur eine kleine Sprengung vorgenommen, aber deshalb brauchen Sie sich nicht zu fürchten.«
»Eine Sprengung – mitten in der Nacht?«
»Ist das nicht die beste Zeit dafür? Eine der Kerkerwände sah mir so aus, als ob etwas dahinter verborgen wäre. In all diesen alten Burgen gibt es Schatzräume, und ich hatte schon seit einiger Zeit beschlossen, diese Mauer niederzulegen.«
Nun war aber Abel Bellamy nicht der Mann, der um drei Uhr in der Nacht auszog, um Schätze zu heben.
»Ihre Frau fürchtet sich wohl wieder? Ich dachte, ich wäre der einzige, vor dem sie sich fürchtet. Gehen Sie wieder zu Bett, Savini.«
Julius blieb nichts anderes übrig, als zu gehorchen.
»Der Alte hat Löcher in die Mauern gesprengt« erzählte er Fay.
»Wenn das Loch, das er gesprengt hat, groß genug ist, daß ich hinauskommen kann, dann krieche ich sofort hinaus« erwiderte Fay ganz bestimmt. »Und du kommst mit, Julius. Es ist ganz gleich, ob du hier viel Geld verdienst oder nicht. Warum wollte er dich denn wieder hier zurückhaben? – warum hat er mich hierhergerufen? Weil wir beide etwas wissen und ausplaudern könnten. Ich wußte, daß er hinter der Sache mit Smith steckte – hat er dich denn nicht zu mir gesandt, um mir Anweisungen zu geben? Smith hat mir das auch gesagt. Wegen seiner eigenen Sicherheit durfte er weder dich noch mich in der Stadt lassen. Wir sind blind gewesen! Er kann es doch durchaus nicht leiden, wenn Frauen in seiner Nähe sind, und trotzdem hat er nach mir geschickt. Wenn ich nur soviel Verstand gehabt hätte wie eine Mücke, dann hätte ich das vorher durchschauen sollen. Aber sobald es hell wird, gehen wir.«
Julius war es unheimlich zumute. Er ahnte, daß sie recht hatte und stimmte ihr zu.
»Natürlich habe ich recht« sagte sie zornig. »Julius, du bist ein verlorener Mann, wenn du länger hier bleibst. Der alte Fuchs führt irgend etwas Böses gegen uns im Schilde. Ich bin nicht beunruhigt wegen der Sprengungen, ich vermute, er hat nicht genug Dynamit, um ganz Garre Castle in die Luft zu sprengen. Aber hinter all diesem Klopfen und den Geräuschen steckt irgendein geheimer Plan.«
Bellamy war in der Bibliothek, als die beiden zu ihm kamen. Er las gerade in einem Exemplar des »Daily Globe« den Bericht über die Leichenschau.
»Wollen Sie ausgehen?« fragte er, als er ihre Kleidung sah.
»Nein, wir gehen nach Haus« antwortete Fay.
Bellamy legte die Zeitung nieder.
»Ich dachte, Sie wollten die Woche noch aushalten. Und Sie wollen auch fort, Savini?«
Julius nickte.
»Ach was, Sie sind wohl nicht ganz bei Verstand! Aber ich will keinen Streit mit Ihnen anfangen. Hier ist Ihr Lohn. Eigentlich haben Sie auf gar nichts Anspruch, wenn Sie mich so verlassen. Schreiben Sie mir eine Quittung über das Geld aus.«
Julius gehorchte und setzte sich das letztemal an Abel Bellamys Schreibtisch.
»Savini, erinnern Sie sich an die Ledermappe? Fragen Sie mich nicht, welche ich meine. Besinnen Sie sich darauf, wie Sie hier herumspioniert haben, wenn ich nicht da war? Wie Sie alle Schubladen im Schreibtisch geöffnet haben? Wissen Sie noch, wieviel geheime Nachrichten Sie Valerie Howett gegeben haben? Und ich habe Ihnen nur Gutes für all dieses Böse getan.«
Julius war auf der Hut. Er schaute ganz erstaunt auf, als der Alte plötzlich mit einem harten Ruck den Schreibtisch zurückstieß und den Teppich aufhob.
»Ich bin ein verlorener Mann« sagte Bellamy ruhig. »Dieser verdammte Spürhund, der Featherstone, hat alles über die Frau herausbekommen, die ich drunten gefangen halte. Und vermutlich wissen Sie es auch, sonst würden Sie nicht fortlaufen wollen.«
Er bückte sich, nahm ein Stück des Parkettfußbodens heraus, steckte den Schlüssel ein und öffnete. Savini beobachtete aufgeregt alle seine Bewegungen. Verwundert sah er, wie der Stein sich um die Stahlachse drehte. Ohne ein Wort zu verlieren, stieg Bellamy die Treppe hinunter.
»Kommen Sie und sehen Sie es sich an« sagte er. Julius folgte ihm, und widerstrebend ging auch Fay hinter ihm her.
Der Alte zündete unten einen Gasarm an und schloß die Türe auf. Die Lampen brannten unten, wie er sie verlassen hatte.
»Kommen Sie ruhig herein« sagte Bellamy, der am Eingang des Tunnels stand.
»Ich bleibe hier« erwiderte Julius. Er fühlte zitternd Fays Hand, die ihn am Arm zurückzog. Bellamy drehte sich
Weitere Kostenlose Bücher