Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
EduAction: Wir machen Schule (German Edition)

EduAction: Wir machen Schule (German Edition)

Titel: EduAction: Wir machen Schule (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margret Rasfeld , Peter Spiegel
Vom Netzwerk:
Universität Greifswald im Vorfeld organisiert hatten. Nach einer Woche radelten sie wieder zurück. »Unterwegs haben wir uns auch mal verfahren, ich glaube, weil wir die Karte falsch herum gehalten haben. Unsere Begleiter, zwei Studentinnen, haben aber nichts gesagt. Erst als es dunkel wurde, haben wir es gemerkt, weil wir mitten in der Pampa waren und kein Haus mehr kam.« Natürlich ist es Aufgabe der erwachsenen Begleiter, Situationen einzuschätzen und, wenn nötig, einzugreifen. Aber wir müssen den Jugendlichen auch vertrauen und etwas zutrauen. Nur wenn sie wirklich Verantwortung für sich und ihr Handeln übernehmen, können sie Erfahrungen von Selbstwirksamkeit machen.
Ich finde es großartig, dass die Schule solche Räume anbietet, mit Naturwissenschaften ins Leben zu gehen. So viel Unterrichtsinhalt könnte ich nie in eine Stunde bekommen, wie ich auf Herausforderung nebenbei besprochen habe.
Mandy Voggenauer, Lehrerin für Naturwissenschaften
     
    Eine der wichtigsten Erfahrungen – die übrigens beinahe alle während ihrer Herausforderung auf die eine oder andere Weise machen – hat eine Begleiterin, Alice Rathgeber, wunderbar beschrieben: »Während der Reise gab es Tausende von diesen Überraschungseimomenten. Die Türen öffnen sich, sobald man auf dem Weg ist.« Die Studentin der Sonderpädagogik und Arbeitslehre ist im verregneten Sommer 2011 mit fünf dreizehn- und vierzehnjährigen Mädchen an die Ostsee geradelt. »Wir haben in Pfarrheimen geschlafen und einmal sogar in einer Kirche, direkt unter den Glocken, das war echt schön. Einen Abend hatten wir die Fähre verpasst und wussten nicht, wohin. Aber dann haben wir Leute auf einer Yacht kennengelernt, die uns den Schlüssel für ihr Clubhaus gegeben und uns sogar noch einen Topf Kartoffeln gekocht haben. Die leckersten Kartoffeln meines Lebens!« Schöner kann man nicht lernen, dass es sich lohnt, sich auf Neues einzulassen und Unsicherheiten auch mal auszuhalten.
    Besonders berührend war ein Erlebnis der Gruppe, die 18 Tage auf Korsika gewandert ist, neun Schüler und zwei unserer Lehrerinnen. Die Neuntklässlerin Anni hatte sich für die Wanderung neue Stiefel gekauft, aber nach ein paar Tagen klaffte in einer Sohle ein großes Loch. »Ich bin praktisch auf dem Boden gelaufen, ich hätte genauso gut barfuß gehen können.« Das war ein Problem für die Gruppe, deren Route durch die Berge im Inselinneren führte: In den Dörfern, durch die sie alle paar Tage mal kamen, gab es nur winzige Tante-Emma-Lädchen. Während die elf noch überlegten, ob sich die Sohle irgendwie reparieren ließe, passierte etwas Unglaubliches: »Wir sind in ein Dorf gekommen und wollten unseren Müll wegschmeißen, den wir gesammelt hatten. Als einer von uns in die Mülltonne guckte, lagen da zwei Wanderschuhe drin. Die waren so gut wie neu und haben mir gepasst.« Anni lächelt noch immer, wenn sie davon erzählt. Und Jasper, der dabei war, sagt: »Wir sind ja hier auf einer evangelischen Schule, und in dem Moment dachten wir: Da oben, da ist jemand, der passt auf uns auf.« Auch für Shanas verirrte Radelgruppe nahm der Tag damals ein gutes Ende: Sie hat den Weg aus dem Wald gefunden und ihr Etappenziel er reicht – wenn auch mit ordentlichem Umweg.
Den Mädels wurde vorher gesagt: Redet mit keinem und passt bloß auf, dass euch keiner wegfängt. Aber es ist nichts vorgefallen! Es war super, was wir für hilfsbereite Menschen kennengelernt haben.
Sarah Klug, Lehramtsstudentin und ehrenamtliche Begleiterin
     
    Zum Teil sind diese drei Wochen für die Eltern eine größere Herausforderung als für die Kinder selbst. Zumindest beim ersten Mal, wenn die Schüler in der 8. Klasse, also 13, 14 Jahre alt sind. Das Konzept finden viele Eltern zwar gut, etliche haben aber auch Sorge, dass die Herausforderung doch zu gefährlich sei und die Kinder noch viel zu klein. Bei der zweiten Herausforderung hat sich das dann geändert. Denn die Jugendlichen kommen von der ersten Herausforderung verändert zurück: selbstbewusst, geerdet, gewachsen. So erlebte es auch die Lehramtsstudentin Sarah Klug, die mit vier Mädchen entlang der Elbe, von Brandenburg nach Hamburg, wanderte. Sie erinnert sich, wie erleichtert, aber vor allem wie stolz die Eltern waren, als sie ihre Töchter bei ihrer Rückkehr vom Zug abholten. »Mich einfach so loszuschicken war für meine Mutter nicht leicht«, erinnert sich auch Shana. »Aber bei der zweiten hat sie gesagt, das schaffst du locker, mach,

Weitere Kostenlose Bücher