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Edgar Wallace - Der grüne Bogenschütze

Edgar Wallace - Der grüne Bogenschütze

Titel: Edgar Wallace - Der grüne Bogenschütze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Bäume in der Nähe der Schlafzimmerfenster. Er kümmerte sich nicht um den kalten Wind, der durch den Wald heulte, auch nicht um den Regen, der ihm ins Gesicht schlug. Wenn sie zurückgekommen wäre, hätte Abel Bellamy in Zukunft sicher vor ihr sein können, aber der graue Morgen dämmerte herauf, ohne daß er etwas von ihr gesehen hatte, und er fuhr nach Garre zurück, ohne ein neues Verbrechen begangen zu haben.

64
    D ie graue Frau war also die ganze Zeit in der Nähe gewesen! Vielleicht war sie noch hier und verbarg sich in der Nachbarschaft, so daß er sie unmittelbar hätte erreichen können. Sicher war sie es, er hatte das graue Kleid nach der Beschreibung genau wiedererkannt. Nie hatte sie Kleider von ihm annehmen wollen, und obgleich er ihr die schönsten französischen Modeschöpfungen brachte, trug sie doch von dem Tage an, an dem sie in die Burg kam, stets ihr grauseidenes Kleid.
    Diesen Abend ging er nicht zu Bett, und am Morgen schloß er sich in der Bibliothek ein, um nicht gestört zu werden. Dann ging er die geheime Treppe zu Savinis Gefängnis hinunter, öffnete schnell die Tür und war in dem Raum, bevor Julius nach seiner Pistole greifen konnte.
    »Hände hoch!« rief der Alte. »Ich will Ihren Revolver haben!«
    Er nahm seinem hilflosen Gefangenen die Waffe aus der Tasche und schloß dann die Tür von innen fest zu.
    »Ich möchte mich ein wenig mit Ihnen unterhalten, Savini« sagte er, als er zu Julius zurückging. »Sie haben mir doch gesagt, daß neulich in der Nacht jemand hierherkam, um ein Buch zu holen. Haben Sie mich damals belogen?«
    »Warum sollte ich denn die Unwahrheit sagen?« fragte Julius finster.
    »Haben Sie gesehen, wer es war?«
    »Nein, ich hörte nur das Geräusch, wie die Tür geschlossen wurde.«
    »Meinen Sie diese Tür?« Der Alte zeigte auf die Öffnung, durch die er gekommen war.
    Savini nickte.
    Bellamy ging in das Schlafzimmer und zog den Vorhang vor dem Schrank beiseite. Die Kleider der grauen Frau hingen noch dort wie an dem Tage, als er die Savinis eingesperrt hatte. Er nahm sie und legte sie über den Arm.
    »Wie lange wollen Sie uns noch hier lassen, Bellamy?« fragte Fay. »Es wird etwas langweilig.«
    »Sie sind doch bei Ihrem Mann, das ist doch für eine Frau alles, was sie braucht. Und Sie sind ja eine gute Frau, nach allem, was ich von Ihnen gehört habe.«
    »Werden Sie nicht anzüglich« sagte Fay. »Das hat hiermit nichts zu tun. Wie lange wollen Sie uns noch hier gefangenhalten?«
    »Sie werden so lange hier bleiben, wie ich will. Und wenn es Ihnen zu langweilig ist, und Sie Gesellschaft haben wollen, kann ich diese Frage schon lösen.«
    Sie antwortete nicht. Aber als er sich der Tür zuwandte, sprang sie ihn plötzlich wie eine wilde Katze an, umfaßte mit ihren Armen krampfhaft seinen Hals und zog ihn nach hinten zurück.
    »Schnell, Julius!« schrie sie.
    Aber bevor Savini näherkommen konnte, hatte der alte Mann sie schon abgeschüttelt wie ein Hund eine Ratte und sie fiel dumpf auf den Steinboden. Bellamy nahm sich nicht einmal die Mühe, die Pistole zu ziehen. Mit bloßer Hand stieß er Savini zurück. Julius hätte weinen können, als er seine vollkommene Machtlosigkeit einsehen mußte. Fay war sofort wieder aufgesprungen. Sie sah bleich und gebrochen aus. Aber Bellamy schaute sie jetzt mit anderen Augen an, es lag etwas von Bewunderung für diese kühne Frau in seinem Blick.
    »Wenn Ihr Mann nur ein klein wenig von der Energie und dem Mut hätte, den Sie besitzen!« sagte er dann.
    »Das geht Sie gar nichts an« erwiderte sie verächtlich. »Geben Sie ihm seine Pistole zurück und probieren Sie es mal, Sie Gorilla!«
    Bellamy lachte und wandte sich wieder dem Ausgang zu. Fay packte ihn noch einmal am Arm und versuchte ihn aufzuhalten, aber er schüttelte sie wieder ab. Als er zur Bibliothek zurückkam, rief er Sen. Dann nahm er die Kleider und ging mit seinem Chauffeur zu einer entlegenen Stelle des Parks in der Nähe der Garage. Sie durchtränkten die Kleider mit Benzin und steckten sie an.
    »Die Sache wäre also in Ordnung« sagte Bellamy und stieg wieder in den Gefängniskeller hinunter, um seine Arbeit fortzusetzen.
    Den ganzen Nachmittag hörte Julius das Klopfen von eisernen Werkzeugen. Aber er gab sich keine Mühe zu sehen, was der alte Mann machte, da er ganz richtig vermutete, daß Bellamy die vergitterte Öffnung dicht verschlossen hielt.
    Zum erstenmal kam die Verzweiflung über Julius. Er hatte keine Waffe mehr, mit der er sich

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