Edgar Wallace - Der grüne Bogenschütze
verlieren.«
»Machen Sie doch keine Geschichten, ich muß mit Ihnen reden. Ich bin den weiten Weg von Limehouse hierhergekommen und gebe Ihnen die Möglichkeit viel Geld zu verdienen, obendrein will ich auch noch Julius helfen. Ich werde Sie gut bezahlen, Fay. Lassen Sie mich doch herein.«
Sie öffnete die Tür ein wenig weiter.
»Meinetwegen« sagte sie kurz. »Aber Sie dürfen nicht lange bei mir bleiben. Ich habe eine Köchin und ein Dienstmädchen in der Küche« fügte sie bedeutungsvoll hinzu.
»Sie können auch den Erzbischof von Canterbury zu Besuch haben!« entgegnete Coldharbour beleidigt. »Ich wollte geschäftlich mit Ihnen sprechen. Außerdem kann ich Ihnen ja sagen, daß Julius in einer Viertelstunde hier sein wird.«
»Woher wissen Sie denn das?« fragte sie erstaunt. »Haben Sie ihn gesehen?«
»Bellamy hat ihn zur Stadt geschickt und ihm gesagt, er hätte Zeit, seine Frau zu besuchen.«
»Weiß der denn, daß wir verheiratet sind?« fragte sie enttäuscht.
»Natürlich« erwiderte Smith verächtlich. »Ein Mann wie Bellamy weiß alles. Julius verdankt es doch nur mir, daß er seine Stelle behalten hat! Als Bellamy entdeckte, welche Vergangenheit er hatte, wollte er ihn hinauswerfen, aber ich sagte –«
»Wir wollen lieber über Geschäfte sprechen« sagte Fay ärgerlich. »Es ist zu früh am Morgen, um Märchen zu erzählen. Julius hat doch Mr. Bellamy alles selbst erzählt.«
Smith brach in schallendes Gelächter aus.
»Dann lügen wir beide. Denn Bellamy brachte es so heraus, er hat es weder von mir noch von Julius. Aber das hat mit unserer Sache nichts zu tun, Fay« sagte er leise und lehnte sich zu ihr über den Tisch. »Sie können vierhundert Pfund verdienen und haben praktisch nichts dafür zu tun.«
Sie sah ihn fest an.
»Sie würden mir nicht einmal fünf Cents geben, wenn ich nichts dafür tun sollte. Was ist es denn? Ich werde nichts Unerlaubtes tun, merken Sie sich das! Wenn Sie wollen, daß ich jemand heranschleppen soll, dann müssen Sie sich ein anderes Mädchen suchen, denn ich habe mich von solchen Dingen für immer zurückgezogen.«
»Das ist aber fein« sagte Smith mit erheuchelter Bewunderung. »Ich freue mich, das von Ihnen zu hören, Fay. Denn ich bin auch aus der Sache heraus. Die Aufgabe, die ich Ihnen zugedacht habe, ist ganz offen und ehrlich zu lösen, sie ist so gerade, wie –« er machte eine hilflose Pause, denn er konnte keinen passenden Vergleich finden – »nun gut, sie ist vollständig ehrlich. Kennen Sie dieses Mädel, die Howett?«
Sie nickte.
»Ein hübsches Ding – Sie hatten doch neulich einen kleinen Auftritt mit ihr bei El Moro’s?«
»Ich habe mich nicht mit ihr gestritten, ich habe sie nur begrüßt und ihr Guten Tag gesagt, da war weiter nichts dabei.«
»Das habe ich auch gehört« sagte Smith ironisch. »Ich verkehre ja auch bei El Moro’s, wie Sie wissen, Fay, und da erfahre ich alles. Aber darauf kommt es ja nicht an. Ich möchte Featherstone einen kleinen Streich spielen. Nach allem, was man weiß, ist er in sie verliebt und ist dauernd bei den Howetts im Hause. Er ist ein gewandter Kerl und denkt, er kann alle in die Tasche stecken.«
»Was wollen Sie ihm denn für einen Streich spielen?« unterbrach ihn Fay.
»Also hören Sie zu. Nehmen wir einmal an, Sie gingen hin und besuchten das Mädel. Sie können natürlich in einem sehr eleganten Wagen hinfahren – Geld spielt bei der Sache keine Rolle – und Sie würden dann mit ihr sprechen. Sie empfängt Sie sicher, denn sie weiß, wer Sie sind. Nun ist aber eine Bedingung dabei –« Er hob warnend seinen Finger. »Sie dürfen Julius nichts davon sagen.«
»Ich erzähle meinem Mann stets alles.«
»Vielleicht tun Sie das, vielleicht auch nicht, aber diese Sache dürfen Sie ihm unter keinen Umständen erzählen, haben Sie verstanden?«
»Nun sagen Sie mir doch endlich, was ich tun soll?«
»Sie sollen sie besuchen und freundlich mit ihr sprechen« sagte Smith schnell, denn er hatte sich etwas verspätet und fürchtete, daß Julius jeden Augenblick ins Zimmer treten könnte. »Dieses Mädchen sucht nach jemand – nach einer Frau. Sie ist nämlich nicht ganz richtig hier –« er zeigte auf den Kopf – »und sie hat die verrückte Idee, daß ihre Mutter irgendwo in Garre Castle ist. Tatsächlich ist ihre Mutter aber tot. Sie sollen nun Miss Howett besuchen und ihr sagen, daß Sie Mrs. Held gesehen haben – merken Sie sich diesen Namen ganz genau – also, daß Sie Mrs.
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